Abschied von Bolivien

bluetengrussMit einem lachenden und einem weinenden Auge machen wir uns heute auf den Weg zurück zu Kassiopeia. Zuerst mit dem Zug zur Grenze (laut Reiseführer der „Death-Train“, wir sind gespannt), dann Bus bis Campo Grande und das letzte Stück werden wir fliegen (Inlandsflüge sind in Brasilien auf größere Entfernungen einfach günstiger). Wir werden ein wenig unterwegs sein, allein die Fahrt zur Grenze dauert etwa 17h. Zu unserem Glück streiken hier keine Lokführer! 😉 Wenn alles klappt (wovon wir ausgehen), sind wir in der Nacht vom Sonntag auf Montag wieder zurück auf Kassiopeia.

Mit lachendem Auge, weil wir uns richtig auf Kassiopeia freuen. Endlich wieder im eigenen Bett schlafen, nicht mehr alle paar Tage die Rucksäcke packen zu müssen, wieder in der eigenen Küche kochen zu können, eben einfach wieder auf unserem schwimmenden Zuhause zu sein. Unsere alte Dame fehlt uns schon sehr!

mobiler Kaffee-Stand auf der Plaza in Santa Cruz

mobiler Kaffee-Stand auf der Plaza in Santa Cruz

Mit weinendem Auge, weil die Zeit unterwegs, insbesondere in Bolivien, sehr, sehr schön war. Wir haben unglaublich viel erlebt und gesehen, wir durften ein Land kennenlernen, das wir vor unserer Abreise noch gar nicht auf dem Plan hatten und über das wir herzlich wenig wußten. Und wie viel hat dieses beeindruckende Land zu bieten! In Tilcara, unserer letzten Station in Argentinien, haben wir einen Studenten kennengelernt, der meinte: „Nichts ist wie Bolivien“. Und er hatte recht. Nirgends gibt es einen so hohen Anteil an indigener Bevölkerung, die noch dazu den indigenen Präsidenten vor kurzem zum wiederholten Mal gewählt hat. Das Land ist abwechslungsreich wie wenige: Vulkane, Hochebene, Urwald, 6000er, Amazonas, Salzseen, Bodenschätze, Titicacasee, Täler, Schluchten und noch vieles mehr – was sie nicht haben, ist ein Zugang zum Meer. Wir haben noch lange nicht alles gesehen und hoffen, irgendwann zurückzukommen.

So, und jetzt müssen wir packen!

PS: Inzwischen haben wir einen Spendenbutton eingerichtet. Zu finden auf der Startseite links oder in der Fußzeile. Wir freuen uns über jede Spende, aber wer nicht will, muss auch nicht.

Hommage ans Essen in Bolivien

Bevor wir das erste Mal nach Bolivien eingereist sind, hatten wir ja einen Artikel zum Thema McD in Bolivien verlinkt. McD haben wir tatsächlich auch keinen gesehen, es gibt allerdings ganz vereinzelt Burger King, KFC und ähnliches. So richtig passen tut das nicht wirklich ins Land, außer in Santa Cruz. Die Stadt ist anders, viel europäischer bzw. brasilianischer orientiert. Im Hochland, z.B. in Uyuni, Potosí oder Copacabana würden solche Schnellimbisse aus unserer Sicht eher wie Fremdkörper wirken.

Sopa de Maní – Erdnusssuppe

Hauptgang

Obwohl es dort nicht wirklich Schnellimbisse gibt und Restaurants auch eher von Touristen oder der Oberschicht besucht werden, wird unheimlich viel auswärts gegessen. Bevorzugt passiert das auf Märkten oder an Straßenständen, da gibt es ein riesiges und vielfältiges Angebot! Die beliebsteste Mahlzeit ist Almuerzo – das Mittagessen. Man bekommt es von früh bis spät in den Nachmittag hinein. Normalerweise besteht es aus zwei Gängen – Suppe und Hauptgericht. Die Menge ist so ausreichend, dass man ziemlich satt wieder aufsteht und bis zum Abendessen gut gefüllt ist. Gelegentlich passt auch mal noch ein Obstsalat mit rein, dann ist die Siesta allerdings dringend nötig! Wer keine Zeit oder Gelegenheit hat, sich hinzusetzen, kann das Essen auch mitnehmen. Entweder im mitgebrachten Geschirr oder man bekommt alles in Plastiktüten gefüllt (ja, auch die Suppe). Leider reduziert das den Plastikmüll auch nicht wirklich, aber das ist ein anderes (nicht sehr schönes) Kapitel.

links der kleine, rechts der große. Der Erdbeersaft gehört zum Kleinen

Das Essen ist immer frisch gekocht und auch aus frischen Zutaten. Es könnte sich wohl keiner der Stände erlauben, schlechte Ware anzubieten, da würden sofort die Kunden wegbleiben. Wir haben sehr oft am Markt gegessen und NIE eine schlechte Erfahrung gemacht. Es war immer äußerst lecker und wir kamen so auch leicht ins Gespräch. Man sitzt nämlich teilweise recht zusammengepfercht an kleinen Tischen, was jedoch für uns auch viel vom Charme ausmacht. Günstig ist es auch noch. Wir haben ja ein paar Mal auch selbst gekocht – die Zutaten sind nicht wirklich viel günstiger und dann hat man ja auch noch die Arbeit. Heute waren wir hier essen für zweimal 13bs (~1,47€), danach haben wir uns noch einen Obstsalat gegönnt, 10bs und 12bs. Und die Preise waren im ganzen Land ähnlich (Burger King verlangt hier übrigens ähnliche Preise wie in D zu unserer Abreise).

Wir werden das sehr vermissen!

zurück in Santa Cruz

Gestern früh sind wir wieder in Santa Cruz angekommen, wollten ins selbe Hostel wie letzte Woche einchecken, aber das war voll. Boa, das war das erste Mal, dass uns das passiert ist! Aber kein Problem, wir sind einfach ein Quadro (einen Häuserblock) weiter gegangen, da ist ein anderes und die hatten Platz für uns. Was sie auch noch haben, ist ein wunderschöner, grüner Innenhof mit Hängematten und zwei Tukanen, die die Gäste ärgern.

Von Santa Cruz haben wir gestern und heute nicht viel gesehen, da gestern Feiertag war und dieser ja auf einen Sonntag gefallen ist, war heute auch nochmal alles geschlossen. Wir hatten Mühe, was zum Essen zu bekommen, da selbst die Märkte auf ziemlicher Sparflamme liefen. Deshalb als Bilder die Nachlieferungen vom letzten Mal. Die beiden Tage haben wir recht faul verbracht: lesen, Hängematte, Tee trinken und das passable Internet zum Surfen nutzen. Morgen geht´s dann wieder weiter mit mehr Action.

Noch einen Nachtrag haben wir zu machen. Ein Thema, das uns seit Buenos Aires beschäftigt hatte, war Michls gestohlener Führerschein. Anfangs dachten wir, dass wir das aus der Ferne nie organisiert bekommen, aber denkste! Dank äußerst konstruktiver Mithilfe vom Landratsamt Roth, dem Polizeipräsidium in Schwabach und einer überraschend schnellen Post aus Argentinien konnte der Führerschein in Rekordzeit beantragt und ausgestellt werden. Inzwischen liegt der neue auf Kassiopeia, da wir auch noch einen persönlichen Boten nutzen durften. Ein spezielles Danke an meine Eltern, Frau Ermer, Herrn Schön und Bernhard!! Toll, wenn man zuhause auf so ein gutes Team zurückgreifen kann 🙂

Kurzausflug nach Trinidad

Nein, nicht die Insel, sondern die Stadt Trinidad, Beni, Bolivien. Dort wollten wir eigentlich ein wenig Zeit verbringen, bis wir dann von Santa Cruz aus mit dem Zug zur Grenze nach Brasilien fahren. Aber irgendwie war Trinidad dann doch nicht so entspannt und schön, wie wir gehofft hatten, weshalb wir kurzentschlossen wieder früher zurück gefahren sind. Sooo unangenehm ist Santa Cruz nun auch nicht und hier können wir dann noch gemütlich unsere Rucksäcke flugfertig packen. Vielleicht findet sich auch noch das ein oder andere letzte Mitbringsel.

Aber noch ein wenig zu Trinidad! Was wohl den Eindruck nicht wirklich verbessert hat, sind die offenen Abwasserkanäle, in denen sich entsprechender Geruch und Moskitos ansammeln. Es gibt auch nicht so sehr wahnsinnig viele Attraktionen, die man ansehen kann – oder wir haben sie nicht gefunden. Was klasse ist: Mototaxi! Das sind Motorräder, die als Taxi dienen. Unzählige brummen ständig durch die Straßen und für wenig Geld (3bs ~ 34ct) kann man sich innerhalb der Stadt überall hinbringen lassen. Auch mit Gepäck! Für den Weg zurück zum Terminal wollten wir uns eigentlich ein „richtiges“ Taxi gönnen (15bs ~ 1,70€), aber zwei Mototaxen waren schneller – also sind wir eben mit Rucksäcken und Taschen über die Straßen gedüst.

Auf der Hinfahrt hatten wir noch ein typisches Erlebnis für Bolivien: im Bus waren ein paar Plätze doppelt verkauft, umsetzen war nicht möglich, da er voll war. Eine Mitarbeiterin der Busgesellschaft kam und hat in aller Ruhe erklärt, dass eben die, die später gebucht hatten, mit ins Büro kommen sollen (wir vermuten, sie wurden in einen Bus einer anderen Gesellschaft gesetzt). Wir haben bisher in keiner Situation Gebrüll oder Geschrei mitbekommen, Probleme werden angesprochen, gelöst und alle sind zufrieden. Sehr entspannt, gefällt uns gut! Auch im Straßenverkehr geht es zwar recht chaotisch zu (rote Ampeln sind ein Hinweis, Zebrastreifen nur weiße Streifen auf der Straße), es wird auch öfter mal gehupt (mehr als Hinweis: „Hallo, da komm ich!“). Allerdings geht es in keinster Weise hektisch oder aggressiv zu – sehr angenehm und alle haben was davon!

Ach ja, und noch was haben wir in Trinidad gemacht: wir waren auf dem Friedhof. In Südamerika wird der „Día de los Muertos“ – Allerseelen gefeiert und in Vorbereitung dazu werden in Bolivien alle Gräber geschmückt und herausgeputzt. Es war richtig viel los auf dem Friedhof und überall wurde gefegt, gestrichen und neu beschriftet. Den eigentlichen Feiertag sehen wir uns dann vielleicht morgen in Santa Cruz auf dem Friedhof an, heute abend geht nämlich unser Bus zurück.

in eigener Sache

Uns wurde ja im August in Buenos Aires unsere gute Kamera (eine Panasonic Lumix G2) gestohlen. Seitdem fotografieren wir mit Handy und einer alten kleinen, sind aber nicht wirklich glücklich über die Qualität der Bilder. Ende November/Anfang Dezember steht für Claudi ein zweiwöchiger Heimaturlaub an, da wollte sie dann mit einer neuen Kamera wieder kommen. Der ganz ursprüngliche Plan war, zusätzlich zu unserer guten Kamera, eine handliche, die auch wasserdicht ist, zu besorgen. Seit Buenos Aires sind wir am Überlegen, was wir denn jetzt genau machen, zwei Kameras sind einfach nicht im Budget.

Wir hatten bisher unheimlich viele Rückmeldungen bekommen, dass unsere Bilder so schön wären. Nun wurden wir angesprochen, doch mal anzufragen, ob nicht der ein oder andere Leser bereit wäre, uns beim Kauf einer neuen Kamera zu unterstützen, so dass wir weiter viele und gute Bilder veröffentlichen können. Da wir aber eigentlich nicht so die Typen sind, die wegen Geld anklopfen, hier unsere Frage: Sollen wir einen „Spenden“-Button einrichten? Will uns der ein oder andere tatsächlich  beim Kauf zu unterstützen? In dem Fall würden wir uns nämlich eine Möglichkeit überlegen.

Planung Heimweg

Das Allerwichtigste, was wir hier klären wollten, haben wir heute als erstes erledigt: wie wir nächste Woche zur Grenze nach Brasilien kommen. Es fährt ein Zug, das aber nicht täglich und wir waren deswegen am Terminal. Und wir haben Glück: zum gewünschten Termin (Freitag) fährt sogar der günstigere (70bs anstatt 235bs) der beiden. Das ist dann zwar der langsamere, aber so sehen wir auch noch ein wenig was von der Landschaft – der andere wäre eine reine Nachtfahrt. Was wir ebenfalls herausgefunden haben, war, wie wir über´s Wochenende nach Trinidad kommen. Bis Ende nächster Woche wollten wir dann doch nicht hierbleiben.

Den Rückweg sind wir gelaufen – durch eine für uns bisher völlig untypisch boliviansche Stadt. Allein das viele Grün, alles ist saftig, überall stehen vollhängende Mango-Bäume in den Parks – im Altiplano undenkbar. Es gefällt uns aber ganz gut – Santa Cruz wirkt irgendwie nicht so groß, wie es ist. Was vielleicht an den niedrigen Häusern liegt, oder auch an den teilweise recht breiten Straßen. Wie auch immer 🙂 Was auch ungewohnt ist, sind etliche Läden mit Nobel-Marken, die vielen neuen Autos und große Supermärkte. Gewöhnen müssen wir uns wieder an die Temperaturen – herrlich, endlich wieder in Flip-Flops, ohne Pulli und auch abends ohne Jacke unterwegs sein zu können!

Santa Cruz de la Sierra

Da sind wir seit heute Nachmittag. Das kleine Paradies Samaipata haben wir verlassen, um uns auch noch die mit etwa 1,5Mio Einwohnern größte Stadt Boliviens anzusehen. Außerdem müssen wir uns auch ein wenig um unsere Rückreise kümmern. Den Flug innerhalb Brasiliens haben wir schon gebucht, am 10. November sind wir wieder bei Kassiopeia. Aber um zum Flughafen zu kommen, müssen wir noch eine Zugfahrt, einen Grenzübergang und eine Busfahrt hinter uns bringen. Da wollten wir zumindest schonmal wegen des Zugs nachfragen… Das steht dann morgen auf dem Programm.

In Samaipata haben wir einfach noch ein wenig das Wetter genossen, die angenehme Luft, die nächtliche Kühle und die frühlingshaften Temperaturen. Sonntag abend waren wir im Kino, ein Argentinier mit Filmleidenschaft hat mit seiner bolivianischen Freundin ein kleines Cafe und abends kann man für günstiges Geld (5bs ~ 56ct) einen netten Abend dort verleben. Zufällig lief gerade einer unserer Lieblingsfilme „El Jardín de Alegría – Grasgeflüster“. Im Hostel haben wir die Küche ausgenutzt und ein wenig gefaulenzt.

Heute ging es dann mit einem Trufi (größeres Taxi) nach Santa Cruz, wir sind damit endgültig aus den Bergen raus. Damit haben wir jetzt auch den Teil Boliviens verlassen, der uns in den letzten Wochen doch sehr ans Herz gewachsen ist: den mit den Frauen in ihren vielen Schichten Röcken mit den Hüten, die wundersamerweise auf dem Kopf halten, mit den teilweise grummeligen, am Ende doch freundlichen Menschen in ihren kleinen Läden, die überall sind, die kargen und beeindruckenden Landschaften, die kleinen Essensstände – das und noch mehr werden wir alles doch irgendwie vermissen. Kurz vor Santa Cruz hat uns die Landschaft schon wieder irgendwie an Brasilien erinnert, alles ist grün – wir nähern uns unserem schwimmenden Zuhause 🙂

Hier die Bilder nach und aus Samaipata und aus dem Nationalpark Amboró:

Im Wald der Riesenfarne

Eigentlich heißen sie ja Baumfarne, aber sie sind wirklich riesig! Hat aber ein wenig gedauert, bis wir welche gesehen haben. Zuerst sind wir von Samaipata aus gestartet, es ging knapp eine Stunde bergauf und bergab, wir schätzen mal so in etwa 20km weit. Zusammen mit zwei jungen Holländern und unserem Guía (dessen Namen wir peinlicherweise vergessen haben) sind wir losmarschiert. An einer Abzweigung durften wir entscheiden, ob wir den leichten oder schweren aber interessanteren Weg nehmen wollen – natürlich haben wir den anspruchsvolleren genommen. Zwischendurch dachte ich schon, was das mal wieder für eine doofe Idee war, das hat aber schon gepasst. Wir mussten zwar doch ein wenig rauf und runter klettern und die Bezeichnung „Weg“ war an mancher Stelle doch leicht übertrieben, die Aussicht und Pflanzen und was wir sonst noch gesehen haben, haben das vielfach wieder gutgemacht!

Die Lage von Samaipata ist in Südamerika etwas Besonderes, hier treffen sich die drei großen Landschaftsformen des Kontinents: der Chaco, der sich über Paraguay bis Argentinien hinzieht, die Anden mit der Hochebene und die Amazonasregion. Entsprechend versammeln sich verschiedene Pflanzenarten, die sonst nur in einer der Regionen zu finden sind. Heilpflanzen aus dem Hochland und dem Chaco, Bambus aus der Amazonasregion und noch etliches mehr. Vor der Zeit der Conquistadores war die Region ein Handelsplatz, an dem die Waren von überallher getauscht wurden.

Gesehen haben wir immens große Farne, bis etwa 10m hoch. Da sie pro Jahr etwa einen Zentimeter wachsen, sind sie auch entsprechend alt. Und zwar gibt es da nicht ein paar Farne, sondern der Wald besteht daraus. Außerdem waren unheimlich viele, auch unterschiedliche Schmetterlinge unterwegs, ein paar Vögel haben wir gehört. Eine giftgrüne Schlange haben wir in ihrer Siesta gestört, die ist abgehauen, bevor wir die Kamera zücken konnten. Aber gleich daneben war ein riesiger Schmetterling, bestimmt 13-14cm groß, der sich nicht aus der Ruhe bringen lassen hat. Und an etlichen Quellen sind wir vorbeigekommen, eine sehr fruchtbare Gegend!

Samaipata

Gestern mussten wir ziemlich früh raus, der einzige Bus, der direkt von Cochabamba nach Samaipata fährt, startet um 7Uhr. Und wir mussten erst noch durch die halbe Stadt mit dem Taxi. Es hat sich jedoch wirklich gelohnt! Die Fahrt war wunderschön, es war mal wieder sehr abwechslungsreich. Bolivien ist wirklich äußerst beeindruckend schön und hat unglaublich viele unterschiedliche Landschaften zu bieten. Gestern ging es über Hügel, Berge und durch Täler von karger in immer grünere Gegenden. Samaipata ist wieder ganz anders als Cochabamba: ein beschaulicher Ort im Grünen mit einem schönen Park in der Mitte. Wir haben am Zimmer einen kleinen Balkon angeschlossen, auf dem wir gestern noch das Wetterleuchten über den Bergen genießen konnten. Heute Nacht hat sich das dann in einem beeindruckend lauten Gewitter mit Blitz und Donner entladen, inzwischen scheint wieder die Sonne.

Den Tag über haben wir uns hauptsächlich gemütlich umgesehen, endlich mal wieder selbst gekocht und uns eine Flasche Wein gegönnt (Malbec, der bolivianische ist, nunja, äh, sagen wir so: Malbec schmeckt uns besser). Eine Tour haben wir auch gebucht, morgen geht es in den Amboró-Nationalpark, Riesen-Farne bestaunen. Und wohl noch ein wenig mehr, wir sind gespannt.

Mit Bildern ist es von hier etwas schlecht, das WLAN ist zwar besser als in Saipata, aber „vorhanden“ heißt noch lange nicht „gut und schnell“. Die werden wir wohl in Santa Cruz nachliefern (erhält die Spannung ;-)).

manchmal passt´s einfach

Gestern waren wir am Terminal und hätten schon fast unser nächstes Busticket gekauft. Wir wollen weiter nach Samaipata, das liegt an der alten Strecke nach Santa Cruz. Und nachdem uns alle am Terminal die Auskunft gegeben haben dass auf dieser Strecke nichts mehr fährt, wollten wir eben erst nach Santa Cruz und dort umsteigen. Wir wissen selbst nicht, warum wir das Ticket doch nicht mitgenommen haben, das wäre das erste Mal gewesen, dass wir ohne zum Terminal gehen. Gestern abend haben wir dann aber eine Mail von unserem geplanten Hostel in Samaipata bekommen mit einer Beschreibung, wie wir doch direkt fahren können.

Und das haben wir dann heute organisiert. Der Bus fährt nicht vom Terminal aus, sondern ein Stück weiter – man muss also nur wissen, wo man hin muss 🙂 Wir freuen uns jetzt morgen auf eine Tagesfahrt (die andere wäre wieder nachts gewesen) und dann auf einen kleineren Ort als Cochabamba mit ein wenig mehr Natur außenrum.

Wie uns Cochabamba gefallen hat, ist ein wenig schwer zu sagen. Eigentlich nicht schlecht, aber so richtig begeistert sind wir irgendwie auch nicht. Es ist die viertgrößte Stadt Boliviens und vielleicht haben wir´s nicht mehr so mit großen Städten – einfach zu viel Verkehr und Lärm und Gestank. Was Cochabamba allerdings zu bieten hat, ist ein Marktgeschehen, wie wir es noch nicht gesehen haben. In der Nähe vom Terminal ist ein Markt, der einfach nur riesig ist. Man könnte dort wohl Tage verbringen und hat noch nicht alle Gänge gesehen. Und es gibt alles: die unvermeidbaren und unzähligen Essensstände, Obst, Gemüse, Torten, Schneidereien, Wahrsager, Nudeln, Töpfe, Geschirr, die wunderbaren typischen Röcke für hier, Opfergaben wie Lamaföten in unterschiedlichen Größen, Schuhe, Eier, Fleisch, Werkzeug und noch vieles mehr.

Sorata und Cochabamba

Das Wochenende über waren wir also in Sorata. Das ist ein beschaulicher Ort in der Cordillera Real am Ende der geteerten Straße. Entsprechend „zentral“ liegt er, dafür traumhaft idyllisch in einem Tal, umgeben von grünen Hängen mit grandiosen Ausblicken. Laut Reiseführer ein Ort, „in dem noch der hartgesottenste Hooligan auf die Idee kommt, Yogaübungen zu machen“ (würden wir so nicht widersprechen). Wir hatten eine sehr zentrale Unterkunft, die einen wunderbar wilden Garten hatte, auf den wir von der Bank direkt vor unserer Zimmertür schaun konnten. Sehr schön, um abends bei Vogelgezwitscher (zum Garten gehörte eine Voliere mit Wellensittichen) draußen noch ein wenig zu lesen. Abgelenkt wurden wir zwischendurch von einem Kolibri, der kurz vor Sonnenuntergang brummenderweise einzelne Blüten abgeklappert hat. Gelegentlich kam auch die hauseigene Henne vorbei, hat nach dem Rechten gesehen und sich dabei ein paar Kuchenbrösel abgeholt.

Samstag war der Plan, einen Spaziergang zu einem Restaurant zu unternehmen, das laut Reiseführer sehr gute Steaks serviert und noch dazu schön gelegen ist. Die Wegbeschreibung hätte uns ein wenig stutzig machen können, war sie doch ein wenig, nun ja, kurz gehalten. Laut Karte mussten wir noch 200m in eine Richtung und sind da, was verschwiegen wurde, war, dass die 200m Luftlinie waren und eine Schlucht zwischen uns und dem Restaurant lag. Irgendwann waren wir so weit, dass der Rückweg auch nicht mehr nett gewesen wäre und haben es gefunden – die Belohnung war dann ein Platz mit Aussicht auf ein wunderschönes Tal. Begleitet vom Gezwitscher hunderter Papageien, die einmal im Jahr kommen, um die Blüten des Ceibo (keine Ahnung, wie der auf deutsch heißt) zu futtern. Für unseren Besuch in Sorata hatten wir also perfektes Timing 🙂 Das Steak war übrigens auch sehr lecker! Für den Rückweg haben wir uns dann ein Taxi gegönnt…

Gestern sind wir in Sorata mit dem Mini-Bus wieder in Richtung La Paz abgereist, abends ging es mit dem Nachtbus weiter nach Cochabamba. So langsam kommen wir in niedrigere Gebiete, was wir besonders daran merken, dass es wärmer wird! Heute haben wir uns schon ein wenig umgesehen – und hatten irgendwie den Eindruck, in einer anderen Welt zu sein. Die Menschen wirken viel „europäischer“, auch die Häuser wirken ganz anders als auf dem Altiplano, der Hochebene. Da müssen wir uns jetzt wohl umgewöhnen 🙂

Ueber Huarina nach Sorata

Gestern abend haben wir uns die letzte Trucha am Strand gegoennt, heute frueh sind wir in Richtung Sorata aufgebrochen. Einmal mussten wir umsteigen, aber alles lief voellig problemlos. Sorata liegt herrlich am Hang, aussenrum ist alles gruen, wir haben mal wieder Palmen in der Naehe. Wir sind ja auch „nur“ auf ca. 2600m, entsprechend waermer ist es.

Sorata ist ein etwas abgelegener Ort, nicht so gerade der Nabel der Welt. Aber das ist ja auch mal schoen! Eine Nebenwirkung der Lage ist das Thema Internet: es gibt im ganzen Ort kein WLAN, jedoch haben wir schon zwei Internet-Cafés gefunden. Das heisst so viel wie: den naechsten Beitrag gibt es, wenn wir wieder WLAN haben, das sollte Montag, spaetestens Dienstag soweit sein.

Isla del Sol

Die letzten beiden Tage haben wir uns Urlaub gegönnt. Wir haben ausgeschlafen, sind durch den Ort geschlendert, wollten zwei Museen besuchen (das eine gibt es nicht mehr, das andere hatte zu), haben eine Hose reparieren lassen und uns mit der hiesigen Forelle angefreundet. Am Strand (hach, endlich mal wieder am Ufer sitzen!) sind etliche Kioske, bei denen es Trucha (Forelle) aus dem Titicacasee in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Inzwischen haben wir schon die meisten durch und haben sie aber noch lange nicht über! Unser Stamm-Kiosk haben wir auch gefunden, die Köchin freut sich schon, wenn wir uns nähern.

Heute stand mal wieder ernsthaftes Besichtigen am Plan. Wir sind mit dem Boot zur Isla del Sol, der Sonneninsel gefahren. Laut der Legende ist dort die Sonne geboren oder es heißt auch in der Mythologie der Inka, dass der Sonnengott Inti seine Kinder, den ersten Inka Manco Cápac und seine Frau Mama Ocllo, auf einem Felsen der Isla del Sol zur Erde gelassen haben soll. Auf jeden Fall spielt die Isla del Sol in der Mythologie der Inka eine sehr große Rolle.

Unser ursprünglicher Plan war, ans Nordende zu fahren, dort ein wenig zu besichtigen und dann vom Südende wieder zurück zu fahren. Das wäre aber schon wieder eine etwas anstrengendere Wanderung geworden und irgendwie konnten wir (ich) uns nicht dazu aufraffen. Der Spaziergang zu den Inka-Ruinen im Norden war allerdings auch schon sehr schön! Isla del Sol ist eine herrlich ruhige Insel mit wunderschönen Stränden, die direkt zum Baden einladen würden, wenn man nicht wüßte, dass der Titicacasee nur etwa 10°C hat. Völlig unterschiedliche Felsformationen und Farben haben wir gesehen auf unserem etwa 2-stündigen Rundweg – herrlich!

Auf dem Rückweg haben wir uns extra ein wenig geschickt, unser Capitano hatte uns deutlich gesagt, dass wir unbedingt um 13:30 pünktlich wieder zurück sein sollen – um 13:40 haben wir ihn dann aus seinem Mittagsschlaf geweckt 😉

Gewaltmarsch nach Copacabana

Die gute Nachricht: wir sind wieder in Bolivien. Für uns ist das gut, wir freuen uns nämlich, wieder hier zu sein. Preise, Menschen, … – irgendwie haben wir hier ein besseres Bauchgefühl. Gestern abend ging es mit dem Bus los, am Terminal haben wir allerdings schon eine Nachricht bekommen, die uns (mit dem jetzigen Wissen) etwas mehr zu denken gegeben haben sollte: wir können mit dem Bus nur bis zur Grenze fahren, in Bolivien ist Wahl, da darf der Bus nicht drüber. Aber kein Problem, für die restlichen 8km gibt es ja Taxen, Busse, Collectivos – eine Unzahl an Möglichkeiten, das letzte Stückchen noch zurückzulegen. Soso.

Die Busfahrt war, wie eine Busfahrt eben so ist. Vom versprochenen Luxusbus war nicht viel zu sehen, einmal Reifenwechseln unterwegs können wir jetzt auch als Erfahrung verbuchen (nicht selbst, nur gucken). Ach ja, der Fahrer hat auch nochmal versprochen, dass es haufenweise Fahrmöglichkeiten auf der anderen Seite der Grenze gibt, auch ganz günstig, nur zwei Bolivianos (gut 20ct). Was er uns nicht verraten hat: am Wahltag fährt gar nichts. Es darf nichts fahren, das ist Gesetz. Auch nicht für einen ganzen Bus voll verzweifelter Touristen.

fussmarschAlles Beknieen, Überreden und Betteln hat nichts gebracht – wir mussten laufen. Ganze acht Kilometer, mit vollem Gepäck (so irgendwas zwischen 20 und 25kg), in der Mittagssonne und auf gut 3800m ü.d.M, wir sind ja wieder am Titicacasee. Logischerweise nicht nur wir, sondern der ganze Bus hat sich so langsam auf den Weg gemacht. Trotz kleinerer verzweifelter Momente sind wir dann Nachmittag gut angekommen, haben inzwischen heiß geduscht und sind ein wenig erhohlter. Das verdiente Bier muss noch warten, es ist ja Wahltag und da gibt es keinen Alkohol. Hoffentlich wird das Verbot ebenso wie das zum Personenbefördern um 20Uhr aufgehoben, da wollen wir uns mit Sophie und Edouard ein Kühles gönnen, die beiden haben mit uns zusammen unterwegs gelitten.

Erster Eindruck von La Paz

Nach einer recht kühlen Nachtfahrt (die Busse hier haben keine Heizung) sind wir heute früh in Nuestra Señora de La Paz, Sitz der Regierung Boliviens angekommen. Zuvor haben wir Gletscher aus der Ferne gesehen und einen grandiosen Blick auf das Tal, in das sich La Paz schmiegt, bei der Einfahrt auf die Schnellstraße. La Paz ist laut, ist voller Menschen, viel Verkehr – zwar „nur“ drittgrößte Stadt des Landes, mit komplettem Einzugsbereich allerdings die größte mit etwa 2 Mio Menschen. Und noch dazu mit einer Höhe zwischen 3200 bis 4100 m (wie gesagt, schmiegt sich in ein Tal) ist die Stadt der höchstgelegene Regierungssitz der Erde.

Und das mit der Höhe merken wir schon wieder, ist ganz schön anstrengend, hier die Gassen rauf und runter zu marschieren. Wir sind heute ein wenig rumspaziert, wie wir das mögen am ersten Tag in einer neuen Stadt. Dabei haben wir ein schweizer Cafe gefunden (lecker Frühstück um halb zwei nachmittags), das Coca-Museum und zum Schluß das Museo de Instrumentos Musicales.

Im Coca-Museum war es sehr interessant (wir haben sogar ein deutsches Skript bekommen), es ging um die Geschichte der Verwendung der Coca-Blätter bis sie von den Conquistadores erst verboten, dann, als sie die Nützlichkeit um die Arbeiter besser ausbeuten zu können erkannten, wieder erlaubt wurden (da hat allerdings die Kirche noch eine Steuer draufgeschlagen) bis zur beschlossenen Ausrottung der UN in den 60er Jahren. Das ist bekanntermaßen noch nicht umgesetzt. Selbstverständlich ging es auch um Kokain und seine Derivate, die ja auch heute noch in der Medizin eingesetzt werden. Die Inca haben übrigens die medizinischen Eigenschaften sehr früh erkannt, sie konnten schon Hirnoperationen unter Betäubung durchführen, als in Europa noch mit Holzhammer und Alkohol „Narkosen“ verabreicht wurden.