erster Eindruck

Nachdem wir gestern dann doch etwas platt waren, stand heute erstmal ausschlafen mit anschließendem gemütlichen Frühstück auf dem Plan. Danach hat Kassiopeia eine Pflegepackung bekommen: das Salz musste abgewaschen werden, die Fenster vom Aufbau waren fast blind (OK, das kam nicht nur von der Überfahrt, war aber dringend nötig), beide Vorsegel haben wir zum Trocknen hochgezogen und anschließend schön gefaltet unter den Abdeckungen verstaut und wir haben die etwas kreative Leinenführung unserer Festmacher für uns optimiert. Das Wetter war uns äußerst wohlgesonnen, wir hatten den ganzen Tag strahlenden Sonnenschein, einen leichten Windhauch und knapp 20°C.

mauer fussballspielenNachmittag sind wir dann zu einer ersten Erkundungstour losgezogen. Noch ohne festen Plan sind wir zur Straßenbahnhaltestelle hier um die Ecke, wir wollten uns mal über den Fahrplan erkunden. Da war nicht sooo viel herauszufinden (das haben wir dann später im Internet getan), also ging es weiter. Ein wenig an der Befestigungsmauer in Salé entlang und den Hügel hinauf. Ach ja, zur Erklärung: die Marina, in der wir sind, befindet sich am Fluß Bou-Regreg, der zwischen den beiden Städten Salé und Rabat verläuft. Wir sind in Salé, sehen aber beim Blick vom Heck aus direkt nach Rabat.

Zwar nicht der Blick vom Heck, aber von der Marina aus in Richtung Rabat

Zwar nicht der Blick vom Heck, aber von der Marina aus in Richtung Rabat

Irgendwann sind wir auf den Bahnhof von Salé gestossen und haben uns im Supermarkt darin umgesehen. Es gibt hier ALLES, was das Herz begehrt. Manches etwas teurer (ein Glas Nutella etwa €8,-), anderes ist etwas günstiger (fünf Kilo Couscous etwa €3,50) – wir wissen jetzt auf jeden Fall, wo wir hingehen, wenn wir einen größeren Einkauf planen. Interessant war auch, dass man Gewürze, Nudeln und ähnliches direkt offen kaufen konnte, wir hatten das eher für den Markt erwartet.

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Auf einem Markt sind wir später noch gelandet. Zuerst sind wir vom Bahnhof in Richtung Medina (Bezeichnung der Altstadt bei arabischen Städten) von Salé marschiert. Irgendwann haben wir ein paar Stände gesehen und dachten uns: klasse, eine Gelegenheit zum Bummeln! Wir sind dann einfach ein wenig durch die Gassen geschlendert und die Stände und Läden wurden immer mehr. Und irgendwie waren wir plötzlich mittendrin in all den kleinen, bunten Läden mit Gewürzen, Küchenutensilien, verschiedenen Datteln, Socken, Imbissen, Kaftanen für Männer und Frauen, Stoffen, Schuhen, usw..

verkehrszeichen mauer_3 mauer_2

Teegebäck für danach - alles war mit Marzipan mit leichtem Geschmack von Rosenwasser

Teegebäck für danach – alles war mit Marzipan mit leichtem Geschmack von Rosenwasser

Zwischendurch gab es eine Tüte mit süßem Spritzgebäck, wir durften sogar vorher probieren. Alles war ganz viel und bunt und eine beeindruckende Menge an Eindrücken. Wir waren beide ziemlich geplättet, als die Gassen wieder etwas weiter wurden. Aber herrlich geplättet! Zur Belohnung gab es in einem Imbiss noch eine Tajine mit Garnelen, dann ging es wieder zurück zum Boot.

Zum Fotografieren sind wir im Markt irgendwie gar nicht gekommen, außerdem wären wir uns auch merkwürdig vorgekommen, so gar so offensichtlich einen auf Tourist zu machen… Mal sehn, was wir da vielleicht doch noch einfangen können. Morgen geht es auf jeden Fall mit der Straßenbahn nach Rabat, wir sind schon neugierig und gespannt 🙂

unser zweiter Kontinent

Die Wettervorhersage hatte schon seit ein paar Tagen für Donnerstag unsere Abfahrt in Richtung Marokko möglich gemacht, und das hat sich diesmal auch stabilisiert. Selbst die Wellenhöhe für die Einfahrt bei Salé/Rabat hat gepasst und sich nicht erhöht. Eigentlich klang alles zu gut, um wahr zu sein. Die letzten kleinen Bedenken hatten wir (besonders ich) noch wegen der Temperaturen. Nachts ist es inzwischen doch ziemlich kühl und wir haben ja keine Heizung an Bord. Aber wir haben einfach alles an Decken und warmen Klamotten gesucht und bereit gelegt, so sollte das auch kein Problem sein. Und war es auch nicht! Es war sogar deutlich wärmer als erwartet!

ausfahrt_lagosVor Abfahrt haben wir noch eine letzte Abschiedsrunde durch die Marina gemacht, so ganz ohne Tschüß-Sagen wäre das nach 3 Monaten wohl blöde. Und man glaubt gar nicht, wie viele man in der Zeit kennen lernt. Das gehört eindeutig zu den Vorteilen des länger Verweilens 🙂 Der Nachteil daran ist, dass es den Abschied natürlich nicht einfacher macht! Wir haben die Zeit in Lagos auf jeden Fall sehr genossen! Für den Winter können wir die Marina nur empfehlen, man lernt viel andere kennen und es ist sehr kurzweilig.

endlich_segelnBei sehr ruhiger See sind wir losgefahren, vorhergesagt waren für fast die ganze Fahrt 10-20kn Wind, das auch noch aus segelbarer Richtung. Und diesmal hat sich das Wetter auch an die Vorhersage gehalten! Nur in der ersten Nacht wurde es etwas windiger, aber das war alles noch im Rahmen. Wir haben nur ein wenig zu spät unsere Genua (das große Vorsegel) geborgen, das war bei dem inzwischen stärkeren Wind dann nicht mehr so ganz einfach. Allerdings sind wir da dann auch mit dem Groß im ersten Reff so gut voran gekommen, dass wir vorerst unser kleines Vorsegel gar nicht gesetzt haben.

mittendurchVor dem Bergen der Genua hatten wir ein wenig mit Verkehr zu tun. Bisher hatten wir noch nirgends so viele kreuzende Frachtschiffe. Aber wir haben eben auch die Route gekreuzt, auf der alle Frachter aus dem Mittelmeer in Richtung Nordsee unterwegs sind. Und das sind eben ein paar. Dank AIS haben wir alle gut verfolgen können inklusive Angaben zu Kurs und Geschwindigkeit, somit war einfacher abzuschätzen, ob wir auf Kollisionskurs sind oder nicht. Zwischendurch haben wir auch das Radar zur Abstimmung von Sicht und AIS (manche sind erst später aufgetaucht) zuhilfe genommen. Da wir ja auch ein AIS-Signal senden, ist ein Frachter direkt von selbst ausgewichen, ein anderer hat nach Aufforderung sofort seinen Kurs geändert (Segelboote haben auf offener See Vorfahrt vor Motorbooten, also eben z.B. Frachtern, unabhängig von der jeweiligen Größe. Im Zweifel sollte man als kleiner Segler da aber wohl auch nicht unbedingt drauf bestehen…).

nachtsDer Wind hat weiter wunderbar angehalten, erst gestern Abend wurde es irgendwann so wenig, dass wir kurz ein wenig motoren mussten. Zuvor hatten wir einen wundervollen Segeltag. Passend zu Michls Geburtstag konnten wir unsere erste Schildkröte an uns vorbeischwimmen sehen (Kassiopeia ist ja unter anderem nach der Schildkröte aus Momo benannt), in der Nacht von gestern auf heute war es zwar dank Neumond stockdunkel aber äußerst sternreich und klar, zudem wurden wir fast die komplette Nacht von Delphinen begleitet. schwellUnd auch wenn man nur Schimmer von ihnen sieht, es ist einfach immer wieder beeindruckend, mit welcher Freude sie ums Boot herum tanzen und spielen. Wir könnten beide stundenlang dasitzen und zusehen. Dasselbe gilt übrigens auch für Wellen. Den ganzen Tag Wellen beobachten wird nicht langweilig. Ständig wechseln Form, Höhe, Farbe, Geschwindigkeit, jede ist anders.

Wir sind trotz reduzierter Segelfläche (irgendwann hatten wir aber bei nachlassendem Wind trotzdem unser kleines Vorsegel wieder gesetzt) sehr gut vorangekommen, so dass wir uns eher bremsen mussten. Wir wollten mittags in Salé/Rabat ankommen, da bei Hochwasser die Hafeneinfahrt am sichersten ist. Dank unserer „Bremsen“ haben wir das so auch geschafft. Die Einfahrt, vor der wir sehr viele Warnungen bekommen hatten, war kein Problem (wir hatten das entsprechende Glück, dass sich auch die Wellenhöhe an die Vorhersage gehalten hat ;-)). Etwas zu frühzeitig haben wir das Pilot-Boot der Marina angerufen, das uns sicher hereingeführt hat. Das gehört hier zum Service dazu, bei schwierigeren Bedingungen kämen sie sogar an Bord für die Einfahrt.

Das anschließende Einklarieren ging völlig völlig problemlos. Wir hatten insgesamt (nicht auf einmal) sechs Personen an Bord: Customs, Polizei, Marina und einen Drogensuchhund. Der Hund war riesig, ist aber überall durch (inklusive unserer Heckkabine, die nicht wirklich besucherfreundlich eingerichtet ist im Moment). Gefunden hat er nichts, es ist aber auch nichts an Bord, was er hätte finden können. Alle waren äußerst freundlich, alle kamen auch erst nach Aufforderung von uns an Bord und haben sich über die paar Brocken französisch gefreut, die ich aus meinem Hirn hervorgekramt hatte.

Da wir doch etwas müde und geschafft von der Fahrt sind, haben wir nur einen kurzen Spaziergang durch die Umgebung gemacht. Unser erster Eindruck: es ist ganz anders als in Portugal, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten. Es ist lebhaft, freundlich, interessant – wir freuen uns darauf, noch mehr zu erkunden!

Noch ein ganz kurzes Fazit zum länger gewordenen Text: der Törn hierher gehört sicher zu unseren schönsten auf der bisherigen Tour. Vermutlich auch deswegen,weil wir beide richtig entspannt losgefahren sind und eben einfach lange genug auf passendes Wetter gewartet haben. Und das war wunderbar so 🙂

Seenotsignalmitteltest

Am Strand hat heute vormittag von der Marina organisiert eine Übung zu Seenotsignalmitteln stattgefunden. Gestern kam die Mail dazu, da hatten wir uns natürlich gleich angemeldet. Und es war richtig interessant! Ich habe zwar in Deutschland noch den sogenannten Knallschein (Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel) gemacht, aber das ist alles doch eher theoretisch gewesen. Jetzt konnten wir also beide richtig knallen. So war es auch möglich, etliche abgelaufenen Signalmittel loszuwerden, die man ja sonst offiziell entsorgen muss, hier bei der Polizei. Das ganze wurde übrigens von der Policia Maritima beobachtet und überwacht.

Was den Gebrauch der Signalmittel besonders macht, weshalb man auch tatsächlich entsprechend vorsichtig sein sollte, ist, dass sie unter allen äußerlichen Umständen brennen. Sie brauchen dazu keinen Sauerstoff, sie brennen somit auch unter Wasser oder in Kleidung, wenn sie sich darin verfangen. Auch deswegen fanden wir es gut, die Teile mal entspannt anzuwenden. Wir hoffen ja, dass wir unsere Ausstattung wieder original verpackt wieder mit nach Hause bringen!

fire-worker-groupWir waren beeindruckt, dass doch relativ viele Blindgänger dabei waren, aber das kann auch daran liegen, dass manche, gerade die Rauchsignale, schon sehr alt waren (teilweise seit fast 30 Jahren abgelaufen). Manche sind auch in der Handhabung nicht so ganz einfach, bei einem Modell mit Fallschirmrakete musste man doch sehr darauf achten, dass die Zündung beim Start einem nicht die Hand verbrennt. Auch, dass die komplette Farbe an der Hülse vor Hitze schmilzt hätten wir nicht erwartet! Die Teile werden doch gut heiß.

 

Segelabweiser und Pactor

schraubstockVor einiger Zeit haben wir uns beim Segelmacher Segelabweiser mitgenommen, das sind runde, im Ø ca. 75 mm große Plastikscheiben, die das Segel vor schürfen und schleifen an Relingsstützen und Bugkorb schützen. segelabweiser Wir mussten sie nur auf die richtigen Durchmesser aufbohren und auf Relingsdraht und -halterung aufstecken. Zum Aufbohren konnten wir mal unseren Schraubstock ausgraben und verwenden. Als Halterung bot sich die Klampe geradezu an. Mal sehen, wie sich die Segelabweiser in der Praxis bewähren.

claudiBei unserer letzten Fahrt, ist schon eine Weile her, wehte es ja so stark, dass unser TO-Stander zerriss und die Flaggenleine runterkam. Den Stander hat Claudi heute mit Stoffresten verstärkt, wieder zusammen genäht. Ich durfte 🙂 wieder in den Mast und ihn in den vorgesehenen Block einfädeln und hochziehen.

Beim Durchtesten der elektronischen Geräte fiel auf, dass wir keine Verbindung übers Laptop und Internet mehr zu den Pactorstationen bekommen. Und somit, auf dieser Adresse, keine e-mails mehr empfangen konnten. Auf einen kleinen Tip von Andrea, SY-Akka hin, änderten wir die Verbindungsadresse und schwubs ging es wieder. Danke nochmal.

Den Rest des herrlich sonnigen Tages genossen wir dann an Deck bei Lesen, Teetrinken und leckeren Sandwiches mit Käse, Tomaten und Mozarella.
michl

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neues Spielzeug

In dem Paket meiner Eltern ist auch unser neuer Kindle gekommen. Wir sind ja beide Verfechter „echter“ Bücher, also mit Umblättern, Lesezeichen, dem entsprechenden Geruch und einfach was Richtigem in der Hand. Und jetzt nach zwei Tagen müssen wir sagen: wir haben unsere Meinung nicht geändert. Das ist schon nett mit dem ebook im Bett zu liegen und kein Licht zu brauchen und es gibt sogar ne ganze Menge gratis Bücher bei amazon, aber das Gefühl mit dem Umblättern und einfach ein „Buch zu fühlen“, das fehlt halt völlig. Wir sind trotzdem froh, dass wir ihn haben, er soll ja auch hauptsächlich die Nachtfahrten literarisch gestalten, und dafür passt er wunderbar.

Heute haben wir zum dritten Mal vom Sauerbraten gegessen 🙂 Wir hatten so ein großes Stück Fleisch und genug Soße, dass es heute zumindest noch zu Nudeln mit Soße gereicht hat. Herrlich! Mal sehen, wann wir uns den nächsten gönnen, ein Stück Soßenlebkuchen haben wir noch. Zum Dessert gab es zwei Schokomuffins, gespendet von der Marina. Für ein paar Tage war der Boiler in der Herrendusche kaputt und Männlein und Weiblein haben sich nach Zeitplan die Damendusche geteilt. Das war jetzt das Dankeschön für unsere Geduld. Sehr nett, finden wir 🙂

Nebenbei haben wir noch ein wenig weiter gewerkelt (ToDo-Listen nehmen nie ein Ende!). Vor einer Weile hatten wir ja schon versucht, eine undichte Stelle dicht zu bekommen. Damals dachten wir, es lag an den nicht sauber abgedichteten Holzleisten an der Fußreling, aber der letzte Regen hat uns deutlich gemacht, dass wir da falsch lagen. Wir hoffen mal, jetzt einen Treffer gelandet zu haben: bei einem Fenster im Salon konnten wir innen in einer Ecke eine grünliche Stelle finden, also muss da wohl auch irgendwo Feuchtigkeit rankommen. Michl hat jetzt beide Salonfenster von außen nochmal mit Sikaflex abgedichtet, wir hoffen, dass da jetzt nichts mehr rein kommt. Sonst müssen wir die Fenster komplett neu verkleben…

Schon wieder Weihnachten

paketsauerbraten_fertigHeute kam wieder ein Paket mit vielen schönen Dingen 🙂 Zuerst einmal hat es uns kulinarisch zu einem fränkischen Tag verholfen: mittags lecker Brot mit Hausmacher Leberwurst (beides im Paket), abends Sauerbraten (ok, der war nicht im Paket, aber zumindest die erforderlichen Soßenlebkuchen) mit Blaukraut und Klößen (der Kloßteig war wieder im Paket). Sehr lecker! Ansonsten waren noch viele Kleinigkeiten eingepackt, wie weitere Wurstdosen, ein selbstgebackener Kuchen, unser neuer Kindle, Teebeutel, Schweißtape, Klarlack, usw.. Dem Kindle, also unserem neuen Spielzeug, konnten wir uns noch gar nicht wirklich widmen, vor lauter Sauerbraten war da keine Zeit. Aber wir haben ihn ja noch ein Weilchen, da bekommt er schon irgendwann genug Zuwendung von uns. Ein ganz großes Danke an meine Eltern!!

Die restliche Zeit haben wir weiter das immer noch herrliche Wetter genutzt. Bei knapp 20°C und strahlendem Sonnenschein lässt es sich einfach schön draußen arbeiten!

  • reservefocksturmsegelwir haben mal alle Vorsegel, die wir noch nicht ausprobiert hatten, hochgezogen und gelüftet. Zwei haben noch gefehlt. Wir hatten zwar alle schon vor Abfahrt ausgemessen, aber wenn sie so am Vorstag hängen, fällt das mit der Vorstellung der Größe und Form doch leichter. Um die kleineren über die Reling zu bekommen, war ich noch kurz bei unserem Freund, dem Segelmacher, und habe ein Drahtseil mit Kauschen konfektionieren lassen, das wir am Hals (vordere, untere Ecke) einhängen.
  • plexiglas_saegenda der Schalter unserer Ankerwinsch und des Autopiloten direkt am Niedergang ist, sind wir da immer wieder ungewollt rangekommen. Unterwegs ist das blöde, wenn man den Autopiloten ausschaltet und sich wundert, wo Kassiopeia plötzlich hinfährt. Und die Ankerwinsch sollte vielleicht auch nicht unbewußt betätigt werden. Von Thomas und Agnes bekamen wir ein Stück Plexiglas, um einen Schutz zu basteln. Danke nochmal dafür!
  • wir haben es endlich auch vollständig geschafft, den neuen Regler für unsere Solarpanele anzuschließen. Manchmal brauchen die letzten 10% einer Arbeit einfach ewig…
  • ganz wichtig zwischendurch ist es auch, die Umgebung zu betrachten. Bei dem Wetter sind ganz viele am Arbeiten und es gibt viel zu sehen 😉 Auch die Tierwelt in der Marina ist immer wieder sehenswert. Gestern beim Frühstück konnten wir z.B. einen Kormoran beobachten, der mit einer Seezunge im Schnabel aufgetaucht ist und diese dann komplett verschlungen hat. War gut zu beobachten, wie der Fisch so langsam den Hals runtergeflutscht ist!

Sonne :-)

besuchSeit Montag ist die Sonne zurück und das genießen wir auch sehr! Einerseits mit Mittag essen oder Tee trinken an Deck, andererseits auch mit Arbeiten, die einfach schönes Wetter erfordern. Auf dem Steg ist die letzten Tage auch deutlich mehr los, außerdem schaun alle viel freundlicher aus der Wäsche. Ach ja, und Wäsche hängt auch wieder auf den Booten, nach dem Regen muss wohl jeder wieder seine sauberen Klamotten aufstocken.

Wir haben gestern unser Großsegel gelüftet, in die Lazy-Bags kam doch etwas Feuchtigkeit. Nachdem praktisch kein Wind war, konnten wir es gemütlich trocknen lassen und gleich noch die Lazy-Bags sauber machen. Anschließend wollten wir auch unsere Vorsegel lüften und trocknen, aber das war nicht nötig. Die Abdeckungen sind anscheinend so gut, dass darunter gar nichts feucht wird, trotz der zwischendurch hohen Luftfeuchtigkeit. Damit haben sie sich schonmal bewährt, was uns sehr gefreut hat!

Heute war Michl im Mast und hat den Radarreflektor wieder angebracht, diesmal hoffentlich haltbarer (wir haben mit Draht verstärkt). Außerdem hat er noch einen Kontrollgang bis ganz nach oben gemacht – alles sieht gut aus im Masttop. Leider hatte er keinen Foto dabei, aber die Aussicht war klasse! Dann haben wir mal wieder den Motor laufen lassen und durchgecheckt, auch da sieht alles einwandfrei aus.

besuch_2Zwischendurch hatten wir Besuch an Bord. Wir saßen beide unten im Salon und hörten ein Klopfen, auf den ersten Blick war nichts zu sehen, dann haben wir ihn entdeckt: ein kleiner Sperling (?) hat sich die Brösel gepickt, die wir gestern mittag beim Essen an Deck verstreut haben. Er kam öfter vorbei, anscheinend haben wir etliches fallen lassen…

Gasfüllung

tomatenchutney

Tomatenchutney – der letzte Versuch, die Flasche leer zu bekommen

Heute hat die in weiten Teilen der Marina (naja, immerhin sieben Boote) ersehnte Gasflaschenfüllaktion stattgefunden. Tom hat freundlicherweise sein Auto zur Verfügung gestellt, Les ist mitgefahren. Es ist etwas tricky, jemanden zu finden, der Flaschen füllt, so eigentlich ist das anscheinend in Portugal nicht erlaubt (das war zumindest bisher unser Wissensstand). Aber etwa 50km von hier ist eine Gastankstelle, die sich bereit erklärt hat, deutsche und englische Flaschen zu füllen. Heute früh haben wir dann alle Gasflaschen zu Tom ins Auto geladen und nicht mal zwei Stunden später waren sie wieder da. Alles ist gut gegangen, wäre blöd gewesen, wenn grad da jemand von hinten auf´s Auto gebrummt wäre… Dadurch, dass so viele eine Füllung gebraucht hatten, wurden die Nebenkosten auch günstig und wir sind für gesamt €14,- zu einer großen, vollen Gasflasche gekommen 🙂

moewemoewe_2Das Wetter wurde wie vorhergesagt endlich mal wieder freundlicher. Nachdem es letzte Woche recht viel geregent hatte mit einem trüb-feuchten Höhepunkt gestern, hatten wir heute den ganzen Tag Sonne pur! Wir konnten endlich mal wieder draußen an Deck unseren Mittagssnack genießen. Und es soll so bleiben, zwar auch kälter, aber freundlich.

Einmachen

Nachdem am Montag eine Fahrt zum Gasflaschenfüllen veranstaltet wird, dachten wir uns, wir machen unsere noch so leer wie möglich. Beim letzten Wiegen haben wir festgestellt, dass sie noch zu etwa einem Drittel gefüllt ist, also hieß es die letzten Tage: Gas geben! Wir müssen es ja nicht unbedingt verschwenden, aber ein bißchen Einkochen kommt da gerade richtig.

Kürbis im Topf

Zuerst ging es an Marmelade. Kiwi sind diese Woche im Angebot, also war das der richtige Moment für Kiwi-Orangen-Marmelade. (Wobei die Kiwi die Frage aufgeworfen haben: wenn es hier portugiesische Kiwi gibt, warum werden in Deutschland neuseeländische verkauft? Und warum werden in Neuseeland italienische verkauft? Irgendwie ist das doch völlig eingemachtdaneben, alles quer durch die Welt zu transportieren, anstatt das Angebot vor Ort zu nehmen.) Als nächstes war dann Kürbis dran. Wir haben vom Markt drei Monster-Stücke mitgenommen, geschnitten und in Ingwer-Sirup eingekocht, dann sind da grad mal zwei Gläser dabei rausgekommen. Allerdings hat das Versuchsstück sehr lecker geschmeckt! Mal sehn, ob uns morgen noch eine Idee über den Weg läuft, die Gasflasche ist noch nicht leer 😉

Über Wetterfenster wollen wir eigentlich gar nicht mehr schreiben, immer wenn wir angekündigt haben, es könnte vielleicht ein passendes kommen, wurde nichts draus. Die letzte Woche war hier recht ungemütlich (ja, wir wissen, dass es in Deutschland kalt mit Schnee und Eisglätte war, ungemütlich ist also durchaus relativ), aber viel Wind und immer wieder Regenschauer macht eben auch bei 15°-17° nur bedingt und nicht auf Dauer Spaß. Durch den Sturm letzte Woche hier in Portugal und einen anderen im Moment im Nordatlantik bekommt die marokkanische Küste relativ viel Wellen ab, was es aktuell unabhängig von der Windsituation nicht möglich macht, sie anzulaufen. Das soll aber diese Woche weniger werden. Wir werden sehen und bleiben weiter geduldig 🙂

ein halbes Jahr

Gestern war es ein halbes Jahr, dass wir unterwegs sind. Bzw. ein halbes Jahr seit dem letzten Ablegen aus Hooksiel. Sehr viel ist passiert in diesem halben Jahr, sehr viel hat sich für uns geändert. Aber eigentlich war das vor einem halben Jahr gar nicht der Anfang der Reise, das war mehr ein schleichender Übergang zwischen Plan fassen, erste Schritte zur Umsetzung, ernstere Schritte zur Umsetzung, immer mehr Stress in der Umsetzung, Ablegen und schließlich vorerst hier bis Lagos kommen. Zu unserer Abfahrt wussten wir nicht immer, wo uns der Kopf steht vor lauter Stress. Kassiopeia stand schon ein gutes Jahr in Hooksiel, also 700km entfernt von zuhause und wir sind jedes zweite Wochenende nach Norden gefahren. Nebenbei haben wir natürlich noch Geld verdienen müssen, die Jobs durften möglichst nicht darunter leiden. Langer Rede kurzer Sinn: wir waren nicht wirklich entspannt, als es los ging.

Anfangs dachten wir, wir MÜSSEN weiter, wir müssen doch durch die Biskaya, wir können uns keine Zeit lassen. Wir mussten uns regelrecht zur Entspannung zwingen, Danke nochmal für die Mails und Kommentare dazu, die Unterstützung war sehr wichtig für uns!!!! Schritt für Schritt haben wir uns entschleunigt und uns immer mehr auf das Wetter eingelassen. Das Wetter hat es uns allerdings nicht einfach gemacht, irgendwie war wohl dieses Jahr der Wurm drin (was übrigens auch andere mit mehr Erfahrung übereinstimmend festgestellt haben ;-)). Andererseits hat uns gerade das Wetter somit dazu „gezwungen“, Geduld zu lernen und entspannt zu bleiben, auch wenn es mal nicht so vorwärts geht, wie wir das gerne hätten. Und es tut gut, diesen Lernprozess durchzumachen!

Wir sind inzwischen deutlich entspannter als zur Abfahrt (wäre ja wohl auch tragisch, wenn das anders wäre) und können einfach genießen. Früher, schon vor all den Vorbereitungen, war immer zuviel Stress und einfach zu wenig Zeit und Muse für uns, zum Lesen, zum Socializing (gibt´s da auch ein deutsches Wort?), zum Kochen, zum Genießen, ganz einfach: zum Leben! Wir danken allen, die geholfen haben (es auch immer noch tun!), uns diese Reise jetzt zu ermöglichen! Wir hätten es allein nicht geschafft. Ein großer Teil von euch fährt mit uns mit, wir haben beide Bilder aufgehängt und immer im Sichtfeld 😉

Wir freuen uns auch immer noch über alle Unterstützung, sei es ein unerwarteter Film von uns, Postkarten oder Pakete von zuhause, der Kontakt mit Bloglesern per Mail oder auch mit neuen und alten Freunden über die Welt verstreut über Skype, Mail oder fb, der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Bisher können wir nur sagen: das alles war den Stress vorher wert!

Die Bilder können nur einen geringen Teil unserer Eindrücke wiedergeben, trotzdem hier ein kleiner Überblick über das bisher unterwegs erlebte.

Curry, Sonne, Wind und Regen

Nachdem wir ja am Samstag recht ordentlich Wind hatten (bis zu 59,9kn), war es Sonntags ruhig und sonnig.
Vormittags habe ich die Bilge (tiefste Stelle in unserem Schiff) durchgespült, gereinigt und gleichzeitig die automatische und manuelle Handpumpe getestet. Funktioniert tadellos.
Claudi ist ja mittlerweile in die Taschenproduktion aus Segeltuch eingestiegen. Nach den gelungenen Weinsäcken kommen jetzt als erste Steigerung Taschen dran. Zuerst eine für Stoff- und Nähutensillien und dann eine neue Umhängetasche für mich. umhaengetascheMacht sie richtig klasse, wie ich finde. Das schwierige dabei ist, bei dem großen Segel gerade Teile auszuschneiden und dann die Nähmaschine zu überreden 6!!! Lagen zu nähen. Doch es funktioniert alles.
Einen Nachteil hat die Sache allerdings für mich doch: solange Claudi näht, DARF ich kochen und abspülen. Naja, bei dem Ergebnis mach ich das ja gerne 🙂

Julie und ich hatten uns Sonntag Nachmittag für eine gegenseitige Backstunde verabredet. Dazu kurz: Claudi ist bei uns für das Brotbacken zuständig, ich für die süßen Dinge wie Kuchen, Plätzchen und so weiter. Julie zeigte mir, wie man „Flapjacks“, backstundedas sind Müsli-Riegel, herstellt. Die sind einfach, gesund, extrem lecker und lassen sich in vielen Variationen backen.
Ich weihte sie in die hohe Kunst der „lockeren“ Kuchen ein und zeigte ihr, wie man flockig leichten „Soaked orange cake“, das ist ein getränkter Orangenkuchen, hinbekommt. Hat richtig Spaß gemacht. Natürlich gab´s danach noch einen Kaffeeklatsch mit Claudi, Julie, Rod, Les und mir.

Den Montag ließen wir dann ruhig angehen, genossen die Sonne und freuten uns auf den Abend. Da hatten wir eine Einladung zum Curry bei Julie und Rod auf der ROJO. Es wurde ein toller Abend mit leckerem Essen, Spielen, Guiness, Wein, Ramazotti und tollen Geschichten. Danke noch mal dafür. Wir haben uns äußerst wohl gefühlt.
curry

Heute stürmte und regnete es den ganzen Tag. Also war Bootstag angesagt. Und was macht man an solchen Tagen? 🙂 Man stöbert im Internet, surft ein wenig und kauft ein.
der naechste Sturmnoch_ruhigWir haben uns zwar lange dagegen gesträubt, doch heute haben wir uns überredet… 🙂 und uns einen Kindle bestellt ….

endlich Fado

Ein Vorteil an meiner Erkältung, bzw. dass wir nicht losgefahren sind, ist, dass wir so gestern Abend noch ein Fado-Konzert besuchen konnten. Im Restaurante A Barrigada findet alle zwei Wochen ein Fado-Abend statt mit Essen und Live-Musik. Wir haben das aber erst vor kurzem genau herausgefunden und zwar exakt einen Tag nach dem letzten Konzert… Gestern war dann das nächste und das haben wir uns nicht entgehen lassen. Zusammen mit Julie und Rod haben wir lecker gegessen, Wein getrunken und weiter dem Pfeifen des Windes zugehört. Nach dem Essen fing dann das Konzert an. Die Fadista (Fado-Sänger bzw. Sängerin) war Argentina Freire, hier eines ihrer Lieder. Begleitet wurde sie von zwei klasse Gitarristen. Es gab sogar zwei Gastauftritte: ein Fadista sass im Publikum und einer der Gitarristen hatte auch eine tolle Stimme.

Wir dachten alle vier, dass Fado deutlich trauriger und schwerer ist, aber zumindest das, was wir gestern hören durften, war sehr lebendig und rhythmisch. Nicht fröhlich, aber doch auch nicht so getragen wie erwartet. Alle zusammen waren wir sehr begeistert und konnten einen wunderbaren Abend mit toller Musik genießen!

Ach ja, noch eine kleine Sturmnachlese: wir haben glücklicherweise keinerlei wirklichen Schaden, auch in der Marina bleib anscheinend alles heil. Zwei Vorsegel wurden zwischendurch vom Wind aufgeflattert, aber beide konnten wohl ohne größere Probleme und Folgen wieder eingerollt werden. Unser wirklich kleiner Schaden, der wohl auch nicht nur sturmbedingt ist: unser Radarreflektor ist auf´s Deck gefallen, ist aber ganz geblieben. Wir müssen ihn nur wieder befestigen. Lose war er wohl, weil wir ihn vor immerhin eineinhalb Jahren mit Kabelbindern befestigt haben. Und die sind ja nunmal nicht wirklich uv-beständig… Dafür hat er also dann doch recht lang gehalten 😉

Stürmisch!

Letzte Nacht schon sind wir im drei Uhr vom Sturm geweckt worden, jetzt kurz vor fünf Uhr abends weht es immer noch kräftig. Wir können uns beide nicht erinnern, jemals so einen langen Sturm erlebt zu haben. Wir hoffen, dass uns das auf offener See erspart bleibt! Letzte Nacht waren wir noch von den gemessenen 42kn (~78km/h) Windgeschwindigkeit beeindruckt, heute haben wir zwischendurch teilweise deutlich höhere Werte, bis 59,9kn (109km/h), gemessen. Wir sind sehr froh, dass uns hier in der Marina Schwell erspart bleibt, wir somit zwar Bewegung um Schiff haben, aber nur, wenn uns eine Bö auf die Seite drückt.

Vorhin haben wir einen Spaziergang zum Strand gemacht, wir wollten uns das Wetter auch mal da ansehen. Nachdem wir Nordwind haben, der Wind somit gegen die Brandung pustet, sind die Wellen nicht soooo riesig, toll anzusehen ist allerdings, wie die Gischt vom Ufer weggeweht wird 🙂 Das Wetter wechselt rasend schnell, so hatten wir auf unserem etwa einstündigen Spaziergang alles vom blauen Himmel über leichten Hagel waagerecht von hinten über dunkle bedrohliche Wolken, aber auch beeindruckende weiße Wolkenberge.

Die Bilder unterwegs sind übrigens alle im Zeitraum von etwa einer dreiviertel Stunde gemacht.