unsere Kanada Landreise – ein wenig Statistik und Info

Ein wenig was über diese gut drei Monate wollen wir zum Abschluss noch zusammenfassen. Vielleicht kann auch der ein oder andere etwas mit unseren Infos anfangen. Zuerst die Zahlen:

  • 107 Tage waren wir unterwegs
  • rund 16.300km bzw. 10.100 Meilen sind wir in der Zeit gefahren
  • an 63 Orten haben wir angehalten
  • zwischen 1 und 9 Nächten sind wir jeweils geblieben
  • unsere nördlichste Übernachtung war in Hinton,
  • die höchstgelegene im Yellowstone NP,
  • die westlichste in Ucluelet.
  • gut 5.600 Bilder (die noch nicht aussortiert sind…)

Generell empfehlen wir eine AAA/CAA Mitgliedschaft, auch mit neueren Autos. Wir haben Premium, da war das Abschleppen über mehr als 240km nach Saskatoon inklusive. Zudem gibt es gelegentlich Rabatt an Campingplätzen. Wir fanden, das gibt doch ein entspanntes Gefühl auf den teilweise ziemlich langen Strecken ohne Ortschaft, Tankstelle oder auch Werkstatt (so Schilder wie „nächster McDonald in 500km“ oder „nächste Tankstelle in 230km“ sind einem in Europa einfach nicht so geläufig, verdeutlichen aber die Weite des Landes eindrucksvoll ;-)). Auch verdienen manche Schlaglöcher eher die Bezeichnung Krater, nicht alle erkennt man frühzeitig.

„Overflow“-Camping (die regulären Plätze waren schon voll) im Mosquito Creek, Icefields Parkway

Wir wissen nicht, wie viel wir für Sprit ausgegeben haben oder für die Übernachtungen, darüber führen wir kein Buch. Geld sparen konnten wir auf etlichen Walmart-Parkplätzen, ansonsten waren wir auf regulären Campingplätzen oder in National/Provincial/Regional Parks. Parks liegen preislich etwas günstiger, im Schnitt bei etwa 20CAD (aktuell ~13€), bieten im Allgemeinen aber auch weniger Luxus als ein Campingplatz. Allerdings waren sie landschaftlich ausnahmslos wunderschön. Duschen hatten wir nur in den allerwenigsten Parks, Trinkwasser gibt es überall. Campingplätze mit Vollausstattung lagen für uns bei um die 40CAD (~26€), so richtig schlecht war nur einer (zu groß, zu laut, leider der einzige, der Platz hatte).

Die Campingplätze haben wir meist mit Stromanschluss genommen, zwischendurch mussten wir ja auch mal was arbeiten und die Laptops laden. Ganz generell gibt es Plätze mit „Full Hook Up“ (Abwasser, Wasser, Strom), „Partial Hook Up“ (üblicherweise Wasser + Strom) oder ohne Service (einen Wasserhahn findet man trotzdem immer irgendwo in der Nähe). Das macht natürlich auch noch einen Preisunterschied. Generell hatten alle „regulären“ Übernachtungsplätze einen Picknicktisch, viele auch eine Feuerstelle (in den Parks ist das Standard, je nach Feuergefahr darf man dann auch Lagerfeuer machen). Holz gibt es vor Ort zu kaufen, es ist wegen Schädlingen keine gute Idee, das von irgendwo mitzubringen. Reservierungen waren sehr selten nötig, zweimal hatten wir Probleme, einen Platz zu finden (einmal davon war ein Feiertag zum Ende der Sommerferien, den wir nicht auf dem Schirm hatten).

„Overflow“ für Radfahrer

Aus unserer Sicht war unser Auto das beste Reisemittel überhaupt! Wir haben alles untergebracht (sehr begrenzter Stauraum reduziert zumindest ein wenig die Souvenirsuche…), hatten ein bequemes, warmes Bett (die kanadischen Nächte können auch im Hochsommer ziemlich kühl werden!), der Spritverbrauch liegt im Erträglichen, mit einem kleinen Fahrzeug kommt man überall hin und man findet leicht einen Parkplatz. Ein Zelt hatten wir zwar dabei, aber nur in Red Deer als Alibi aufgestellt (offiziell darf man da nicht im PKW übernachten, dem Platzbetreiber hat das aufgestellte Zelt zum Anschein gereicht).

Kanada ist DAS Reiseziel für Outdoor- und Campingfans, der Westen noch ein Stück mehr als der Osten (unserer Meinung nach). Es gibt eine gefühlt unendliche Anzahl von Parks mit Campingplätzen und gut angelegten Wanderwegen, generell darf man überall in der Natur stehenbleiben, wo es nicht verboten ist – und davon gibt es etliche Orte, wenn man mal die ausgetretenen Pfade verlässt. Es mag komisch klingen, aber aus Zeitgründen haben wir das nicht mehr ausgekostet. Fahrräder dabei zu haben wäre nicht schlecht gewesen, dann hätten wir noch ein wenig mehr jeweils um uns herum erkunden können und z.B. zum Einkaufen nicht immer ins Auto steigen müssen. Kanu und/oder Kajak fahren ist ein Muss, es ist einfach eine der am weitesten verbreiteten Sportarten  – und macht Spaß!

da haben wir übernachtet

Wer sich die Nationalsparks (wie z.B: Banff oder Jasper) nicht entgehen lassen will, muss Eintritt zahlen. Ab etwa sechs Tagen Aufenthalt rentiert sich der Jahrespass, den wir uns gleich im ersten Park gekauft haben. Der Familienpass hat uns knapp 140CAD (~90€) gekostet. Davon finanziert werden unter anderem Straßen (die besten im Lande), Museen, Pflege der Wanderwege, Infocenter mit viel Material und persönlicher Beratung, usw.. Und wir könnten uns noch bis Ende Juni nächsten Jahres so lang in den Parks aufhalten, wie wir wollen. Mal sehn… 😉

Supermärkte gibt es in ausreichender Menge, die Auswahl ist gut, wenn auch nicht billig. Zwischendurch findet man Märkte oder kleine, individuelle Läden mit allen möglichen Spezialitäten. Wer Wert auf Bio legt, ist in Kanada gut aufgehoben. Die Versorgung ist zwar nicht billiger als in den USA, jedoch deutlich vielfältiger! Zudem haben wir in Kanada mit die besten Steaks unserer bisherigen kompletten Reise gegessen. Es gibt etliche Metzger und Bäcker – hatten wir beides lange nicht gesehen – mit eigenen Produkten, ohne Massenware.

Kurz und knapp zusammengefasst: wir hatten einen unglaublich schönen, unvergesslichen Sommer! Kanada bietet wahnsinnig viel überwältigende Natur, schöne Städte, tolle Museen und nicht zuletzt wundervolle Menschen.

fünf Jahre unterwegs

wir drei

Seit ein paar Tagen überlegen wir schon, was wir zu unserem Fünfjährigen schreiben. Was wir die letzten Jahre gemacht haben, steht mehr oder weniger im Blog, wer regelmäßig liest, kann da sicher auch herauslesen, dass wir uns verändert haben. Und auch unsere Vorstellungen von unserer Reise. Vor fünf Jahren wollten wir noch in 5-7 Jahren um die Welt (das ist wohl aktuell etwas unrealistisch ;-)), inzwischen ist uns das um-die-Welt-kommen eigentlich nicht mehr so wichtig. Wir möchten Länder, Menschen, Kulturen erfahren. Und wir haben viel kennengelernt, was wir bei einer schnelleren Reise verpasst hätten (allein die drei Monate dieses Jahr in Yaruquíes wollen wir nicht missen!). Vor fünf Jahren wussten wir, dass wir nicht genug Geld haben, um die ganze Reise zu finanzieren, noch dazu haben wir von allen Seiten gehört, dass es unmöglich ist, unterwegs Geld zu verdienen, inzwischen arbeiten wir beide über Internet. Was uns manchmal etwas bremst und einschränkt (wir brauchen nunmal Internet), andererseits die Reise überhaupt erst weiterführen lässt.

Mal sehen, wie und wohin es weitergeht 🙂

erster Eindruck

Heute mal ein ganz anderes Thema – das uns aber auf unserer bisherigen Reise immer wieder begenget ist. Wir treffen Menschen, die alle im Prinzip in dergleichen Umgebung sind. Was sie aber vor ihrer Abreise nicht waren, da sind Köche dabei, Lehrer, Polizisten, IT-Firmengründer, ehemalige Bänker, welche mit viel Geld, welche mit wenig, und irgendwie trifft man sich dennoch auf einem Level. Auf alle Fälle hat man von allen einen ersten Eindruck, vielleicht abhängig vom Boot, von der Kleidung, von was auch immer. Da kann man sich natürlich auch kräftig täuschen!

Alice Cooper – Bild kopiert von www.teamrock.com

Ein, wie wir finden, grandioses Beispiel zu dem Thema hat mit Segeln so gar nichts zu tun. In den USA haben wir öfter mal Radio gehört, abends kam oft eine Sendung „Nights with Alice“, die uns gut gefallen hat. Irgendwann kamen wir dann drauf, dass der Typ aus der Sendung ja Alice Cooper heißt und wir haben uns gefragt, ob das wohl DER Alice Cooper ist, der unter anderem bei Bühnenshows seine Hinrichtung inszeniert hatte oder auch mit provokanten Texten und Kostümen bekannt wurde. Und ja, er ist es. Jetzt hier in Ecuador hören wir oft seine Sendung (über Internet), weil er beim Moderieren einfach eine angenehme, ruhige, selbstironische Art hat und gute Musik spielt (OK, das ist Geschmackssache).

Wie sehr der erste Eindruck täuschen kann (das Bild vermittelt ja nicht gerade den Traumschwiegersohn per se), erfährt man dann, wenn man spaßeshalber ein wenig im Internet nach ihm sucht: ein Album zusammen mit dem Songtexter von Elton John traut man ihm wohl spontan nicht zu (die beiden haben sich beim Alkoholentzug kennengelernt), aber noch weniger erwartet man wohl von ihm, dass er als gläubiger Christ regelmäßig sonntags mit seinen drei Kindern in die Kirche geht und seit über 40 Jahren eine skandalfreie Ehe führt.

Kurz gesagt: der erste Eindruck kann so richtig daneben liegen, man sollte vor einem Urteil seinem Gegenüber immer die Gelegenheit für eine näheres Kennenlernen geben!

vor vier Jahren…

Kassiopeia in Solomons Island

Kassiopeia in Solomons Island

… haben wir unseren Liegeplatz in Hooksiel verlassen. Wenn uns da jemand erzählt hätte, dass wir heute in den USA sind, hätten wir ihm wohl einfach nur den Vogel gezeigt. Vor einem Jahr waren wir uns selbst ja noch nicht mal so ganz sicher, dass wir auch tatsächlich hier her wollen. Gelegentlich werden wir gefragt, was wir denn so für Pläne haben. Und die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach: recht wenige. Wir haben eine Menge Ideen, was wir gerne noch sehen wollen, diese verändern sich und es kommen neue hinzu, aber so richtig fest langfristig planen ist einfach nicht (mehr) unser Ding.

Wir genießen es sehr, die Freiheit zu haben, spontan zu entscheiden. Bisher haben wir keine schlechten Erfahrungen damit gemacht. Vor zwei Jahren wären wir sonst nicht zu unserer Landreise in Südamerika gekommen, wir hätten Marokko verpasst und jetzt wären wir wohl nicht hier. Alle „Umwege“ waren wunderbar, wir wollen keinen missen. Die Erfahrungen der letzten vier Jahre waren dadurch auch völlig unterschiedliche – landschaftlich, menschlich, kulturell haben wir unheimlich viele Eindrücke aufgenommen, keinen wollen wir missen. Wir sind schon neugierig, was noch so alles kommt 🙂

Eindrücke von den Bahamas

Ein paar Tage sind wir ja jetzt schon auf den Bahamas, wir sind ja auch bereits im dritten Hafen vor Anker. Nur haben wir irgendwie noch nicht so wirklich viel von unseren Eindrücken geschrieben. Zuerst fällt auf, wenn man eine der Inseln anläuft: es ist absolut flach! Und das Wasser ist sowas von klar, absolut traumhaft! Die Bahamas haben keine Flüsse, die Sedimente ins Meer spülen könnten, somit wird dadurch schonmal nichts verunreinigt. Hier in Marsh Harbour ist das Wasser trotzdem nicht sauber – es ist einer der aktivsten Häfen der Inseln. Was man jetzt aber auch nicht mit einem aktiven Hafen in z.B. Europa vergleichen darf, es ist hier dann doch etwas kleiner.

Die Bahamas haben insgesamt etwa 350.000 Einwohner, das ist schonmal weniger als alleine Nürnberg hat. Marsh Harbour hat als viertgrößte Stadt des Landes irgendwas um die 4.000 Einwohner, George Town, unser letzter Halt, hat so in etwa 1.400 und Matthew Town auf Great Inagua noch nicht mal 500 Einwohner. Das ist also alles ein wenig kleiner, als man das von deutschen Städten her so kennt. Dadurch aber wohl auch persönlicher. In Matthew Town wurden wir am ersten Tag direkt auf der Straße vom Zollbeamten angesprochen, dass doch Feiertag ist und wir erst einen Tag später kommen sollen. Eine andere Frau hat extra angehalten, um uns Hallo zu sagen und einen schönen Tag zu wünschen. Bei der Einwohnerzahl (Matthew Town ist der einzige Ort auf Great Inagua) kennt man sich eben und begrüßt Fremde (die Zahlen haben wir bei Wikipedia gefunden).

In George Town hat uns praktisch jeder, der uns auf der Straße begegnet ist, gegrüßt. Alle waren äußerst hilfsbereit, wir haben viel Unterstützung bekommen bei unserer Pumpensuche. In verschiedenen Geschäften haben die Leute andere Läden angerufen und nachgefragt, ob uns jemand weiterhelfen kann. Und das aber alles einfach nur aus Hilfsbereitschaft. Das gefällt uns!

Was uns nicht gefällt, sind die Preise. Aber auf die waren wir vorbereitet, deswegen hatten wir ja in Puerto Rico noch so fleißig eingekauft. Heute haben wir hier einen in Relation zur Einwohnerzahl völlig überdimensionierten Supermarkt gefunden und uns mal ein wenig genauer umgesehen. Glücklicherweise haben wir gerade keinen gesteigerten Bedarf an Küchenpapier ($30 für acht Rollen – nein, kein Tippfehler), Ziegenfrischkäse ($10 die kleine Rolle) oder Nudeln (das knappe Pfund zu $3). Kürbis und Weißkohl sind jedoch bezahlbar, das muss dann erstmal neben unserer regelmäßigen Sprossenproduktion an frischem Gemüse reichen.

Menschen und Wasser und Inseln und Strände – alles zusammengenommen gefällt es uns bisher richtig gut hier! Auch wenn wir eigentlich gerne bald ein Wetterfenster hätten, finden wir es doch sehr schön hier. Mal sehen, wie lange wir noch bleiben „müssen“.

Sozialleben

Das haben wir hier natürlich auch! Bisher haben wir nur recht wenig darüber geschrieben, das hatte sich einfach nicht ergeben. Wir haben in Chaguaramas in den unterschiedlichen Werften und Marinas in den letzten Wochen (eigentlich erschreckend,  dass wir schon wieder Wochen hier sind…) ganz viele wieder gesehen, die wir bisher auf unserer Reise kennengelernt haben. Die einen kennen wir seit Porto, andere seit El Hierro, etliche seit Jacaré, die nächsten seit Dégrad des Cannes oder Saint Laurent du Maroni. Von den einen wurden wir hier überrascht, von anderen wussten wir im Vorfeld. Gefreut haben wir uns bisher über alle!

Und selbstverständlich haben wir hier noch „neue“ kennengelernt, das bleibt nicht aus, ist aber ja auch schön 🙂 So kommt es natürlich, dass wir hier nicht nur am Schuften sind (was bei den Temperaturen gar nicht möglich wäre), sondern Zeit mit dem ein oder anderen Plausch verbringen. Wenn man „mal schnell“ ein Teil besorgen muss, trifft man fast immer jemanden auf dem Weg und es wäre ja mehr als unhöflich, einfach weiter zu gehen 😉 essenRecht viel Zeit haben wir die letzten Tage mit Madelyne und Rémy verbracht, die heute in Richtung Grenada aufgebrochen sind – womit wir bei der unangenehmen Seite des ganzen wären.

Man muss immer wieder Abschied nehmen, oft für unbestimmte Zeit, ganz oft wohl für lange Zeit. Wir wissen nicht, ob, und wenn ja, wann und wo wir uns wiedersehen – und das ist meist auch recht traurig. Heute war es das auf jeden Fall!

 

Schneller Stempel

Gestern waren wir schon beim Zoll, heute bei der Immigration. Der Beamte beim Zoll war sehr freundlich und gut drauf, mit einem Lächeln und einem Au Revoir waren wir nach kurzer Zeit wieder draußen. Der Stempel bei der Immigration heute ging noch deutlich schneller: wir standen am Schalter, der Beamte hat uns nicht mal richtig angesehen und schon waren die Stempel im Pass. Keine zwei Minuten hat das gedauert. Wow!

So hundert Prozent sind wir bis jetzt mit Französisch Guyana nicht warm geworden, vielleicht war die Zeit zu kurz. Vielleicht hatten wir aber auch einfach die falschen Eindrücke bekommen. Einerseits haben wir viele nette, auch hilfsbereite (besonders in der Touri-Info!) Menschen getroffen, viele grüßen, besonders Kinder, es herrscht wenig Stress. So einen entspannten Service wie in dem Restaurant diese Woche hatten wir schon lange nicht mehr. Andererseits können wir uns nicht erinnern, in einem der bisherigen besuchten Länder so viele regelrechte menschliche Wracks gesehen zu haben. Durch Drogen und/oder Alkohol zerstörte Menschen, die am hellichten Tag völlig verdreckt und/oder halbnackt z.B. durch den Markt laufen und neben den Esstischen ihre Streitereien austragen. Es gibt Menschen, die sich in der französischen, sozialen Hängematte ausruhen und andere, die von der „Metropole“ mit viel Geld zum Arbeiten hergelockt werden (wir hörten von einem Angebot für einen HNO mit 13.000€/mtl., acht Wochen Urlaub, Unterkunft und Heimflüge inkl.). Die Einkommensspannen sind groß, die Lebenshaltungskosten nicht günstig. Der ein oder andere, besonders Jugendliche, verdient sein Geld mit Drogenschmuggel  (letzthin wurden in einem Flieger nach Frankreich 18 (!) Jugendliche mit verschluckten Drogenpäckchen gefasst). Die soziale Hängematte lässt sich mithilfe von Kindern anscheinend gut aufbessern – die Anzahl der Geburten in der Stadt ist nicht so sehr weit von der Nürnbergs entfernt, allerdings hat Saint Laurent du Maroni nicht mal ein Zehntel der Einwohner. Jedoch muss man dazu fairerweise sagen, dass viele aus Surinam zum Entbinden kommen (dadurch bekommen die Kinder zwar nicht die französische Staatsbürgerschaft, aber anscheinend ist die medizinische Versorgung besser).

so zwischendurch gesagt

maedelWas man, zumindest nach unseren Erfahrungen, in Brasilien recht vergeblich sucht, sind die rassigen Brasilianerinnen, die man in Deutschland aus den Medien kennt. Es ist nicht so, dass es sie nicht gibt, aber eine Mehrheit sind sie definitiv nicht, eher eine ganz, ganz kleine Minderheit. Was man aber sieht, und das ist eher normal, sind Brasilianerinnen, die stolz alles zeigen, was sie haben. Das ist nicht immer wenig, auch nicht immer hübsch. Aber trotzdem immer schön anzusehen, weil sie einfach selbstbewusst sind. Und fast immer fröhlich – meist wird man angestrahlt, wenn man sie freundlich anlächelt. Und das fällt hier wirklich leicht, die Menschen sind einfach angenehm. Was man hier nicht sieht, sind Menschen, die auf andere zeigen und über sie lästern oder herziehen. Das ergibt eine unglaublich angenehme Atmosphäre, die wir hier sehr genießen.

Uns geht es da übrigens nicht allein so, am Wochenende saßen wir mit Janik und Marc zusammen, die da denselben Eindruck haben wie wir. Und die das ebenso genießen.

Freundschaften

Die sind, insbesondere wenn man weit weg von zuhause ist, ein ganz wichtiges Thema. Für uns zumindest. Jetzt entwickeln sich Freundschaften ja mit der Zeit sowieso – die einen werden intensiver, andere verlaufen sich. Dann gibt es aber auch welche, bei denen man auf die Entfernung gar nicht mehr soooo viel Kontakt hat, die aber dennoch nicht „aufhören“. Das äußert sich dann, wenn man sich doch mal wieder sieht oder einfach mal Kontakt hat (auf welche Art auch immer). Mit richtig guten Freunden ist es dann so, als ob es keine Zeit zwischen dem letzten Kontakt gegeben hat. Wir finden, das ist etwas ganz spezielles und sind in der glücklichen Lage, ein paar solcher Freunde zu haben. Und im Moment sind wir in der noch glücklicheren Lage, genau solche Freunde auch mal wieder von Angesicht zu Angesicht zu treffen.

Dazu gekommen sind bei uns in der letzten Zeit ganz andere Freundschaften: einmal zu anderen Seglern, dann aber auch zu Menschen vor Ort. Bei manchen Seglern stimmt auf Anhieb die Chemie und da ist es dann besonders schön, wenn man sich wieder trifft, vielleicht sogar unverhofft. Die Kommunikation, wenn man nicht gerade in derselben Bucht oder Marina liegt, ist dann wie mit den Freunden zuhause – sporadisch, aber sehr schön, wenn man mal gleichzeitig Internet hat!

Über Freundschaften mit Menschen vor Ort freuen wir uns auch sehr. Kommen wir doch als Tourist in ein fremdes Land mit teilweise ganz anderen Kulturen und Lebensweisen, finden wir es schon ganz speziell, dass sich über alle Grenzen und gelegentlich Sprachbarrieren hinweg Freundschaften bilden und auch halten können!

Freundschaften werden aber nicht nur mehr, sondern die ein oder andere löst sich auch auf. Die Frage ist, ob das dann tatsächlich irgendwann mal als Freundschaft bezeichnet werden durfte. Aber manchmal täuscht man sich eben leider auch, wir sehen das als Lernprozess. Eine wie wir finden ganz, ganz wichtige „Eigenart“ langfristiger Freundschaften, besonders über große Entfernungen, ist die Ehrlichkeit und Offenheit miteinander. Das kann nicht jeder und somit trennt sich auch gelegentlich die Spreu vom Weizen, in zwei Fällen mussten wir das leider lernen.

Bleibt uns nur noch ein monstermäßiges DANKE an alle unsere Freunde, die das auch über größere Entfernungen bleiben!!

Hommage ans Essen in Bolivien

Bevor wir das erste Mal nach Bolivien eingereist sind, hatten wir ja einen Artikel zum Thema McD in Bolivien verlinkt. McD haben wir tatsächlich auch keinen gesehen, es gibt allerdings ganz vereinzelt Burger King, KFC und ähnliches. So richtig passen tut das nicht wirklich ins Land, außer in Santa Cruz. Die Stadt ist anders, viel europäischer bzw. brasilianischer orientiert. Im Hochland, z.B. in Uyuni, Potosí oder Copacabana würden solche Schnellimbisse aus unserer Sicht eher wie Fremdkörper wirken.

Sopa de Maní – Erdnusssuppe

Hauptgang

Obwohl es dort nicht wirklich Schnellimbisse gibt und Restaurants auch eher von Touristen oder der Oberschicht besucht werden, wird unheimlich viel auswärts gegessen. Bevorzugt passiert das auf Märkten oder an Straßenständen, da gibt es ein riesiges und vielfältiges Angebot! Die beliebsteste Mahlzeit ist Almuerzo – das Mittagessen. Man bekommt es von früh bis spät in den Nachmittag hinein. Normalerweise besteht es aus zwei Gängen – Suppe und Hauptgericht. Die Menge ist so ausreichend, dass man ziemlich satt wieder aufsteht und bis zum Abendessen gut gefüllt ist. Gelegentlich passt auch mal noch ein Obstsalat mit rein, dann ist die Siesta allerdings dringend nötig! Wer keine Zeit oder Gelegenheit hat, sich hinzusetzen, kann das Essen auch mitnehmen. Entweder im mitgebrachten Geschirr oder man bekommt alles in Plastiktüten gefüllt (ja, auch die Suppe). Leider reduziert das den Plastikmüll auch nicht wirklich, aber das ist ein anderes (nicht sehr schönes) Kapitel.

links der kleine, rechts der große. Der Erdbeersaft gehört zum Kleinen

Das Essen ist immer frisch gekocht und auch aus frischen Zutaten. Es könnte sich wohl keiner der Stände erlauben, schlechte Ware anzubieten, da würden sofort die Kunden wegbleiben. Wir haben sehr oft am Markt gegessen und NIE eine schlechte Erfahrung gemacht. Es war immer äußerst lecker und wir kamen so auch leicht ins Gespräch. Man sitzt nämlich teilweise recht zusammengepfercht an kleinen Tischen, was jedoch für uns auch viel vom Charme ausmacht. Günstig ist es auch noch. Wir haben ja ein paar Mal auch selbst gekocht – die Zutaten sind nicht wirklich viel günstiger und dann hat man ja auch noch die Arbeit. Heute waren wir hier essen für zweimal 13bs (~1,47€), danach haben wir uns noch einen Obstsalat gegönnt, 10bs und 12bs. Und die Preise waren im ganzen Land ähnlich (Burger King verlangt hier übrigens ähnliche Preise wie in D zu unserer Abreise).

Wir werden das sehr vermissen!

Zwei Jahre unterwegs

Marokko

Marokko

La Graciosa

La Graciosa

Wahnsinn, zwei Jahre schon! Oder erst? Und wie viel hat sich für uns in der Zeit getan, wie viel haben wir gelernt. An erster Stelle steht dabei das Pläne ändern! Wenn wir so gesegelt wären wie ursprünglich geplant, wären wir jetzt irgendwo in der Südsee. Und was hätten wir alles verpasst – neben anderem das fantastische und beeindruckend schöne Marokko, die für uns ganz besonderen kanarischen Inseln Graciosa und natürlich El Hierro, die Perle Fernando de Noronha, die WM in Brasilien und jetzt dann noch den Teil von Südamerika, den wir ab Ende nächster Woche bereisen. Nicht zu vergessen die Menschen, die wir treffen durften! Durch die teilweise etwas längeren Aufenthalte bekamen wir die, wie wir finden, einmalige Chance, Menschen vor Ort auf eine Weise kennenzulernen, wie man sie auf einer „normalen“ Reise nicht bekommt. Und das macht für uns einen großen Teil der Schönheit der Reise bisher aus!

El Hierro

El Hierro

aequator

Äquator

Natürlich lernen wir auch Segler kennen unterwegs. Die einen trifft man wieder, die anderen nicht, ein paar reisen sehr langsam, andere pesen um die Welt. Interessant an den Treffen ist, dass bei denen mit ähnlichem Tempo auch die Chemie besser passt. Wir haben erlebt, dass sehr viel und sehr selbstlos untereinander geholfen wird, leider auch das Gegenteil. Allerdings überwiegt hier das Positive doch deutlich! Was uns sehr gefällt, ist der viele internationale Kontakt. Sprachliche Hürden werden eigentlich irgendwie immer genommen, die waren bisher noch kein echtes Hindernis. Die ein oder andere „spezielle“ Eigenschaft verschiedener Nationen bestätigt sich zwar immer wieder, aber wir finden das größtenteils eher amüsant 🙂 Auf jeden Fall haben wir schon etliche Freundschaften schließen dürfen (nicht nur mit Seglern!)!

Fernando de Noronha

Fernando de Noronha

Brasilien

Brasilien

Noch eine Sache freut uns sehr! Obwohl wir gelegentlich schon ziemlich schlechten Internetzugang hatten (von Übertragungsraten wie in Deutschland können wir nur träumen), für den Kontakt mit der Heimat also Familie und Freunden reicht es eigentlich immer. Und das ist sehr schön!

Warum es uns auf El Hierro so gut gefällt

Wir sind ja jetzt doch schon wieder ein Weilchen hier, teilweise unfreiwillig verzögert, genießen es jedoch immer noch sehr. Hier ein paar Gründe dafür:

  • die Menschen hier. Insgesamt ist die Stimmung sehr entspannt und freundlich. Die einzige Hektik geht von gerade angekommenen Urlaubern aus 😉 Wir werden gegrüßt, es ist auch immer mal Zeit für einen Plausch. Obwohl wir Touristen sind, fühlen wir uns sehr gut aufgenommen, integriert und auch willkommen.
  • selbstverständlich ist das Wetter nicht so ganz unwichtig. Da wir hier im tiefsten Winter immer noch barfuß unterwegs sind, fast jeden Tag die Sonne scheint und wir meist deutlich über 20°C haben, genießen wir sehr.
  • die_bankjeden früh, mittags und auch abends ist die Bank, die zum Hafen runterzeigt, mehr oder weniger voller Menschen (fast ausschließlich Männer, Frauen sind aber nicht unerwünscht), die dasitzen, schauen, das Tagesgeschehen kommentieren und alle, die vorbeigehen, begrüßen.
  • der Fischfang wird sehr moderat betrieben. Es gibt keine großen Schleppnetze, somit keinen Beifang, sondern es wird geangelt. Die Fischer werden vielleicht nicht reich, grillfisch_frischkönnen aber dennoch passabel davon leben. Der komplette Fang wird über die Cofradía verkauft, in der man den für uns bisher besten Fisch bekommt – und zwar absolut frisch!
  • die Insel ist wunderschön! Obwohl die kleinste der Kanaren empfinden wir sie als die abwechslungsreichste. Sie ist grün, vulkanisch karg, mit steilen Hängen, einsamen Stränden, wilden Felsküsten, ruhigen Buchten, dicht bewaldet, hügelig und noch vieles mehr. Unsere Bilder bisher dürften das ein wenig ausdrücken.
  • lebendkoederdie Wasserqualität ist toll. Im Hafen können wir bei 8m Wassertiefe auf den Grund sehen. Es schwimmen ums Boot herum Schildkröten, Fischschwärme, Pulpos, Barracudas und ein paar Touristen. Im Vorhafen und weiter draußen ist es noch besser, von Tauchern hören wir immer wieder, dass es im Hafen ja trüb ist im Gegensatz zu draußen.
  • ebenso besonders erwähnenswert ist die Postzustellung. Über die „normale“ Post haben wir zwei Pakete und eine Karte bekommen – der Mitarbeiter kennt seitdem bis heute unsere Namen. Heute hat er uns auf der Straße angehalten um zu fragen, ob wir jemanden kennen, dessen Brief er nicht zuordnen kann. Wir sind uns sicher, er wird so lange fragen, bis er denjenigen findet! Auch der UPS-Lieferservice hat durchaus extra Mühen auf sich genommen, um zu uns auf den Steg zu kommen (er musste sich erst am anderen Ende des Hafens einen Schlüssel für die Zugangstür besorgen).

Nuestra Señora del Pino

einer der Schutzpatrone auf Kassiopeia

einer der Schutzpatrone auf Kassiopeia

Das ist die Schutzpatronin von Gran Canaria, zu deren Ehren gestern Feiertag war. Und weil da Sonntag war, hat man ja nichts davon, somit war heute auch nochmal sowas wie ein Feiertag. Das heißt soviel wie: die Geschäfte haben offen oder machen später auf oder bleiben gleich ganz zu. Samstag hieß es noch von einem Stegnachbarn (wohnhaft hier gleich um die Ecke), dass zwar „sowas wie ein Feiertag“ ist, aber alles offen hat. Das stimmte dann zwar so nicht ganz, aber wir haben auch nichts dringendes gebraucht (zumindest konnten wir uns ohne Probleme noch satt essen ;-)). Heute früh (bevor wir „Nuestra Señora del Pino“ ergoogelt hatten) hatten wir noch überlegt, warum denn schon wieder Feiertag ist. Eine Vermutung war dann: „weil schon seit bestimmt zwei Wochen keiner mehr war“. Wir halten das grundsätzlich auch für plausibel 😉

baeckereiDie Kanaren gefallen uns übrigens auch besonders wegen der Menschen bisher sehr gut. Die absolut überwiegende Mehrheit derer, mit denen wir bisher zu tun hatten, ist überaus freundlich. Es scheint, als ob alle von Grund auf erstmal positiv eingestellt sind. In der Post, im Supermarkt, auf dem Markt, hier in der Marina in den Geschäften, auf der Strasse – man muss schon sehr suchen, um jemand zu finden, der mit einem grantigen Gesicht durch die Gegend rennt und unfreundlich schaut. Überall wird auch miteinander geschäkert – wie oft ich im Supermarkt schon andere Kundinnen fragend angeschaut habe, weil ich ihren Schwall Spanisch nicht auf Anhieb verstanden habe, weiß ich schon nicht mehr. Und jedes Mal war es für alle Beteiligten eine lustige Angelegenheit. Auch ein kleiner Schwatz mit den Angestellten gehört offenbar zum guten Ton.

ausruhenWas uns absolut positiv aufgefallen ist, ist das Anstehen bei allen Gelegenheiten, besonders natürlich beim Einkaufen, aber auch in der Post. Völlig undenkbar ist hier (zumindest auf den von uns bisher bereisten Orten auf den Kanaren), dass sich jemand an der Kasse, an der Gemüsetheke beim Abwiegen (ja, das muss man nicht selber machen!), an der Fisch- oder Fleischtheke, in der Post, … vordrängelt. Das geht hier gar nicht. Meistens sind Nummern zu ziehen und man kann auf einer der bereitgestellten Sitzgelegenheiten (z.B. vor der Fleischtheke) gemütlich warten, bis man dran ist. Falls eine weitere Kasse geöffnet werden muss, dann achten alle (auch die hinter einem) darauf, dass der, der zuerst da war, auch zuerst dran kommt. Im Stoffladen wird gelegentlich diskutiert, wer denn nun noch nicht dran ist und der, der am wenigsten vehement ist, kommt dran. „No tengo prisa“ (ich habe keine Eile) ist da sehr beliebt.

Angenehm, oder? 🙂

Was uns an Marokko gefällt

badetagDie letzten Tage haben wir es gemütlich angehen lassen. Donnerstag und Freitag war das Wetter noch nicht wirklich schön, erst gestern und heute durften wir wieder Sonne genießen. Zwar mit etwas kühlerem Nordwind, aber das ist wohl auf sehr hohem Niveau gejammert, wenn wir uns das Wetter daheim so ansehen 😉 Immerhin können wir bei geöffneter Kuchenbude im T-Shirt im Cockpit frühstücken.

So gaaaaaanz langsam scheint sich das Wetter etwas zu beruhigen und es gibt zumindest auch mal Wind aus der passenden Richtung. Noch nicht sehr stabil und ausdauernd, aber wir sind guter Hoffnung, dass das vor der erforderlichen Visumsverlängerung (Anfang Mai) was wird. Das heißt für uns: ebenso langsam müssen wir uns seelisch, moralisch und auch sonst auf die Weiterfahrt vorbereiten. Ach ja, seit gestern wissen wir auch, warum wir vor einer Weile den Steg wechseln mussten. Hier kommt ein Solar-Boot vorbei, und zwar die MS Tûranor PlanetSolar. Wir sind schon ziemlich neugierig, wie die hier manövrieren. Mal sehen, ob wir noch da sind, wenn die ankommen.

landschaftWir haben uns inzwischen mal ein wenig Gedanken über unsere bisherigen Eindrücke von Marokko gemacht. Wir sind uns bewußt, dass das sehr subjektiv ist und wir auch bei weitem nicht alles von Land und Leuten kennengelernt haben. Aber wir denken, doch ein bißchen einen Einblick erhalten zu haben.

Was wir vermissen werden:

  • die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Entspanntheit der Menschen ist einfach immer noch wunderbar für uns. Wir wurden bisher noch nicht ein einziges mal unfreundlich behandelt. Im Gegenteil, wir hören immer noch oft „Welcome in Morocco“ und sehen lachende und glückliche Gesichter, wenn wir auch nur ansatzweise Interesse zeigen.
  • die Kultur ist wunderschön und faszinierend anders als in Europa. Wir denken, unsere bisherigen Bilder sprechen für sich.
  • die Landschaft, die wir auf unserer Tour in Richtung Sahara sehen durften, ist beeindruckend abwechslungsreich, schön und weit. Auch wenn die Alpen etwa zur gleichen Zeit entstanden sind wie der Atlas, sind die beiden Gebirge doch grundverschieden.
  • wir lieben Märkte und sind somit hier genau richtig. Es ist tatsächlich die beste und günstigste Möglichkeit, sich mit den meisten Dingen des täglichen Lebens einzudecken. Leider können wir die Gerüche und Geräusche nicht wirklich rüberbringen, es würde sich lohnen.
  • Lebensmittel sind günstig und gut, leider nicht sehr lange haltbar. Das kommt eben davon, wenn Gemüse reif geerntet wird (der Geschmack entschädigt aber ;-)). So Dinge wie die Lebensmittelskandale zum Thema Fleisch (welches Fleisch ist wohl in der Packung?) in Deutschland betreffen uns hier nicht, da wir direkt beim Schlachter kaufen können.
  • modedie Mode ist wunderbar unkompliziert, besonders bei Frauen: viele sind im Kaftan unterwegs und haben drunter ihren Haus- oder Schlafanzug an, sehr beliebt ist als Muster z.B. Hello Kitty
  • wir sind zwar in einem islamischen Land, konnten bisher aber keine ernsthafte Einschränkung für (westliche) Frauen feststellen. Auch auf dem Markt oder generell in den Straßen tragen viele Frauen zwar ein Kopftuch, was sie aber nicht an Selbstbewußtsein einschränkt.
  • es werden Sachen repariert und nicht weggeschmissen. Wir haben z.B. Schuhe reparieren lassen, da sind wir uns nicht sicher, ob wir daheim jemand gefunden hätten, der das bezahlbar in derselben Qualität gemacht hätte. Mofas, Autos, Espressokannen, Mixer, für alles gibt es Ersatzteile und kleine Werkstätten überall. In unmittelbarer Nähe sind z.B. auch bestimmt fünf Schreinereien, die uns spontan einfallen.

Ganz generell können wir sagen: wir sind SEHR froh, den Abstecher hierher unternommen zu haben, wir genießen es immer noch sehr. Auch wenn der Hafen aufgrund des Wetters recht oft geschlossen war, bei den Wetterbedingungen bisher hätten wir auch sonst nicht losfahren wollen.

ein halbes Jahr

Gestern war es ein halbes Jahr, dass wir unterwegs sind. Bzw. ein halbes Jahr seit dem letzten Ablegen aus Hooksiel. Sehr viel ist passiert in diesem halben Jahr, sehr viel hat sich für uns geändert. Aber eigentlich war das vor einem halben Jahr gar nicht der Anfang der Reise, das war mehr ein schleichender Übergang zwischen Plan fassen, erste Schritte zur Umsetzung, ernstere Schritte zur Umsetzung, immer mehr Stress in der Umsetzung, Ablegen und schließlich vorerst hier bis Lagos kommen. Zu unserer Abfahrt wussten wir nicht immer, wo uns der Kopf steht vor lauter Stress. Kassiopeia stand schon ein gutes Jahr in Hooksiel, also 700km entfernt von zuhause und wir sind jedes zweite Wochenende nach Norden gefahren. Nebenbei haben wir natürlich noch Geld verdienen müssen, die Jobs durften möglichst nicht darunter leiden. Langer Rede kurzer Sinn: wir waren nicht wirklich entspannt, als es los ging.

Anfangs dachten wir, wir MÜSSEN weiter, wir müssen doch durch die Biskaya, wir können uns keine Zeit lassen. Wir mussten uns regelrecht zur Entspannung zwingen, Danke nochmal für die Mails und Kommentare dazu, die Unterstützung war sehr wichtig für uns!!!! Schritt für Schritt haben wir uns entschleunigt und uns immer mehr auf das Wetter eingelassen. Das Wetter hat es uns allerdings nicht einfach gemacht, irgendwie war wohl dieses Jahr der Wurm drin (was übrigens auch andere mit mehr Erfahrung übereinstimmend festgestellt haben ;-)). Andererseits hat uns gerade das Wetter somit dazu „gezwungen“, Geduld zu lernen und entspannt zu bleiben, auch wenn es mal nicht so vorwärts geht, wie wir das gerne hätten. Und es tut gut, diesen Lernprozess durchzumachen!

Wir sind inzwischen deutlich entspannter als zur Abfahrt (wäre ja wohl auch tragisch, wenn das anders wäre) und können einfach genießen. Früher, schon vor all den Vorbereitungen, war immer zuviel Stress und einfach zu wenig Zeit und Muse für uns, zum Lesen, zum Socializing (gibt´s da auch ein deutsches Wort?), zum Kochen, zum Genießen, ganz einfach: zum Leben! Wir danken allen, die geholfen haben (es auch immer noch tun!), uns diese Reise jetzt zu ermöglichen! Wir hätten es allein nicht geschafft. Ein großer Teil von euch fährt mit uns mit, wir haben beide Bilder aufgehängt und immer im Sichtfeld 😉

Wir freuen uns auch immer noch über alle Unterstützung, sei es ein unerwarteter Film von uns, Postkarten oder Pakete von zuhause, der Kontakt mit Bloglesern per Mail oder auch mit neuen und alten Freunden über die Welt verstreut über Skype, Mail oder fb, der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Bisher können wir nur sagen: das alles war den Stress vorher wert!

Die Bilder können nur einen geringen Teil unserer Eindrücke wiedergeben, trotzdem hier ein kleiner Überblick über das bisher unterwegs erlebte.