Nariz del Diablo

Wir sind ja eigentlich nicht so sehr die Freunde von konzentrierten Touristenveranstaltungen. Aber eine musste heute dann doch sein. Wir hatten schon viel von Nariz del Diablo gehört und es waren sich alle darin einig, dass es ein lohnendes Ziel ist. Also haben wir in den sauren Apfel gebissen und uns gestern die Tickets für den Zug für die Tour gekauft. Anders kommt man nämlich nicht hin. $32 pro Person haben sie gekostet, im Verhältnis zu den sonstigen Lebenshaltungskosten hier ein sehr stolzer Preis.

Die zweistündige Busfahrt nach Alausí kam da schon eher unserem Geldbeutel entgegen, über $2,35 können wir nicht klagen. Allein die Busfahrt war schon schön, es ging ein Stück über Guamote, wo wir beim Markt waren, hinaus und wurde immer grüner. Herrlich! Leider war das Wetter nicht so ganz optimal, es war ziemlich neblig. Aber das kann ja auch eine besondere Stimmung geben.

Die Zugfahrt war dann aber tatsächlich ein Highlight! Eine unglaublich beeindruckende Landschaft, grüne Hügel, ein Tal, das wirkt, als ob nie jemand da gewesen wäre und eine sehr beeindruckende Streckenführung. Es sind insgesamt nur 12km, die aber besonders im letzten Abschnitt kurz vor Sibambe sehr steil abfallen. Der Zug fährt eine Zickzack-Linie und wechselt zweimal die Richtung, für Serpentinen ist nicht genug Platz. 

Das Stück ist Teil der Verbindung von Quito nach Guayaquil an der Küste, die um 1900 gebaut wurde. Ausschnitt aus wikipedia dazu: Die Eisenbahn galt als die schwierigste der Welt. Insbesondere der Andenanstieg an der Nariz de Pistishi, die später Nariz del Diablo (Teufelsnase) genannt wurde, der 1901 gebaut wurde, ist eine Meisterleistung. In mehreren Spitzkehren werden 500 Höhenmeter überwunden. Aufgrund des schwierigen Geländes und infolge des Termindrucks zur Fertigstellung ereigneten sich an den Baustellen tödliche Unfälle. Schließlich weigerten sich die ecuadorianischen Arbeiter, weiterhin ihr Leben zu riskieren. Daraufhin wurden 4.000 Eisenbahnarbeiter aus Jamaika angeworben. (hier der ganze Artikel zum Schienenverkehr in Ecuador).

Abschluss der Landreise

Wir haben auf einer Karte mal unsere zurückgelegte Strecke in Südamerika eingezeichnet. So viel wir auch gesehen haben, in Relation zum Kontinent war es nur ein kleiner Teil. Wie viele Kilometer wir genau zurückgelegt haben, wissen wir nicht, ein paar Tausend werden´s gewesen sein.

SüdamerikareiseWir sind sehr froh, dass wir diese Reise gemacht haben, sie war in jeder Beziehung eine Bereicherung! Nicht so ganz sicher sind wir, ob wir vor unserer Abreise vor gut zwei Jahren Bolivien spontan auf der Karte exakt hätten lokalisieren können – wir hätten jedoch sehr viel verpasst, wenn wir es uns nicht genauer angesehen hätten. Falls irgendjemand inzwischen Lust auf Bolivien bekommen und Fragen an uns dazu hat, immer her damit!

Waren wir weg?

Sehr lang sind wir ja noch nicht zurück auf Kassiopeia, irgendwie erscheint das letzte Vierteljahr dennoch schon wieder weit, weit weg, fast ein wenig unwirklich. Die Berge an zu waschender Wäsche, die noch zu verstauenden Sachen und das ein oder andere Souvenir erinnern uns dennoch wieder an die herrliche Zeit!

Wir sind also zurück in Brasilien, dem Land, in dem

  • Motorradfahrer wieder Helme tragen
  • sich die Menschen immer noch herzlichst mit uns über den Weltmeistertitel freuen – vielleicht mehr, als mancher Deutscher
  • man sich wieder anschnallt (naja, zumindest öfter als in Bolivien)
  • Taxen wieder in technisch besseren Zustand sind als die meisten privaten Autos
  • selbst die alten Busse brandneu wirken (zumindest grad für uns ;-))
  • die Papaya wieder RICHTIG lecker schmecken
  • man Vitamin C(aipi) auf äußerst leckere Weise tanken kann
  • fast überall Musik zu hören ist
  • Autos mit Monster-Lautsprechern für Werbedurchsagen durch die Orte fahren

Wir hatten eine grandiose Zeit hauptsächlich in Bolivien, dem Land, in dem

  • zumindest im Hochland noch sehr viele Frauen mit den vielen Schichten Rock in bunten Farben unterwegs sind, dazu passend die allgegenwärtigen und herrlichen zu kleinen Hüte
  • die Frauen Haare haben, auf die frau nur neidisch sein kann – so dicht und schön
  • man immer und überall etwas Günstiges, Leckeres und Frisches zu essen bekommt (und zwar alles drei in einem!)
  • die Menschen anfangs etwas mürrisch wirken, aber doch so herzlich und hilfsbereit sind (fast schon fränkisch ;-))
  • man auf einer Ebene in 4.000m ü.d.M. noch deutlich höhere Berge bestaunen kann
  • viele Frauen mit einem eingewickelten Paket auf dem Rücken unterwegs sind – manchmal sind da Waren drin, meist jedoch kleine Kinder

Rückreise von Santa Cruz bis Jacaré

Knapp 3.300km Luftlinie und vier Zeitzonen haben wir die letzten drei Tage hinter uns gebracht. Wir sind 18 Stunden im Zug und sieben Stunden im Bus gesessen, vier Stunden an der Grenze angestanden, dreimal geflogen, haben Brasília und den Zuckerhut in Rio de Janeiro von oben gesehen. Letztendlich sind wir sehr gut in Jacaré bei Kassiopeia angekommen und haben auch schon das ein oder andere altbekannte Gesicht gesehen – schön, wieder zuhause zu sein!

Da in Südamerika internationale Flüge deutlich teurer sind als nationale, haben wir ein paar mehr Schritte eingelegt. So konnten wir uns auch langsam von Bolivien verabschieden und wurden nicht so ganz plötzlich zurückverpflanzt. Die Zugfahrt war zwar lang und wackelig, aber durchaus entspannt. Die Aus- und Einreise an der Grenze liefen völlig problemlos ab, wenn man mal von der Wartezeit bei hoher Luftfeuchtigkeit und um die 30°C absieht. Michls Beamtin bei der Einreise nach Brasilien war besonders nett: eigentlich hat sie ihm nur ein 30-Tage-Visum eingestempelt, auf Nachfrage hat sie das aber ohne weitere Rückfrage nach dem Warum mit einem Lächeln in ein 90-Tage-Visum geändert („mein“ Beamter hatte mich direkt gefragt, welches Visum ich gerne hätte). Auch den weißen Zettel, der für die Ausreise benötigt wird, hat sie selbst ausgefüllt, nachdem sie ihn zuerst fast unterschlagen hätte.

In Corumba, direkt nach der Grenze, konnten wir in einem Hostel die Zeit bis zur Busabfahrt verbringen und sogar noch duschen, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Im Bus nach Campo Grande sind wir früh um fünf aufgewacht und spontan ausgestiegen, nachdem wir mitbekommen haben, dass wir gerade direkt am Flughafen angehalten hatten. Da unser Flieger geplanterweise erst gegen 18Uhr ging, wollten wir zumindest gleich einchecken und das Gepäck abgeben, um dann noch ein wenig Campo Grande anzusehen. Ein Mitarbeiter von TAM, unserer Fluggesellschaft, hatte mitbekommen, dass wir noch etwa 12h bis zum Abflug haben, hat uns an einen Schalter gebracht und die Dame dort hat uns eine andere Verbindung herausgesucht. Ob das denn OK wäre, dass wir zweimal umsteigen, dafür wären wir schon nachmittags in Joao Pessoa? Selbstverständlich ohne Zusatzkosten für uns. Und wie das für uns OK war! Ein Klasse Service der Fluggesellschaft, wie wir finden!

So sind wir über Brasília und Rio de Janeiro nach Joao Pessoa geflogen und waren noch bei Tageslicht bei Kassiopeia, die uns gut empfangen hat. Die ein wenig abgestandene Luft, nach drei Monaten in den Tropen ohne viel Lüften wohl auch zu erwarten, hat sich mit dem Ventilator halbwegs vertreiben lassen, ansonsten war alles an Bord bestens. Die erste Nacht wieder im eigenen Bett haben wir sehr genossen 🙂

Wieder zurück!

Durch einen klasse Service der Fluggesellschaft TAM sind wir ein paar Stunden früher zurück als erwartet. Alles lief glatt und Kassiopeia hat uns bestens empfangen: ohne offensichtliche unerwünschte Haustiere, mit furztrockener Bilge und einem erfreuten Winken mit der Nationale.

Morgen gibt´s mehr, jetzt gehn wir endlich mal wieder in UNSER Bett 🙂

Abschied von Bolivien

bluetengrussMit einem lachenden und einem weinenden Auge machen wir uns heute auf den Weg zurück zu Kassiopeia. Zuerst mit dem Zug zur Grenze (laut Reiseführer der „Death-Train“, wir sind gespannt), dann Bus bis Campo Grande und das letzte Stück werden wir fliegen (Inlandsflüge sind in Brasilien auf größere Entfernungen einfach günstiger). Wir werden ein wenig unterwegs sein, allein die Fahrt zur Grenze dauert etwa 17h. Zu unserem Glück streiken hier keine Lokführer! 😉 Wenn alles klappt (wovon wir ausgehen), sind wir in der Nacht vom Sonntag auf Montag wieder zurück auf Kassiopeia.

Mit lachendem Auge, weil wir uns richtig auf Kassiopeia freuen. Endlich wieder im eigenen Bett schlafen, nicht mehr alle paar Tage die Rucksäcke packen zu müssen, wieder in der eigenen Küche kochen zu können, eben einfach wieder auf unserem schwimmenden Zuhause zu sein. Unsere alte Dame fehlt uns schon sehr!

mobiler Kaffee-Stand auf der Plaza in Santa Cruz

mobiler Kaffee-Stand auf der Plaza in Santa Cruz

Mit weinendem Auge, weil die Zeit unterwegs, insbesondere in Bolivien, sehr, sehr schön war. Wir haben unglaublich viel erlebt und gesehen, wir durften ein Land kennenlernen, das wir vor unserer Abreise noch gar nicht auf dem Plan hatten und über das wir herzlich wenig wußten. Und wie viel hat dieses beeindruckende Land zu bieten! In Tilcara, unserer letzten Station in Argentinien, haben wir einen Studenten kennengelernt, der meinte: „Nichts ist wie Bolivien“. Und er hatte recht. Nirgends gibt es einen so hohen Anteil an indigener Bevölkerung, die noch dazu den indigenen Präsidenten vor kurzem zum wiederholten Mal gewählt hat. Das Land ist abwechslungsreich wie wenige: Vulkane, Hochebene, Urwald, 6000er, Amazonas, Salzseen, Bodenschätze, Titicacasee, Täler, Schluchten und noch vieles mehr – was sie nicht haben, ist ein Zugang zum Meer. Wir haben noch lange nicht alles gesehen und hoffen, irgendwann zurückzukommen.

So, und jetzt müssen wir packen!

PS: Inzwischen haben wir einen Spendenbutton eingerichtet. Zu finden auf der Startseite links oder in der Fußzeile. Wir freuen uns über jede Spende, aber wer nicht will, muss auch nicht.

Hommage ans Essen in Bolivien

Bevor wir das erste Mal nach Bolivien eingereist sind, hatten wir ja einen Artikel zum Thema McD in Bolivien verlinkt. McD haben wir tatsächlich auch keinen gesehen, es gibt allerdings ganz vereinzelt Burger King, KFC und ähnliches. So richtig passen tut das nicht wirklich ins Land, außer in Santa Cruz. Die Stadt ist anders, viel europäischer bzw. brasilianischer orientiert. Im Hochland, z.B. in Uyuni, Potosí oder Copacabana würden solche Schnellimbisse aus unserer Sicht eher wie Fremdkörper wirken.

Sopa de Maní – Erdnusssuppe

Hauptgang

Obwohl es dort nicht wirklich Schnellimbisse gibt und Restaurants auch eher von Touristen oder der Oberschicht besucht werden, wird unheimlich viel auswärts gegessen. Bevorzugt passiert das auf Märkten oder an Straßenständen, da gibt es ein riesiges und vielfältiges Angebot! Die beliebsteste Mahlzeit ist Almuerzo – das Mittagessen. Man bekommt es von früh bis spät in den Nachmittag hinein. Normalerweise besteht es aus zwei Gängen – Suppe und Hauptgericht. Die Menge ist so ausreichend, dass man ziemlich satt wieder aufsteht und bis zum Abendessen gut gefüllt ist. Gelegentlich passt auch mal noch ein Obstsalat mit rein, dann ist die Siesta allerdings dringend nötig! Wer keine Zeit oder Gelegenheit hat, sich hinzusetzen, kann das Essen auch mitnehmen. Entweder im mitgebrachten Geschirr oder man bekommt alles in Plastiktüten gefüllt (ja, auch die Suppe). Leider reduziert das den Plastikmüll auch nicht wirklich, aber das ist ein anderes (nicht sehr schönes) Kapitel.

links der kleine, rechts der große. Der Erdbeersaft gehört zum Kleinen

Das Essen ist immer frisch gekocht und auch aus frischen Zutaten. Es könnte sich wohl keiner der Stände erlauben, schlechte Ware anzubieten, da würden sofort die Kunden wegbleiben. Wir haben sehr oft am Markt gegessen und NIE eine schlechte Erfahrung gemacht. Es war immer äußerst lecker und wir kamen so auch leicht ins Gespräch. Man sitzt nämlich teilweise recht zusammengepfercht an kleinen Tischen, was jedoch für uns auch viel vom Charme ausmacht. Günstig ist es auch noch. Wir haben ja ein paar Mal auch selbst gekocht – die Zutaten sind nicht wirklich viel günstiger und dann hat man ja auch noch die Arbeit. Heute waren wir hier essen für zweimal 13bs (~1,47€), danach haben wir uns noch einen Obstsalat gegönnt, 10bs und 12bs. Und die Preise waren im ganzen Land ähnlich (Burger King verlangt hier übrigens ähnliche Preise wie in D zu unserer Abreise).

Wir werden das sehr vermissen!

zurück in Santa Cruz

Gestern früh sind wir wieder in Santa Cruz angekommen, wollten ins selbe Hostel wie letzte Woche einchecken, aber das war voll. Boa, das war das erste Mal, dass uns das passiert ist! Aber kein Problem, wir sind einfach ein Quadro (einen Häuserblock) weiter gegangen, da ist ein anderes und die hatten Platz für uns. Was sie auch noch haben, ist ein wunderschöner, grüner Innenhof mit Hängematten und zwei Tukanen, die die Gäste ärgern.

Von Santa Cruz haben wir gestern und heute nicht viel gesehen, da gestern Feiertag war und dieser ja auf einen Sonntag gefallen ist, war heute auch nochmal alles geschlossen. Wir hatten Mühe, was zum Essen zu bekommen, da selbst die Märkte auf ziemlicher Sparflamme liefen. Deshalb als Bilder die Nachlieferungen vom letzten Mal. Die beiden Tage haben wir recht faul verbracht: lesen, Hängematte, Tee trinken und das passable Internet zum Surfen nutzen. Morgen geht´s dann wieder weiter mit mehr Action.

Noch einen Nachtrag haben wir zu machen. Ein Thema, das uns seit Buenos Aires beschäftigt hatte, war Michls gestohlener Führerschein. Anfangs dachten wir, dass wir das aus der Ferne nie organisiert bekommen, aber denkste! Dank äußerst konstruktiver Mithilfe vom Landratsamt Roth, dem Polizeipräsidium in Schwabach und einer überraschend schnellen Post aus Argentinien konnte der Führerschein in Rekordzeit beantragt und ausgestellt werden. Inzwischen liegt der neue auf Kassiopeia, da wir auch noch einen persönlichen Boten nutzen durften. Ein spezielles Danke an meine Eltern, Frau Ermer, Herrn Schön und Bernhard!! Toll, wenn man zuhause auf so ein gutes Team zurückgreifen kann 🙂

Kurzausflug nach Trinidad

Nein, nicht die Insel, sondern die Stadt Trinidad, Beni, Bolivien. Dort wollten wir eigentlich ein wenig Zeit verbringen, bis wir dann von Santa Cruz aus mit dem Zug zur Grenze nach Brasilien fahren. Aber irgendwie war Trinidad dann doch nicht so entspannt und schön, wie wir gehofft hatten, weshalb wir kurzentschlossen wieder früher zurück gefahren sind. Sooo unangenehm ist Santa Cruz nun auch nicht und hier können wir dann noch gemütlich unsere Rucksäcke flugfertig packen. Vielleicht findet sich auch noch das ein oder andere letzte Mitbringsel.

Aber noch ein wenig zu Trinidad! Was wohl den Eindruck nicht wirklich verbessert hat, sind die offenen Abwasserkanäle, in denen sich entsprechender Geruch und Moskitos ansammeln. Es gibt auch nicht so sehr wahnsinnig viele Attraktionen, die man ansehen kann – oder wir haben sie nicht gefunden. Was klasse ist: Mototaxi! Das sind Motorräder, die als Taxi dienen. Unzählige brummen ständig durch die Straßen und für wenig Geld (3bs ~ 34ct) kann man sich innerhalb der Stadt überall hinbringen lassen. Auch mit Gepäck! Für den Weg zurück zum Terminal wollten wir uns eigentlich ein „richtiges“ Taxi gönnen (15bs ~ 1,70€), aber zwei Mototaxen waren schneller – also sind wir eben mit Rucksäcken und Taschen über die Straßen gedüst.

Auf der Hinfahrt hatten wir noch ein typisches Erlebnis für Bolivien: im Bus waren ein paar Plätze doppelt verkauft, umsetzen war nicht möglich, da er voll war. Eine Mitarbeiterin der Busgesellschaft kam und hat in aller Ruhe erklärt, dass eben die, die später gebucht hatten, mit ins Büro kommen sollen (wir vermuten, sie wurden in einen Bus einer anderen Gesellschaft gesetzt). Wir haben bisher in keiner Situation Gebrüll oder Geschrei mitbekommen, Probleme werden angesprochen, gelöst und alle sind zufrieden. Sehr entspannt, gefällt uns gut! Auch im Straßenverkehr geht es zwar recht chaotisch zu (rote Ampeln sind ein Hinweis, Zebrastreifen nur weiße Streifen auf der Straße), es wird auch öfter mal gehupt (mehr als Hinweis: „Hallo, da komm ich!“). Allerdings geht es in keinster Weise hektisch oder aggressiv zu – sehr angenehm und alle haben was davon!

Ach ja, und noch was haben wir in Trinidad gemacht: wir waren auf dem Friedhof. In Südamerika wird der „Día de los Muertos“ – Allerseelen gefeiert und in Vorbereitung dazu werden in Bolivien alle Gräber geschmückt und herausgeputzt. Es war richtig viel los auf dem Friedhof und überall wurde gefegt, gestrichen und neu beschriftet. Den eigentlichen Feiertag sehen wir uns dann vielleicht morgen in Santa Cruz auf dem Friedhof an, heute abend geht nämlich unser Bus zurück.

in eigener Sache

Uns wurde ja im August in Buenos Aires unsere gute Kamera (eine Panasonic Lumix G2) gestohlen. Seitdem fotografieren wir mit Handy und einer alten kleinen, sind aber nicht wirklich glücklich über die Qualität der Bilder. Ende November/Anfang Dezember steht für Claudi ein zweiwöchiger Heimaturlaub an, da wollte sie dann mit einer neuen Kamera wieder kommen. Der ganz ursprüngliche Plan war, zusätzlich zu unserer guten Kamera, eine handliche, die auch wasserdicht ist, zu besorgen. Seit Buenos Aires sind wir am Überlegen, was wir denn jetzt genau machen, zwei Kameras sind einfach nicht im Budget.

Wir hatten bisher unheimlich viele Rückmeldungen bekommen, dass unsere Bilder so schön wären. Nun wurden wir angesprochen, doch mal anzufragen, ob nicht der ein oder andere Leser bereit wäre, uns beim Kauf einer neuen Kamera zu unterstützen, so dass wir weiter viele und gute Bilder veröffentlichen können. Da wir aber eigentlich nicht so die Typen sind, die wegen Geld anklopfen, hier unsere Frage: Sollen wir einen „Spenden“-Button einrichten? Will uns der ein oder andere tatsächlich  beim Kauf zu unterstützen? In dem Fall würden wir uns nämlich eine Möglichkeit überlegen.

Planung Heimweg

Das Allerwichtigste, was wir hier klären wollten, haben wir heute als erstes erledigt: wie wir nächste Woche zur Grenze nach Brasilien kommen. Es fährt ein Zug, das aber nicht täglich und wir waren deswegen am Terminal. Und wir haben Glück: zum gewünschten Termin (Freitag) fährt sogar der günstigere (70bs anstatt 235bs) der beiden. Das ist dann zwar der langsamere, aber so sehen wir auch noch ein wenig was von der Landschaft – der andere wäre eine reine Nachtfahrt. Was wir ebenfalls herausgefunden haben, war, wie wir über´s Wochenende nach Trinidad kommen. Bis Ende nächster Woche wollten wir dann doch nicht hierbleiben.

Den Rückweg sind wir gelaufen – durch eine für uns bisher völlig untypisch boliviansche Stadt. Allein das viele Grün, alles ist saftig, überall stehen vollhängende Mango-Bäume in den Parks – im Altiplano undenkbar. Es gefällt uns aber ganz gut – Santa Cruz wirkt irgendwie nicht so groß, wie es ist. Was vielleicht an den niedrigen Häusern liegt, oder auch an den teilweise recht breiten Straßen. Wie auch immer 🙂 Was auch ungewohnt ist, sind etliche Läden mit Nobel-Marken, die vielen neuen Autos und große Supermärkte. Gewöhnen müssen wir uns wieder an die Temperaturen – herrlich, endlich wieder in Flip-Flops, ohne Pulli und auch abends ohne Jacke unterwegs sein zu können!

Santa Cruz de la Sierra

Da sind wir seit heute Nachmittag. Das kleine Paradies Samaipata haben wir verlassen, um uns auch noch die mit etwa 1,5Mio Einwohnern größte Stadt Boliviens anzusehen. Außerdem müssen wir uns auch ein wenig um unsere Rückreise kümmern. Den Flug innerhalb Brasiliens haben wir schon gebucht, am 10. November sind wir wieder bei Kassiopeia. Aber um zum Flughafen zu kommen, müssen wir noch eine Zugfahrt, einen Grenzübergang und eine Busfahrt hinter uns bringen. Da wollten wir zumindest schonmal wegen des Zugs nachfragen… Das steht dann morgen auf dem Programm.

In Samaipata haben wir einfach noch ein wenig das Wetter genossen, die angenehme Luft, die nächtliche Kühle und die frühlingshaften Temperaturen. Sonntag abend waren wir im Kino, ein Argentinier mit Filmleidenschaft hat mit seiner bolivianischen Freundin ein kleines Cafe und abends kann man für günstiges Geld (5bs ~ 56ct) einen netten Abend dort verleben. Zufällig lief gerade einer unserer Lieblingsfilme „El Jardín de Alegría – Grasgeflüster“. Im Hostel haben wir die Küche ausgenutzt und ein wenig gefaulenzt.

Heute ging es dann mit einem Trufi (größeres Taxi) nach Santa Cruz, wir sind damit endgültig aus den Bergen raus. Damit haben wir jetzt auch den Teil Boliviens verlassen, der uns in den letzten Wochen doch sehr ans Herz gewachsen ist: den mit den Frauen in ihren vielen Schichten Röcken mit den Hüten, die wundersamerweise auf dem Kopf halten, mit den teilweise grummeligen, am Ende doch freundlichen Menschen in ihren kleinen Läden, die überall sind, die kargen und beeindruckenden Landschaften, die kleinen Essensstände – das und noch mehr werden wir alles doch irgendwie vermissen. Kurz vor Santa Cruz hat uns die Landschaft schon wieder irgendwie an Brasilien erinnert, alles ist grün – wir nähern uns unserem schwimmenden Zuhause 🙂

Hier die Bilder nach und aus Samaipata und aus dem Nationalpark Amboró:

Im Wald der Riesenfarne

Eigentlich heißen sie ja Baumfarne, aber sie sind wirklich riesig! Hat aber ein wenig gedauert, bis wir welche gesehen haben. Zuerst sind wir von Samaipata aus gestartet, es ging knapp eine Stunde bergauf und bergab, wir schätzen mal so in etwa 20km weit. Zusammen mit zwei jungen Holländern und unserem Guía (dessen Namen wir peinlicherweise vergessen haben) sind wir losmarschiert. An einer Abzweigung durften wir entscheiden, ob wir den leichten oder schweren aber interessanteren Weg nehmen wollen – natürlich haben wir den anspruchsvolleren genommen. Zwischendurch dachte ich schon, was das mal wieder für eine doofe Idee war, das hat aber schon gepasst. Wir mussten zwar doch ein wenig rauf und runter klettern und die Bezeichnung „Weg“ war an mancher Stelle doch leicht übertrieben, die Aussicht und Pflanzen und was wir sonst noch gesehen haben, haben das vielfach wieder gutgemacht!

Die Lage von Samaipata ist in Südamerika etwas Besonderes, hier treffen sich die drei großen Landschaftsformen des Kontinents: der Chaco, der sich über Paraguay bis Argentinien hinzieht, die Anden mit der Hochebene und die Amazonasregion. Entsprechend versammeln sich verschiedene Pflanzenarten, die sonst nur in einer der Regionen zu finden sind. Heilpflanzen aus dem Hochland und dem Chaco, Bambus aus der Amazonasregion und noch etliches mehr. Vor der Zeit der Conquistadores war die Region ein Handelsplatz, an dem die Waren von überallher getauscht wurden.

Gesehen haben wir immens große Farne, bis etwa 10m hoch. Da sie pro Jahr etwa einen Zentimeter wachsen, sind sie auch entsprechend alt. Und zwar gibt es da nicht ein paar Farne, sondern der Wald besteht daraus. Außerdem waren unheimlich viele, auch unterschiedliche Schmetterlinge unterwegs, ein paar Vögel haben wir gehört. Eine giftgrüne Schlange haben wir in ihrer Siesta gestört, die ist abgehauen, bevor wir die Kamera zücken konnten. Aber gleich daneben war ein riesiger Schmetterling, bestimmt 13-14cm groß, der sich nicht aus der Ruhe bringen lassen hat. Und an etlichen Quellen sind wir vorbeigekommen, eine sehr fruchtbare Gegend!

Samaipata

Gestern mussten wir ziemlich früh raus, der einzige Bus, der direkt von Cochabamba nach Samaipata fährt, startet um 7Uhr. Und wir mussten erst noch durch die halbe Stadt mit dem Taxi. Es hat sich jedoch wirklich gelohnt! Die Fahrt war wunderschön, es war mal wieder sehr abwechslungsreich. Bolivien ist wirklich äußerst beeindruckend schön und hat unglaublich viele unterschiedliche Landschaften zu bieten. Gestern ging es über Hügel, Berge und durch Täler von karger in immer grünere Gegenden. Samaipata ist wieder ganz anders als Cochabamba: ein beschaulicher Ort im Grünen mit einem schönen Park in der Mitte. Wir haben am Zimmer einen kleinen Balkon angeschlossen, auf dem wir gestern noch das Wetterleuchten über den Bergen genießen konnten. Heute Nacht hat sich das dann in einem beeindruckend lauten Gewitter mit Blitz und Donner entladen, inzwischen scheint wieder die Sonne.

Den Tag über haben wir uns hauptsächlich gemütlich umgesehen, endlich mal wieder selbst gekocht und uns eine Flasche Wein gegönnt (Malbec, der bolivianische ist, nunja, äh, sagen wir so: Malbec schmeckt uns besser). Eine Tour haben wir auch gebucht, morgen geht es in den Amboró-Nationalpark, Riesen-Farne bestaunen. Und wohl noch ein wenig mehr, wir sind gespannt.

Mit Bildern ist es von hier etwas schlecht, das WLAN ist zwar besser als in Saipata, aber „vorhanden“ heißt noch lange nicht „gut und schnell“. Die werden wir wohl in Santa Cruz nachliefern (erhält die Spannung ;-)).

manchmal passt´s einfach

Gestern waren wir am Terminal und hätten schon fast unser nächstes Busticket gekauft. Wir wollen weiter nach Samaipata, das liegt an der alten Strecke nach Santa Cruz. Und nachdem uns alle am Terminal die Auskunft gegeben haben dass auf dieser Strecke nichts mehr fährt, wollten wir eben erst nach Santa Cruz und dort umsteigen. Wir wissen selbst nicht, warum wir das Ticket doch nicht mitgenommen haben, das wäre das erste Mal gewesen, dass wir ohne zum Terminal gehen. Gestern abend haben wir dann aber eine Mail von unserem geplanten Hostel in Samaipata bekommen mit einer Beschreibung, wie wir doch direkt fahren können.

Und das haben wir dann heute organisiert. Der Bus fährt nicht vom Terminal aus, sondern ein Stück weiter – man muss also nur wissen, wo man hin muss 🙂 Wir freuen uns jetzt morgen auf eine Tagesfahrt (die andere wäre wieder nachts gewesen) und dann auf einen kleineren Ort als Cochabamba mit ein wenig mehr Natur außenrum.

Wie uns Cochabamba gefallen hat, ist ein wenig schwer zu sagen. Eigentlich nicht schlecht, aber so richtig begeistert sind wir irgendwie auch nicht. Es ist die viertgrößte Stadt Boliviens und vielleicht haben wir´s nicht mehr so mit großen Städten – einfach zu viel Verkehr und Lärm und Gestank. Was Cochabamba allerdings zu bieten hat, ist ein Marktgeschehen, wie wir es noch nicht gesehen haben. In der Nähe vom Terminal ist ein Markt, der einfach nur riesig ist. Man könnte dort wohl Tage verbringen und hat noch nicht alle Gänge gesehen. Und es gibt alles: die unvermeidbaren und unzähligen Essensstände, Obst, Gemüse, Torten, Schneidereien, Wahrsager, Nudeln, Töpfe, Geschirr, die wunderbaren typischen Röcke für hier, Opfergaben wie Lamaföten in unterschiedlichen Größen, Schuhe, Eier, Fleisch, Werkzeug und noch vieles mehr.