Katzensitten

Seit letzter Woche ist noch ein wenig was passiert. Zum Einen haben wir neue Nachbarn bekommen – Isolde und Gabor mit der SY KESTREL. Eigentlich fahren sie unter kanadischer Flagge, wir haben dann aber doch recht schnell herausgefunden, dass wir uns einfacher auf deutsch unterhalten, das ist nämlich ihre Muttersprache. Die beiden haben nach 12 Jahren Segelei viel zu erzählen, sie waren an etwas außergewöhnlicheren Orten, wie allein Südgeorgien. Somit hatten wir ein paar sehr nette, lange Abende 🙂 Das mögen wir übrigens daran, dass wir bisher abseits der etwas ausgetreteneren Pfade unterwegs sind – man trifft andere, die das auch sind.

Auf Kassiopeia haben wir noch fleißig geräumt, gepackt und vorbereitet, letzten Donnerstag ging es nämlich nach Fredericksburg. Wie schon im letzten Jahr haben wir wieder einen „Job“ zum Haus- und Katzensitten. Diesmal konnten wir uns moralisch ein wenig besser vorbereiten, wir wussten ja, was in Form eines großen Hauses mit Klimaanlage, Waschmaschine, Backofen, Gefriertruhe und ähnlichem Luxus auf uns zukommt. 

Die Katzen kennen uns noch und sind ziemlich entspannt. Und wir haben uns inzwischen eingerichtet und genießen mal wieder, viel Platz zu haben. Ein paar Bestellungen für Kassiopeia haben wir schon gemacht, ein Teil kommt per Post (wie z.B. ein neuer manueller Wasserhahn), der andere wird dann aus Deutschland mitgebracht (es gibt hier z.B. keine Schmiernippel mit metrischem Gewinde…).

Werfttage

verbogene Ankerrolle

Eine Woche stehen wir schon wieder an Land, wie schnell doch die Zeit vergeht! Mit das erste, was wir getan haben, als wir wieder an Bord konnten, war eine Kontrolle des Ankers. Der hat ja zusammen mit dem Bugspriet unseren Schwung bei der Ankunft abgefangen. Wir waren da zwar nicht mehr wirklich schnell (so ~1,5kn), aber es sind ja doch ein paar Tonnen, die gebremst werden mussten. Der Bugspriet hat sich wieder ein wenig verbogen (wir sind immer wieder beeindruckt, was der aushält – nach dem durchlaufenden Schwell in Tarafal und unserem „Aufschlag“ in Jacaré hat er ja schon ein wenig was mitgemacht) und der Anker hat unten ein kleines Kratzerchen. Wir buchen das mal unter „Alles gut gegangen“ ab!

Letzte Woche waren wir dann noch zweimal kurz mit dem Marina-Auto unterwegs (kann man sich gratis jederzeit für so etwa eine Stunde leihen) und haben Frisches eingekauft, dann waren wir noch in Hurd´s. Das ist hier DER Laden für alles. Außer Lebensmittel gibt es nichts, was man dort nicht bekommt. Notfalls bestellen sie es. Wir werden da wohl noch öfter drin zu finden sein 🙂 Ansonsten ist es hier mit Einkaufsmöglichkeiten etwas schlechter als in Solomons, das ganze Ambiente ist doch ein deutlich anderes. Deltaville ist ein verschlafenes Nest am Ende der Welt (die Straße hier zum Boatyard ist eine Sackgasse und endet nicht mal eine Meile später), die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, hier in der Werft geht alles äußerst unkompliziert zu. Wir sind mit unserer Wahl sehr glücklich!

Samstag waren wir unterwegs und haben uns wieder vervollständigt. Klara, unser Auto, stand ja noch in Solomons, die konnten wir schlecht mitnehmen. Ja, und dann ist es doch wunderbar, wenn man gute Freunde hat! Danke Jeannette und Randy für die Fahrerei und den trotz vieler Meilen doch sehr schönen Tag! Wir haben somit über Land nochmal Abschied genommen. Die Gegend ist einfach herrlich dort.

Und so ein paar Kleinigkeiten haben wir hier auch erledigt. Obwohl es inzwischen bei den Temperaturen kein so wahnsinnig großer Spaß mehr ist. Bei praller Sonne und 30°C im Schatten schwitzt man eigentlich schon beim Rumsitzen. Die Bilge ist wieder sauber, unsere Festmacherleinen sind gewaschen und im Motorraum ist mal wieder alles entrostet. Außerdem haben wir den schon im Januar genähten Sonnenschutz am Aufbau befestigt. Bisher bewährt er sich sehr gut! Es ist immer noch schön hell, aber es kommt deutlich weniger Hitze rein.

Fahrt nach Deltaville

Für heute war besseres Wetter vorhergesagt, zwar auch irgendwie wenig Wind, aber der zumindest aus der richtigen Richtung. Der Start hat gut geklappt, als der Anker noch so gerade am Boden war, habe ich den Motor gestartet (mit den neuen Pumpen überhaupt so gar kein Problem mehr!) – und festgestellt, dass wir den Rückwärtsgang eingelegt hatten. Also hat Michl den Anker noch unten gelassen (es war zu der Zeit weder Wind noch Strömung), ist schnell herbeigestürzt und hat in den Vorwärtsgang geschaltet. Dann wieder vor, Anker hoch und los ging es. 

Bis kurz vor Deltaville hatten wir praktisch keinen Wind, kaum mehr als Fahrtwind. Erst als wir dann um die Ecke biegen mussten, kam natürlich eine Brise auf, jetzt konnten wir sie nur nicht mehr brauchen. Die Einfahrt ging gut, es ist ein recht schmaler Kanal, aber wenn man innerhalb der Tonnen bleibt, tief genug für uns. Dann kam ein kleines Problem – wir haben in der Werft zu diesem Zeitpunkt telefonisch niemanden erreicht (Mittagszeit…), wir hätten jemanden zum Anlegen gebraucht. Wir konnten ja nicht in den Rückwärtsgang schalten zum Bremsen… Im letzten Moment kam Hilfe, er konnte vor dem Aufschlag noch ein wenig Schwung rausnehmen und somit sind wir „nur“ mit Bugspriet und Anker über eine Klampe am Steg gerauscht und haben diese teilweise abgebrochen. Ansonsten, soweit bisher zu sehen ist, keine Schäden. Gutgegangen! 

Und schon kam der Kranfahrer an, hat Kassiopeia und Kran in Position gebracht und ehe wir es uns versehen haben, stand sie eine Stunde später gut und stabil aufgebockt an Land. Da bleibt sie auch eine Weile stehen (so bis September/Oktober, je nachdem, was in der Hurrikan-Saison so los ist), wir sind in der Zwischenzeit entweder hier, um unsere ToDo-Liste abzuarbeiten, oder für Freunde beim Katzensitten oder andere Freunde im Westen Virginias besuchen oder zu einem Road-Trip in Richtung Norden unterwegs. Kassiopeia steht übrigens hauptsächlich deswegen an Land, weil es deutlich günstiger ist ($110 gegen $590 monatlich ab Juni, bis März kamen wir in Solomons noch in den Genuss des günstigen Jahrestarifs, den bekamen wir jetzt nicht mehr).

gefahrene Strecke: 22sm, Gesamtstrecke: 10.013sm

Ankern in Reedville

Bevor es weitergeht, haben wir uns noch ein paar ruhige Tage in Reedville vor Anker gegönnt. Der Platz ist sehr geschützt, nicht eng, auch nicht zu flach, mit genügend Platz zum Drehen je nach Wind und ohne dabei jemandem im Weg zu sein. Die Aussicht ist auch nett, was will man mehr!

Den ersten Tag haben wir erstmal mit Fehlersuche verbracht – wir wollten wissen, warum wir nicht mehr schalten können. Der Super-Gau wäre natürlich ein kaputtes Getriebe! Nachdem wir klären konnten, dass wir den Motor auch eingekuppelt starten können und in Deltaville (unserem nächsten Ziel) auf Hilfe beim Anlegen hoffen können, war schonmal geklärt, dass wir auch so weiter kommen. Der richtige Hinweis kam aus Suriname von der AKKA (danke euch beiden!!) – der Bowdenzug zum Getriebe hat sich festgefressen. Nachdem er unten ausgehängt war, ließ sich direkt butterweich schalten. Unser Konto hat hörbar aufgeatmet, der Bowdenzug ist doch deutlich günstiger als ein neues Getriebe!

Mittags waren wir dann mit Aufräumen fertig, der Urlaub konnte beginnen. Wir haben viel gelesen, irgendwie sind wir da in letzter Zeit beide nicht so sehr dazu gekommen. Samstag bekamen wir Besuch, Sonntag waren wir zum Eisessen unterwegs und heute war Regen angesagt, also genau der richtige Tag, uns unserem Getriebe zu widmen. Wir wollten etwas basteln, wie wir die Schaltung doch noch ins Cockpit umleiten können – hat aber leider nicht geklappt. Ein Holzstab als Verlängerung konnte leider genauso wenig die erforderliche Kraft umleiten, wie eine Konstruktion mit Leinen. Nun gut, dann wird der Motor eben erst gestartet, wenn der Anker fast oben ist und wir fahren gaaaaaanz langsam in die Box.

in Reedville angekommen

Die Windvorhersage hatte sich leicht verschätzt – anstatt der angekündigten 10-15kn Wind aus Nordwest gab es gar nichts. Zwischendurch ein Hauch aus Süden, aber der war so schwach, dass er auch nicht wirklich gestört hat. Somit hatten wir eine ruhige Motorfahrt und ankern nun gegenüber von Reedville, einem auf den ersten Blick netten Örtchen. 

Etwa Aufregung hatten wir beim Ankern – der Leerlauf ließ sich nicht mehr einlegen. Aus der Box kamen wir früh noch gut raus, da hat allerdings der Vorwärtsgang schon ein wenig gehakt. Wir haben dann noch einfach den Anker geschmissen und den Motor abgewürgt. Jetzt hoffen wir, wieder alles zu Laufen zu bringen. Tipps sind willkommen!

gefahrene Strecke: 45sm, Gesamtstrecke: 9991sm (noch 9sm, dann wird gefeiert :-))

Und los

So sehr weit wird es nicht gehen, aber immerhin – wir verlassen Solomons. Das ist zumindest der Plan für heute. Wind ist nicht wirklich viel vorhergesagt, dafür aber aus der richtigen Richtung. Die nächsten Tage weht es mehr aus Süden, genau da wollen wir hin.

Die letzten Tage haben wir noch weiter vorbereitet – die Kette mit der Stahlbürste vom Rost befreit und in fünf-Meter-Abständen neu markiert, einen kleinen Kräuter“garten“ angelegt (mal sehn, wie lange er überlebt), Dinge, die durchs Boot fliegen können größtenteils zur Seite geräumt und eingekauft für die nächsten Tage vor Anker. Wir wollen uns nämlich einfach ein paar Tage Urlaub gönnen 🙂 Den letzten Abend in der Marina haben wir mit einem Cocktail am Steg verbracht, ein, wie wir finden, würdiger Abschied.