Besuch bei Freunden in Hinton

Wir hatten ja das große Glück, auf unserer Paddeltour entlang des Red Deer River Freunde gefunden zu haben, also haben wir sie gleich zuhause in Hinton besucht. Zwei Nächte waren wir bei Illo und Rick, sie waren grandiose Gastgeber! Sie haben uns viel von der Umgebung gezeigt, wo sie im Bergbau gearbeitet haben, wir sind nach Cadomin gefahren, einen kleinen Weiler im Nirgendwo, haben Rehe gesehen, einen Silberfuchs und aus der Ferne einen Schafbock. Wir waren in den Hotsprings, haben auf dem Weg dahin unsere ersten Bären gesehen (Schwarzbären, eine Mama mit Nachwuchs) und sind im William A. Switzer Provincial Park ein Stück durch den Wald gelaufen. Nebenbei gab es leckeres Essen und ein Wiedersehen mit weiteren Freunden – Danke euch allen für die schöne Zeit!

Morgen geht es zurück in Richtung Süden, ein paar Stellen des Icefields Parkway haben wir uns für den Rückweg aufgehoben.

Rocky Mountains zum ersten

Wir hatten es Freitag tatsächlich geschafft und sind halbwegs früh aufgebrochen. Da war wohl einfach die Vorfreude zu groß zum Verschlafen 🙂 Und das war gut so! Die letzten Tage sind wir über Banff (Stadt und Nationalpark), Icefields Parkway und Jasper (auch Stadt und Nationalpark) in Richtung Norden gefahren. Wir haben inzwischen unsere warmen Jacken aus den Tiefen des Autos gekramt – Sommer in den Rocky Mountains heißt tagsüber bei Sonne knapp über 20°C, nachts um die 5°C, es kann durchaus auch mal schneien. 

Übernachtet haben wir auf Zeltplätzen in den Nationalparks. Die meisten dort sind „unserviced“, d.h. es gibt ein Plumpsklo, Trinkwasser und Feuerholz, Anmeldung und Zahlen funktioniert per Briefumschlag. Und wer zuerst da ist, bekommt einen Platz. Jetzt in der Hochsaison sollte man somit nicht allzuspät seinen Schlafplatz wählen, mit unserem doch relativ kleinen Reisemobil hatten wir aber immer Glück. Die Plätze sind ausnahmslos wunderschön gelegen – was aber wohl auch an der herrlichen Gegend liegt! Eine Nacht waren wir im sogenannten Overflow-Bereich, da kommen die hin, die keine Parzelle mehr bekommen haben. Neben uns haben Radler gezeltet, die so richtig interessante Geschichten hatten. Der eine war auf dem Weg von Alaska nach Bolivien, ein anderer nach Florida und einer will innerhalb von 90 Tagen vom Nord- zum Südzipfel des ganzen Kontinents radeln (den haben wir leider nicht kennengelernt). Beeindruckend, welche Strecken die Jungs und Mädels zurücklegen, und das alles mit reiner Muskelkraft.

Die Stadt Banff hat uns nicht so vom Hocker gehauen, das war uns einfach zu voll und touristisch. Also haben wir nur ein paar Infos über den Park eingesammelt. Weiter nördlich sind wir an Lake Louise vorbei gefahren – das ist so überlaufen, dass man schon SEHR früh da sein muss. Wir haben immer wieder angehalten um die Aussicht zu genießen – und es wurde schöner und schöner! Der Icefields Parkway fängt nördlich von Lake Louise an und führt an verschiedenen Gletschern vorbei, Highlight ist dabei sicherlich das Columbia Icefield. Aus dem Gletscher werden verschiedene Seen und Flüsse gespeist, das Wasser fließt in drei Ozeane ab – Pazifik, Atlantik und Arktisches Meer. Die letzten 175 Jahre ist es schon deutlich geschmolzen, die Zunge des Athabasca-Gletscher war damals noch gut 2km länger und würde bis über die heutige Straße gehen. Vom Icefield Infocenter aus haben wir uns einen Besuch des Skywalk gegönnt. Die Aussicht ist beeindruckend (besonders in eine Richtung), die Konstruktion auch (da kam meine berufliche Vergangenheit nochmal durch ;-))! Um das zu genießen musste ich meine Höhenangst überwinden, aber es hat sich gelohnt!

Einen kurzen Abstecher abseits der Nationalparks noch vor dem Columbia Icefield haben wir zu den Siffleur Falls gemacht. Es war eine kleine Wanderung von insgesamt 8km, die den Umweg absolut wert war! Die Schlucht, durch die das Wasser rauscht ist beeindruckend und man kann direkt am Wasserfall die Gewalt des Wassers regelrecht spüren. Kurz bevor wir vorübergehend vom Parkway abgebogen sind, waren wir noch beim Saskatchewan Crossing, ein früherer Handelspunkt, weil man dort die Flüsse leicht überqueren konnte. Die Aussicht ist atemberaubend schön!

Alle Aussichtspunkte kann ich hier gar nicht mehr auflisten, aber die Bilder sprechen ja für sich. Wir sind beide sehr begeistert, der Icefields Parkway zählt nicht ohne Grund zu den schönsten Straßen der Welt. Morgen besuchen wir Kanu-Freunde in Hinton, dann geht es zur zweiten Runde Rocky Mountains – der Plan ist, einen Teil der Strecke einfach nochmal, diesmal in die andere Richtung, zu fahren. Wir können uns nicht vorstellen, dass das langweilig wird!

Wieder zurück

Eisschollen – der Rückflug ging über die ziemlich nördliche Route

Der ein oder andere wird vielleicht gar nicht mitbekommen haben, dass wir weg waren. Wir waren für eine Woche als Geburtstagsüberraschung in der Heimat, das konnten wir verständlicherweise schlecht ankündigen (nachdem das Geburtstagskind gelegentlich hier mitliest). Gestern abend kamen wir zurück nach Calgary, eine Woche voll mit Familie, Freunden, leckerem Essen und Trinken liegt hinter uns. Auch mal schön!

der Anflug auf Calgary war spektakulär – leider kommt das auf dem Bild so gar nicht rüber

Heute sind wir noch auf einem Campingplatz nahe Calgary, alles an Mitbringseln muss ja auch verstaut werden. Gestern war uns das zu spät, wir sind mit zwei Stunden Verspätung erst um halb zehn gelandet und mussten uns erst einen PLatz zum Übernachten suchen. Morgen oder übermorgen geht es in die Berge, wir sind uns noch nicht sicher, ob wir uns noch einen freien Tag gönnen oder direkt in die Rocky Mountains und Nationalparks fahren. Mal sehn, wie lange wir morgen schlafen…

schon wieder paddeln, diesmal Calgary

Gestern hatten wir die wohl einmalige Gelegenheit, durch Calgary zu paddeln. Steve, der auf dem Kanutrip mit dabei war, hat uns angeboten, uns zum einen seine beiden Kajaks zur Verfügung zu stellen und zum anderen und zum Einstieg hinzufahren und beim Ausstieg ein Stück flussabwärts wieder abzuholen. Wir wären ja doof, wenn wir dieses Angebot nicht angenommen hätten! Und so kam es, dass wir gut zwei Stunden lang bei bestem Wetter den Bow River entlang durch die Innenstadt von Calgary paddeln durften.

Diesmal nicht mit Kanus zu sechst sondern mit Kajaks jeweils alleine. Der Vorteil alleine ist, man muss nur sich selbst ausbalancieren und ist da nicht von anderen abhängig, der Nachteil, man muss die ganze Paddelarbeit alleine machen. Aber der Fluss hilft ja mit der Strömung dazu. Weiterer Unterschied vom Kajak zum Kanu (oder Kanadier): man hat nicht nur ein Paddel, sondern auf jeder Seite eines. Das hilft! Trotz allem sind die Dinger ziemlich wackelig und wir haben beide ein wenig gebraucht, unser Gleichgewicht zu finden. Ging aber erstaundlich schnell! Das Geradeausrichten war dann gelegentlich noch eine Herausforderung und wir (einer von uns) haben herausgefunden, dass man nicht nur mit Kanus kentern kann… Und dass der Fluss recht kühl ist (kein Wunder, ist ja Gletscherwasser).

Die Tour war toll! Wir konnten Calgary aus einem wohl recht ungewöhnlichen Winkel sehen und sind durch eine unheimlich grüne Stadt gefahren. Leider war irgendwann der Akku unserer Kamera leer, deswegen nur wenige Bilder.

Steve – thank you so much for that experience! We absolutely appreciate it!

Paddeln auf dem Red Deer River

Die letzten Tage hatten wir die wunderbare Gelegenheit, etwas umzusetzen, was wir in Kanada unbedingt machen wollten – paddeln. Den Grundstein dazu haben wir bereits im Rushing River Provincial Park gelegt – wir hatten den Platz gegenüber von Rick und seiner Frau Ilo. Rick ist ein sehr geselliger Mensch, wir haben uns gut unterhalten und er hat uns spontan zu einem Kanutrip eingeladen. Dieser hat die letzten Tage stattgefunden, wir sind von knapp hinter Red Deer nach kurz vor Drumheller gepaddelt, insgesamt waren es um die 140km in vier Paddeltagen.

Dienstag spätnachmittag haben sich auf einem Campingplatz Nahe Red Deer alle getroffen, insgesamt waren wir 16 Personen, davon drei Kinder. Wir kannten nur Ilo und Rick, waren jedoch nicht die einzigen „neuen“ in der Runde. Es wurde der erste von vier schönen, geselligen Abenden. Alle hatten so ihre Erfahrungen auf dem Wasser, wir als einzige im Segelboot und ohne Paddel, alle anderen im Kanu oder Kajak, das gehört hier in der Gegend einfach dazu.

Mittwoch früh ging es los, wir haben uns auf zwei Kanus verteilt, es gab kurze Einweisungen und dann paddelten wir schon. Anfangs war noch richtig viel Konzentration nötig: wie man das Paddel hält, in welchem Winkel es durch´s Wasser zu ziehen ist (parallel zum Kiel), dass man auf seiner Seite sitzen bleibt, wie alle gleichzeitig die Seite wechseln (ohne dabei das ziemlich wacklige Gefährt aus dem Gleichgewicht zu bringen) und auch noch möglichst im gleichen Rhythmus zu paddeln. Und das hat alles ganz gut geklappt! Irgendwann konnten wir dann sogar die Landschaft genießen und zwischendurch das ein oder andere Tier (Rehe, Seeadler, Wasserschlangen, Enten, Wildgänse, …) beobachten. 

Ich bin ein wenig weniger mitgefahren, mir haben Schulterprobleme am ersten Tag einen Strich durch die Rechnung gemacht (aber irgendjemand muss ja auch die Autos von A nach B bringen), Michl ist fast die komplette Strecke gepaddelt. Inklusive einmal umkippen und Baden gehen – zum Hergang gibt es verschiedene Geschichten der Kanuinsassen (eine handelte von einem Handstand, eine andere von einer durch einen Sprung geretteten Mütze – eine davon stimmt ;-)). Alle hatten viel Spaß, der Muskelkater hielt sich überraschenderweise in Grenzen (anscheinend haben wir das mit der Technik nicht so ganz falsch gemacht) und wir sind sehr froh, dass wir mitfahren konnten!

Zum Abschluss gab es gestern Abend bei Deepu und Alok ein fantastisches original indisches Essen – Danke für Eure Gastfreundschaft! Und Danke an alle Mitpaddler, wir hatten viel Spaß und tolle Erlebnisse, besonders schön ist, dass wir neue Freundschaften schließen konnten!

Kanada hat Geburtstag

Und das ist ein Grund zum Feiern! Am 1. Juli vor 151 Jahren wurde Kanada unabhängig und das wird selbstverständlich gefeiert. Die meisten sind rot/weiß gekleidet, sehr viele haben irgendwo ein Ahornblatt – auf der Backe, dem T-Shirt,  Picknickstuhl oder einer irgendwo befestigten Flagge. Wir haben vom Campingplatz aus einen kleinen Spaziergang gemacht, im Bower Ponds Park war ein wenig Programm angekündigt. Der Spaziergang am Fluß entlang war schön, im Park war dann ordentlich Programm geboten. Auf der Bühne haben sich die Künstler abgewechselt, es gab Essensstände und noch verschiedene Aktivitäten auf dem Wasser. Alles war sehr international, das passt auch ins Bild, das wir bisher von den Kanadiern haben: die meisten sind sehr stolz auf ein gutes Miteinander unterschiedlicher Nationen und Kulturen im Land. Uns gefällt das!

Fahrt durch die Prärie nach Red Deer

Schon in Manitoba waren wir ja in der Ebene angekommen, nach Saskatoon hat sich das weiter fortgesetzt. Es ist wahnsinnig beeindruckend, stundenlang durch flaches Land zu fahren. Vielleicht kann man auch nur so die Weite „erfahren“. Der Himmel ist unglaublich abwechslungsreich und der Spruch „soweit das Auge reicht“, meint tatsächlich SEHR weit damit. Zwischendurch kommt mal ein Hügel, nicht sehr hoch, aber das reicht, dass man das Gefühl hat, noch ein wenig weiter sehen zu können. Währenddessen spielen sich am Himmel wahre Aufführungen der Wolken ab, durch den Wind, der hier ungebremst durchpfeift, ändert sich das Bild ständig. Regen sieht man schon von Weitem, man hat so genug Zeit, sich gegebenenfalls darauf vorzubereiten.

Inzwischen sind wir in der Provinz Alberta angekommen, der vorletzten auf unserem Weg nach Westen. Die Landschaft wurde so langsam ein wenig hügeliger, anfangs einfach nur grün geschwungen, von ihrer Weite hat sie dadurch nichts eingebüsst. Etliche Kilometer im Voraus sind die geraden Straßen zu erkennen, wie es immer auf und nieder geht, aber streckenweise auf über 50km keine Kurve kommt. Das letzte Stück bis Red Deer, wo wir aktuell sind, kamen zu den Hügeln wieder Wälder dazu, das macht gleich einen deutlichen Unterschied – die Weite ist plötzlich nicht mehr ganz so präsent. Der Himmel ist jedoch weiterhin grandios!

Saskatoon

Im Garten meines Elternhauses steht eine Felsenbirne. Diese war immer etwas besonderes, sie wurde gut umsorgt (z.B. ein durch einen Sturm abgerissener Ast wurde fachmännisch wieder angebunden und konnte wieder anwachsen) und war Jahr für Jahr zu unterschiedlichen Jahreszeiten, besonders im Frühjahr zur Blüte, ein beliebtes Fotomotiv. Ich hab keine Ahnung, wie viele Bilder es von ihr gibt, es müssen über die Jahre hinweg sehr viele geworden sein. Noch heute ist sie der Mittelpunkt des Gartens, und das ist sehr schön so. Aber warum erzähle ich das? Das Wort der Cree, einem Indianervolk Nordamerikas, für die Felsenbirne ist Saskatoon. Und das ist dann wohl auch mit ein Grund, weshalb wir uns für diese Route entschieden haben und nicht über Regina weiter im Süden gefahren sind.

Und wir würden sagen, das war eine gute Entscheidung! Saskatoon gefällt uns gut. Es ist eine lebendige, freundliche Stadt, die jedoch weit von Hektik entfernt ist. Wir haben hier ein paar ruhige Tage verbracht, noch ein wenig Liegengebliebenes aufgearbeitet und auch einfach mal durchgeschnauft.

Gestern waren wir im Wanuskewin Heritage Park. Es ist ein non-profit Park der First Nations, genauer der Cree. Erläutert wird, wie das Gelände früher genutzt wurde, wo die Stämme die Winter verbracht haben, und das alles wird einleuchtend und anschaulich erklärt – vieles erschließt sich auch, wenn man die Wege über das wunderschöne Gelände begeht (wobei man übrigens an etlichen wilden Felsenbirnen vorbei kommt). Wanuskewin bedeutet so viel wie „in Frieden mit sich selbst sein“ – wir können uns gut vorstellen, dass die First Nations das in dieser grandiosen Landschaft auch waren.

Anschließend sind wir noch ein wenig durch die Stadt geschlendert, es gibt etliche Brücken, einen Park entlang des Saskatchewan-River und eine sehr schöne Innenstadt. Abends haben wir uns mit dem Freund einer Freundin getroffen – die Welt ist ein Dorf, dass wir jemand kennen, die hier jemanden kennt, hätten wir nicht erwartet (ein wenig offtopic: unsere Freundin Elke hat das Unternehmen Manager für Menschen gegründet – wer mal nach einer sinnvollen beruflichen Auszeit sucht, ist bei ihr bestens aufgehoben!). Danke Fergus, für den tollen Abend!

Durch das Gebiet rund um den Broadway, in dem wir uns abends getroffen hatten, sind wir heute nocheinmal ausführlicher geschlendert, zuvor waren wir allerdings im Western Development Museum. Da geht es um die Geschichte der Siedler, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und die Entwicklung der Arbeit auf den Farmen. In der Haupthalle wird auf das Leben um 1900 eingegangen – ein ganzer Straßenzug mit allen zu dieser Zeit üblichen Geschäften und Einrichtungen wurde nachgebaut. Toll gemacht! Als Ergänzung gibt es eine Fahrzeugausstellung mit Oldtimern und ein paar besonderen Gefährten.

Abgeschleppt

So ganz eigentlich wollten wir ja gestern zu dem netten, kleinen Badesee, unser Auto hatte allerdings andere Pläne. Durch einen der Orte an der Straße wollten wir durchfahren (wir wollen nicht immer nur vorbeirauschen, wir haben ja Zeit), an einer Rechtskurve hat es schon komisch geklungen, ab der nächsten Linkskurve ging dann gar nichts mehr. Beim Gang einlegen kam ein fürchterliches Krachen, an eine Weiterfahrt war nicht zu denken. Glücklicherweise waren wir an einem Ort mit Handyempfang und noch glücklicher waren wir darüber, dass wir vor Abfahrt eine AAA-Premium-Mitgliedschaft abgeschlossen haben. Das ist das Pendant zum ADAC, das auch in Kanada funktioniert. 

Was uns sehr beeindruckt hat: während der Wartezeit auf den Abschleppwagen hat jedes Auto, das an uns vorbei gefahren ist, angehalten und es wurde von allen Hilfe angeboten. Da ist keiner einfach so vorbei gefahren! 

Somit sind wir etwas früher als geplant in Saskatoon gelandet, die gut 200km Abschleppstrecke sind in der Mitgliedschaft enthalten. Puh! Das Gleichlaufgelenk zur Übertragung von Antrieb auf Vorderachse war einseitig gebrochen – Bernhards (der Abschleppdienst) erste Diagnose war absolut korrekt. Canadian Tire hatte das Teil vorrätig und wir haben heute früh den erstmöglichen Termin für die Reparatur bekommen. Die Nacht haben wir auf deren Parkplatz verbracht, wir konnten ja nicht weg… Nach einer guten Stunde Wartezeit konnten wir unser mobiles Zuhause wieder in Empfang nehmen und sind inzwischen auf einen Campingplatz in Saskatoon weitergefahren. 

Das Abschleppen selbst war eine eigene Geschichte, die uns zwischendurch ein wenig skurril vorkam, aber irgendwie auch gut war. Das Abschleppunternehmen ist ein Familienunternehmen, von Bernhard und seiner Frau betrieben. Bernhard spricht ein wenig deutsch, seine Mutter kommt aus Deutschland und er war hier auf einer deutschen Schule. Natürlich kamen wir unterwegs ein wenig ins Gespräch, und so saßen wir dann irgendwann in der Provinz von Kanada in einem Abschleppwagen, haben uns mit einem Typen, der optisch eine Mischung aus Vin Diesel (Kopf) und Bud Spencer zu seiner besten Zeit (Körper) mit großflächigen Tätowierungen ist, über deutsche Musik wie Heino und Heintje (ja, wissen wir, kommt aus Holland, aber sein Hit MAMA ist einfach unvergessen!) unterhalten und über samstägliche Polkaabende mit Tante Erika gefachsimpelt. Herrlich!

Riding Mountain National Park

Ein weiteres Highlight auf dem Weg nach Westen liegt nördlich von Brandon, der Riding Mountain National Park. Da wir auch noch ein paar andere Nationalparks vor uns haben, haben wir uns gleich eine Jahreskarte gegönnt. damit können wir uns solange wir wollen innerhalb der Parks aufhalten (lohnt sich bereits ab 6 Tagen). Am südlichen Eingang befindet sich der Ort Wasagaming, ein paar Menschen leben tatsächlich hier, ansonsten gibt es Lebensmittel, Souvenirs, Restaurants und sonstiges. Und natürlich neben einer Info auch einen Campingplatz! Der ist riesig, wir hatten schon Bedenken, ob das eine Massenabfertigung wird, war es aber nicht – der Stellplatz war toll!

Wasagaming ist wunderschön gelegen, direkt am Clear Lake, der seinem Namen alle Ehre macht. Donnerstag sind wir nur noch ein wenig spazieren gegangen, durch die Läden gebummelt und haben überlegt, was wir Freitag ansehen. Das war aber eigentlich sehr schnell beschlossen: im Nationalpark gibt es ein riesiges Gehege, in dem eine Bisonherde lebt. Die Fahrt führt über eine Schotterpiste durch den Wald, der immer wieder durch kleine Seen und Bäche aufgelockert wird – wir können uns nicht sattsehen! Die Bisons haben wir dann auch gefunden, sie lagen faul in der Mittagshitze und haben nebenbei ein wenig gefressen. Trotzdem wahnsinnig beeindruckende Tiere, die sehr viel Würde ausstrahlen.

Auf dem Rückweg haben wir die kleinen Nebenstraßen genommen, auf einer hat vor uns dann noch eine Elchkuh mit Kalb die Straße überquert. Da waren wir leider nicht schnell genug mit der Kamera, aber ins Hirn hat sie sich eingebrannt. Vielleicht sehen wir ja irgendwann noch mehr.

Heute hatten wir überlegt, noch eine Nacht auf einem anderen Campingplatz im Park zu bleiben, aber schon mittags bei unserem Stopp wurden wir von Moskitos überfallen (naja, mehr ich…). Zudem hat sich ein Gewitter angekündigt, also sind wir eben weiter nach Yorkton in der Provinz Saskatchewan gefahren. Schade, so ein wenig Park wollten wir noch genießen, aber da müssten auch noch welche ohne Blutsauger kommen. Morgen geht es weiter, auf dem Übernachtungsparkplatz haben wir noch einen Tipp für einen kleinen Salz-Bade-See bekommen, der liegt eh auf dem Weg!

Zwischenstopp in Brandon

Zwischen Winnipeg und Calgary liegen zwar auf direktem Weg gut 1300km, aber nicht so sehr viele Attraktionen. Das Beeindruckende ist die Landschaft. Wir nehmen zusätzlich mit, was uns auffällt und reizt. So zum Beispiel eine Restaurantempfehlung aus unserem Reiseführer in Brandon. Wir waren beide schon sehr lange nicht mehr gut indisch essen, da kam uns The Chilli Chutney gerade recht. Wir sind gemütlich in Winnipeg aufgebrochen und auch ebenso gemütlich nach Westen gefahren. Gelegentlich kam eine Kurve, da muss man dann schon aufpassen, dass man keine verpasst… Ansonsten war die Strecke ziemlich gerade. 

In Brandon gibt es alles, was man so braucht, ist auch die zweitgrößte Stadt der Provinz Manitoba. Ansonsten steppt jetzt nicht gerade der Bär. Der Umweg hat sich dennoch gelohnt – das Essen war fantastisch und Brandon ist einfach nett. Nach einem kleinen Stadtbummel haben wir uns ein wenig im Park herumgetrieben und uns mit einer unheimlich freundlichen Dame unterhalten. Im Hintergrund sind währenddessen ein paar Biber umhergeschwommen.

Überhaupt haben wir bisher sehr viele sehr nette Kanadier kennengelernt. Auf den Campingplätzen kommt man schnell und einfach ins Gespräch, die wichtigsten Fragen sind immer „woher“ und „wohin“. Also nicht viel anders als am Ankerplatz oder in einer Marina. Sobald wir erzählen, dass nur unser Auto aus den USA kommt, geht natürlich die Fragerei los, wie wir denn dann hierher kommen. Bisher wurden wir immer interessiert nach unserer Route gefragt und unheimlich viele kennen Europa, waren schon dort (nicht mit der Army!) oder haben Eltern/Ehepartner (die Dame in Park) oder sonstige Verwandte, die dort geboren sind, die Mehrheit bisher hat deutsche Wurzeln. So haben wir z.B. auch von einer Familientrennungsgeschichte zwischen Weltkrieg und Mauerbau gehört – wohl eine typisch deutsche Geschichte, so der Sohn des nach Kanada ausgestoßenen Familienmitglieds. Der dadurch der einzige war, der außerhalb der Mauer sein Leben leben konnte.

Da sehr viele den Sommer nutzen, Kanada zu durchqueren, läuft man sich gelegentlich über den Weg und kann Infos austauschen, auch ein wenig ähnlich wie beim Segeln 😉 Wir sind schon gespannt, wenn wir unterwegs noch alles wiedersehen, zumindest eine Verabredung kurz vor Calgary haben wir jetzt schon für Anfang Juli.

Winnipeg

Die größte Stadt der Provinz Manitoba ist Winnipeg. Unser Campingplatz liegt ein wenig außerhalb, aber man ist recht schnell in der Stadt. Uns gefällt sie sehr gut, sie ist grün, wirkt offen und freundlich. Einzig die vielen Baustellen nerven ein wenig (sind aber nötig, wenn man sich manch Straße so anschaut…). Heute sind wir ein wenig durch die Straßen gelaufen, ein buntes Gemisch an alten und neuen Gebäuden, hoch und weniger hoch, mit den üblichen Ladenketten aber auch mit etlichen kleineren und individuellen Läden. 

Unser geplantes und auch tatsächliches Highlight der Stadt haben wir gestern schon besucht: das Kanadische Museum für Menschenrechte (hier der offizielle Internetauftritt). Wir waren begeistert (und sind es auch immer noch)! Neben den Ausstellungen beeindruckt es durch die Architektur, sehr modern und offen. 

Begonnen haben wir mit einer temporären Ausstellung über die Geschichte Nelson Mandelas, die sehr anschaulich sein Leben und natürlich auch die Entwicklung der Apartheid in Südafrika dargestellt hat. Dann ging es in die Dauerausstellung. In unterschiedlichen Etagen werden unterschiedliche Aspekte der Menschenrechte erläutert. Natürlich aus der Sicht Kanadas, aber auch ganz allgemein und aus unterschiedlichen Perspektiven (Frauen, Indigene, Behinderte, Kinder, Einwanderer, …). So geht es um verschiedene geschichtliche Ereignisse zum Thema, wie sie geschützt werden (können / sollten), „natürlich“ darf der Holocaust nicht fehlen, Menschrechte heute und auch verschiedene Aktionen zur Verbesserung. Beeindruckend und insbesondere erschreckend finden wir bei Ausstellungen zum Holocaust und seiner Entstehung, wie viele Parallelen zu Methoden der AfD zu erkennen sind. Und wie viele auch heute noch auf deren Lügen, Hetze und Propaganda hereinfallen und daran glauben.

Die unterschiedlichen Themen wurden alle hervorragend aufbereitet, mit tollen Erklärungen, Möglichkeiten zum Ausprobieren und auch selbst aktiv zu werden. Es waren etliche Schulklassen unterwegs, wir hoffen, dass die Kinder viel mitnehmen aus dem Museum! Uns hat es nachhaltig beeindruckt. Es gibt weltweit noch viel zu tun zum Thema – jeder kann was beitragen, im Kleinen angefangen mit gegenseitigem Respekt ohne Einschränkungen!

Anschließend haben wir etwas leichtere Kost gebraucht, im wahrsten Sinne des Wortes: in The Forks gleich um die Ecke, einem Park mit angeschlossenen Essensständen haben wir die beste Pizza seit langem gefunden. Und sind noch ein wenig durch die Läden geschlendert.

durch Wald und Seenland

Seit Thunder Bay sind wir weiter durch Wäler gefahren, haben unzählige Seen zwischen den Bäumen durchblitzen sehen und uns immer wieder an unterschiedlichen Aussichten erfreut. Der erste Stopp allerdings war an den Kakabeka Falls, kurz nach Thunder Bay. Wunderschön gelegen, ein kleines Schmuckstück knapp neben der Straße. Übernachtet haben wir in Fort Frances, einem kleinen Grenzort, von dem wir mal wieder in die USA gucken konnten. Prompt haben wir uns mit einer Kanada-Flagge als Aufkleber für´s Auto ausgestattet – US-Amerikaner sind nicht die allerbeliebtesten im Land, und wir fahren nunmal mit US-Kennzeichen durch die Gegend… Vielleicht hilft das ja! Der Lage am Rainy River hat der Ort Folge geleistet, nachts gab es ein Gewitter, das uns mit seinen heftigen Blitzen und Donnern nicht so sehr viel schlafen lassen hat.

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich eine Begräbnisstätte ansehen, leider war aber genau an dem Tag geschlossen. Wir konnten uns ein wenig am Gelände umsehen, aber gerade das Museum, das wir sehen wollten, war nicht zugänglich. Dann eben weiter, bis zum Rushing River Provincial Park. Ein wunderschön, mitten im Wald gelegener Park mit großem, weitläufigem Campinggelände. Wir hatten einen herrlichen, ruhigen Platz und uns spontan entschlossen, noch eine zweite Nacht zu bleiben. Gestern sind wir dann einen Wanderweg gegangen und haben ansonsten einfach nur die Natur genossen. 

Heute hat sich diese nämlich für uns ziemlich verändert – wir sind in der Provinz Manitoba angekommen. Hier beginnt die Prärie, es wird flach, weit und Getreidefelder überwiegen. Straßen sind mit dem Lineal gezogen und Kurven somit rechtwinklig. Ein neues Fahrgefühl!

Thunder Bay

Das klingt ziemlich dramatisch, ist es aber nicht. Thunder Bay ist nach North Bay die letzte größere Stadt im Westen Ontarios. Auf dem Weg zu unserem Campingplatz haben wir an einem Aussichtspunkt angehalten und erstmal einen wunderbaren Blick über die Bucht und den Lake Superior genossen. Am Aussichtspunkt stand auch eine Statue von Terry Fox, einem Volkshelden Kanadas. Fast überall haben wir schon Statuen von ihm gesehen oder Inschriften. In seinem Namen werden immer noch Spendengelder für die Krebsforschung gesammelt.

Vorgestern sind wir hier schon angekommen, gestern haben wir einen kurzen Ausflug in die Stadt unternommen. Der erste Eindruck war nicht sehr schön, etwas trist kam uns alles vor. Das kann aber auch am grauen, leicht regnerischen Wetter gelegen haben. Im sehr netten Museum wurden wir äußerst freundlich und ausführlich zu weiteren interessanten Plätzen in der Gegend aufgeklärt (so sehr viele sind es nicht), weiter sind wir zum Hafen mit Aussicht auf den Sleeping Giant und ein wenig durch die Läden gebummelt. Das war dann noch ein deutliches Stück netter als der erste Eindruck. Sehr deutlich zu sehen an den Läden ist der finnische Einfluss. In Thunder Bay befindet sich die größte Gemeinschaft an Finnen außerhalb ihres Heimatlandes. Es gibt finnische Andenken, Lokale und Spezialitäten. Und einen deutschen Bäcker – seit gestern gibt es Brotzeit bei uns 🙂

Heute sind wir hier im Fort William geblieben, wir haben einen netten Stellplatz und mussten auch mal ein wenig das Auto aufräumen. Und ein Tag Pause tut auch mal gut. Bisher gefällt uns Kanada sehr gut! Landschaftlich wunderschön und beeindruckend in der Größe und Weite! Auch mit den Kanadiern gab es bisher nur gute Erfahrungen (umso besser, wenn sie mitbekommen, dass wir nicht dieselbe Nationalität haben wie unser Auto…), gestern gab es von unseren Nachbarn Marlene und Paul sogar eine große Flasche selbstgemachten Wein geschenkt. Gewöhnungsbedürftig sind aktuell die langen Abende für uns, hier weiter im Norden wird es einfach deutlich später dunkel als in Deltaville (jetzt um 22:30Uhr ist immer noch ein wenig Tageslicht).

Algonquin und weiter westwärts

Donnerstag nach dem Museum sind wir noch ein Stück gefahren, vorgestern wollten wir den Algonquin Provincial Park durchqueren und auch ein wenig wandern gehen. Wir sind früh von unserem Campingplatz aufgebrochen, Moskitoschwärme haben uns verscheucht. Da wussten wir noch nicht, dass das erst die Ouvertüre war…

Der Park ist teilweise von der Fernstraße 60 aus zugänglich, man könnte einfach durchfahren, dann benötigt man kein Parkticket. Wenn man allerdings zwischendurch anhalten will, sei es zum wandern, picknicken oder um das Infozentrum zu besuchen, dann kostet es pro Auto CA$17 (~11€). Wir haben zwei kürzere Wanderungen gemacht und zwischendurch an einem See zu Mittag gegessen. Die Landschaft ist wunderschön, immer wieder kommt man an Seen vorbei, gesäumt von Wäldern, jeder sieht ein wenig anders aus! Die Wege sind gut beschildert und offensichtlich auch bei den angesiedelten Moskitos bestens bekannt. Wir wurden regelrecht überfallen und ausgesaugt, wenn wir mehr als eine gefühlte Millisekunde ruhig standen. Leider kann man so die schöne Aussicht nicht so sehr genießen… Wir haben fleißig Antimückenschutz gesprüht und gecremt, unzählige der Mistbiester draußen und im Auto erschlagen und uns dennoch am Park erfreut!

Gestern und heute war dann das Hauptthema „Fahren“. Zum Einen wollten wir ein wenig Strecke zurücklegen, zum Anderen gibt es unterwegs außer Landschaft tatsächlich nicht viel anzusehen. Es wechseln sich Bäume mit Seen und Flüssen ab, zwischendurch sahen wir auch unglaublich weiter Flächen an Feldern mit ein paar Kühen dazwischen. Durch ein paar Ortschaften kamen wir auch, die waren aber sehr verstreut. Die Strecke heute war noch ein wenig weniger besiedelt als gestern – zwischen Hearst und Longlac lagen einfach „nur“ gut 200km Wald mit ein paar Seen. Ohne weitere Ortschaft dazwischen. Sehr beeindruckend! Falls es jemanden genauer interessiert: zwischen North Bay und Thunder Bay haben wir uns für die Nordroute auf der 11 entschieden. Das ganze ist Teil des Trans-Canada-Highway, der drittlängsten Straßenverbindung der Welt.