erster Eindruck

Heute mal ein ganz anderes Thema – das uns aber auf unserer bisherigen Reise immer wieder begenget ist. Wir treffen Menschen, die alle im Prinzip in dergleichen Umgebung sind. Was sie aber vor ihrer Abreise nicht waren, da sind Köche dabei, Lehrer, Polizisten, IT-Firmengründer, ehemalige Bänker, welche mit viel Geld, welche mit wenig, und irgendwie trifft man sich dennoch auf einem Level. Auf alle Fälle hat man von allen einen ersten Eindruck, vielleicht abhängig vom Boot, von der Kleidung, von was auch immer. Da kann man sich natürlich auch kräftig täuschen!

Alice Cooper – Bild kopiert von www.teamrock.com

Ein, wie wir finden, grandioses Beispiel zu dem Thema hat mit Segeln so gar nichts zu tun. In den USA haben wir öfter mal Radio gehört, abends kam oft eine Sendung „Nights with Alice“, die uns gut gefallen hat. Irgendwann kamen wir dann drauf, dass der Typ aus der Sendung ja Alice Cooper heißt und wir haben uns gefragt, ob das wohl DER Alice Cooper ist, der unter anderem bei Bühnenshows seine Hinrichtung inszeniert hatte oder auch mit provokanten Texten und Kostümen bekannt wurde. Und ja, er ist es. Jetzt hier in Ecuador hören wir oft seine Sendung (über Internet), weil er beim Moderieren einfach eine angenehme, ruhige, selbstironische Art hat und gute Musik spielt (OK, das ist Geschmackssache).

Wie sehr der erste Eindruck täuschen kann (das Bild vermittelt ja nicht gerade den Traumschwiegersohn per se), erfährt man dann, wenn man spaßeshalber ein wenig im Internet nach ihm sucht: ein Album zusammen mit dem Songtexter von Elton John traut man ihm wohl spontan nicht zu (die beiden haben sich beim Alkoholentzug kennengelernt), aber noch weniger erwartet man wohl von ihm, dass er als gläubiger Christ regelmäßig sonntags mit seinen drei Kindern in die Kirche geht und seit über 40 Jahren eine skandalfreie Ehe führt.

Kurz gesagt: der erste Eindruck kann so richtig daneben liegen, man sollte vor einem Urteil seinem Gegenüber immer die Gelegenheit für eine näheres Kennenlernen geben!

Día de la Mujer und Fútbol

Letzten Mittwoch war ja Día de la Mujer – also internationaler Tag der Frau – und der wurde hier natürlich auch begangen! Zuerst war für die ganze Schule ein Gottesdienst, anschließend haben alle Mädchen und Frauen eine Rose und ein paar Süßigkeiten bekommen, noch dazu eine Anstecknadel in Form eines Herzens. Und von allen Seiten wurde uns Frauen ein besonders schöner Tag gewunschen. Ein schöner Tagesanfang!

Weiter mit den Feierlichkeiten ging es dann gestern, noch dazu war Sporttag. Die ersten drei Stunden war noch Unterricht, dann sind alle Schüler und Lehrer in Trikots nach Klassenstufen aufgeteilt in den Hof eingezogen. Angeführt wurde jeder Jahrgang von einer herausgeputzten Dame aus der jeweiligen Stufe, geführt von teilweise nicht ganz so herausgeputzten Herren (war ja auch immer noch ein wenig Día de la Mujer). Jede Vertreterin ihres Jahrgangs hat ein paar Worte zur Bedeutung des Sportes für sie gesprochen, dann wurden „Niña Deporte“ (Jahrgänge 1-7) und Señorita Deporte (Jahrgänge ab 8. inkl. Lehrer) ausgelost. Diese beiden waren dann quasi die Schirmherrinnen der Veranstaltung.

Anschließend gab es noch eine Präsentation der Theatergruppe – toll, was die Jugendlichen in ihrer Freizeit (!) da eingeprobt hatten! Es waren verschiedene Vorführungen, die jedoch alle noch zum Thema Frauentag waren. Besonders die Kleinsten waren dann doch irgendwann froh, dass es noch einen Bewegungsteil gab! Auf mehreren Plätzen wurde Fußball gespielt. Zwei Halbzeiten zu je 15 Minuten, und irgendwie kamen alle dran (wir haben nur nicht alle mitbekommen). Michl hat beim Spiel „Profes“ gegen „Profes“ (also Lehrer gegen Lehrer) mitgespielt, ein Tor geschossen und gemerkt, dass die Faktoren Höhe, Alter und Konditionsmangel in Kombination zu schneller Atemlosigkeit führen 😉 Aber er war nicht der einzige, der kräftig geschnauft hat!

Nachmittags hatten wir dann noch weiter Programm: Michl hatte nach der ersten Spanisch-Stunde mit Individualunterricht einen qualmenden Kopf und ich hab vom Zahnarzt den Auftrag, mir ein CT machen zu lassen, weil er ganz genau wissen will, welche Wurzel des Zahnes Probleme macht. Beides war eine gute Wahl – Michl ist mit der Sprachschule zufrieden und der Zahnarzt macht einen äußerst sorgfältigen Eindruck.

Markttag in Guamote

Guamote liegt Luftlinie etwa 30km südlich von Yaruquíes, mit dem Bus ist es knapp doppelt so weit und man braucht ungefähr eine Stunde dorthin. Also genau die richtige Entfernung für einen Tagesausflug! in der Schule hatten wir heute freigenommen, der Markt ist nämlich nur Donnerstags. Nach Guamote kommen dazu Händler und Kunden aus allen Richtungen, viele aus den Bergen, hauptsächlich Indigene. Der Markt erstreckt sich über einen Großteil des Ortes.

Und das hat sich auch auf dem ganzen Markt widergespiegelt: überall waren Frauen in den typischen farbenfrohen Röcken und Decken um die Schultern, Männer in Ponchos und alle mit den allgegenwärtigen Filzhüten. Zu kaufen gab es alles, was das Herz begehrt: Obst, Gemüse, Fleisch, Kleidung (Röcke, Ponchos, Gürtel (gewebte für die Frau), farbige Bänder für den Zopf, Kräuter, Allheilmittel jeglicher Art, Schafe, Hühner, Kühe, …). Den Abschnitt mit dem Viehmarkt haben wir leider nicht gefunden, haben aber etliche mit ihren Errungenschaften in Form von Schafen oder Hühnern durch den Markt laufen sehen.

Ein wenig was haben wir uns auch geleistet, zwei Umhängetaschen und Bänder um unsere Rucksäcke etwas bunter und auffälliger zu gestalten. In Bolivien haben wir uns mit Souvenirs deutlich zurückgehalten (leider!), jetzt müssen wir das alles ja nicht mehr so weit schleppen… Eine zusätzliche Tasche für den Rückflug haben wir gedanklich schon eingeplant 😉

Rhabarberkuchen mit Streusel

Wir hätten ja nicht gedacht, dass wir hier in den Bergen Südamerikas diese Köstlichkeit bekommen, aber doch! Gestern waren wir bei Annette und Thomas (von der Finca El Molino) eingeladen. Sie sind schon etliche Jahre in Ecuador und haben sich eine tolle Finca aufgebaut, auf der sie diverses Gemüse, Obst und Kräuter anbauen (welches sie samstags auch verkaufen). Und sie kultivieren eben auch Sorten, die es hier sonst nicht gibt, wie z.B. Rhabarber. Sehr lecker war es, vielen Dank nochmal!

Und nachdem wir jetzt dann doch endlich unsere Eingewöhnungsphase hinter uns haben, widmen wir uns auch ein paar Alltäglichkeiten: morgen hat Michl einen Termin in einer Sprachschule, um sein Spanisch etwas gezielter aufzupeppen, Mittwoch haben wir einen Termin beim Arzt, da sich besonders bei mir ein paar Flohbisse entzündet haben (sieht nach einer allergischen Reaktion aus – und Flöhe lassen sich anscheinend leider kaum vermeiden). Und Freitag bin ich beim Zahnarzt, die Zyste, die sich kurz vor dem Rückflug in die USA wieder gemeldet hatte, soll jetzt endlich entfernt werden. Wir sind gespannt, was der Doktor hier sagt!

Baños de Agua Santa

Über Karneval haben die Kinder schulfrei und somit hatten wir natürlich auch frei. Die Zeit haben wir für einen Ausflug nach Baños de Agua Santa genutzt. Es ist eine Busfahrt von etwa zwei Stunden von Riobamba aus, zum Preis von $2 pro Nase und Richtung. Ein Zimmer hatten wir schon vorher reserviert, das war auch ganz gut so, denn zum Fasching versammelt sich eine riesige Touristenschar in Baños, die Zimmer werden entsprechend knapp.

Wir waren zweimal bei der Casa del Arbol, einem Baumhaus mit Schaukel und fantastischer Sicht auf den Tungurahua – vorausgesetzt, es ist nicht wolkenverhangen. Das war auch der Grund, weshalb wir ein zweites Mal hingefahren sind. Das ganze hat mitten im Dunst zwar eine besondere Stimmung, aber man sieht eben den Gipfel nicht. Gestern haben wir noch eine Wasserfall-Tour mitgemacht, und uns dabei mal wieder bestätigt, dass wir einfach nicht die Typen für Touristenveranstaltungen sind. Die Tour war grausam, mit Animation und viel zu viel Zeit an Orten, die war gar nicht sehen wollten. Am Pailón del Diablo, dem beeindruckendsten Wasserfall der Gegend, war dann wirklich nur noch Zeit, um mal schnell hinzuhetzen und ein paar Fotos zu schießen. Genießen konnten wir ihn nicht wirklich. Noch dazu war es da auch ziemlich überlaufen. 

Ansonsten sind wir viel im Ort unterwegs gewesen, haben auf dem Markt und in einem Lokal äußerst lecker gegessen, haben tollen Kakao genossen und leckeren Espresso getrunken. Wir waren am Wasserfall am Ort (Cascada de la Virgen) und sind einfach ein wneig durch die Gegend gebummelt. Und Michl hat sich eine Schaumdose gekauft und ist erfolgreich in die Schlacht gezogen 🙂

Heute auf der Heimfahrt haben wir uns gefragt, ob uns Baños jetzt so richtig gefallen hat oder nicht und wußten die Antwort selbst nicht. Wahrscheinlich waren es einfach zu viele Menschen, zu viele Touristen und die Tour hätten wir nicht organisiert sondern auf eigene Faust machen sollen. Naja, für den nächsten Ausflug sind wir jetzt schlauer.

Carnaval in Ecuador

Ein wenig was hatten wir im Vorfeld schon gehört über Fasching in Ecuador, heute haben wir ihn am eigenen Leib erfahren. Der Vormittag gehörte den Schülern. Jede Jahrgangsstufe hat einen Beitrag zum Thema Carnaval vor allen anderen vorgeführt, die Besten wurden ausgezeichnet. Wir waren sehr begeistert, wie gut die Kinder und Jugendlichen teilweise waren! Nach und zwischen den Präsentationen gab es dann die ersten Einblicke in weit verbreitete Gebräuche: das gegenseitige Bespritzen und Bewerfen mit Schaum, Mehl und Wasserbomben.

Ab mittags waren wir dann zusammen mit allen Lehrern bei einer internen Faschingsveranstaltung. Wir haben die ganze (wir vermuten zumindest, dass das alles war) Palette an Sitten und Gebräuchen mitbekommen: die Kür des Taita Carnaval und Mama Skalva, „Papa  und Mama Karneval“, die Verteilung einer Unmenge an Essen an alle (es ist Brauch, dass man so viel bekommt, dass es bis Faschingsdienstag reicht), das allgemeine Verteilen von Mehl, Sprühschaum, Eiern und Wasser auf allen Anwesenden von allen Anwesenden (manche hatten regelrechte Betonplatten im Haar ;-)), viel laute Musik, viel Tanz, Chicha (wir wissen nicht, ob es tatsächlich ganz traditionell hergestellt wurde…), Bier und Rum (die nicht aus eigenen Bechern getrunken wurden, sondern jeweils von einem an alle im gleichen Becher ausgeschenkt wurden), immer wieder Musik und Tanz und zwischendurch das Abspritzen mit dem Wasserschlauch. Glücklicherweise war es warm und die Sonne hat geschienen (natürlich hatten wir uns wieder einen fetzen Sonnenbrand geholt – irgendwie war keine Zeit zum Eincremen…)!

Heute mal mit zwei Videos von den Schülern: Video1 und Video2

Schulalltag

Der kehrt so langsam ein bei uns. Michl ist fleißig bei den Metallern und kommt mit Wörterbuch, Händen und Füßen bisher wunderbar zurecht. Zwischendurch bin ich auch mal da zum Übersetzen, aber viel ist da gar nicht nötig. Inzwischen ist er über einem Katalog mit verschiedenen Beispielen, aus dem sich dann die Schüler Ideen holen können. Ab der achten Klasse wird in den Werkstätten gearbeitet, die Jugendlichen bekommen Theorie-Unterricht und arbeiten mit allem Werkzeug, wie Flex, Bohrmaschine, Säge, Schweißgeräte, Biegemaschinen, usw.. Sie arbeiten relativ selbständig und Michl ist ganz angetan, wie gut die Jungs das tun!

Ich hab ein wenig Kontrastprogramm dazu: meist bin ich bei den kleineren, bis zur siebten Klasse. Alle haben drei Stunden Englisch die Woche und meine Aufgabe ist, ein wenig mehr Praxis reinzubringen. Bei der ersten Klasse ist das etwas schwieriger, die können ja noch nicht lesen und schreiben (aber sind dafür zuckersüß!). Bei den größeren geht da schon mehr, nach dem Carneval werden sich die Jungs und Mädels auf mehr Texte, Lesen und Übersetzen einstellen müssen. Mal sehen, wie das ankommt…

Wir fühlen uns immer noch sehr wohl, sind auch sehr angetan von der Schule. Die Lehrer sind sehr engagiert, die Kinder und Jugendlichen werden gut motiviert. Es finden immer wieder auch Wettbewerbe statt – einer mit Gedichten zum Valentinstag und morgen zeigt jeder Jahrgang (es gibt pro Jahrgang eine Klasse) eine Vorführung zum Karneval. Die Besten werden prämiert!

PS: Nachdem die erste Frage zum Thema Spenden für die Schule schon kam (wie bereits erwähnt, sie wird ausschließlich über Spenden finanziert) – da werden wir die nächsten Tage mal genauer drüber schreiben, auch wie es mit Verwaltungsgebühren usw. aussieht.

Wanderung

Zugegeben, es war eine kleine Wanderung. Nachdem sich mein Darm erholt hat, macht seit Mittwoch Michls leichte Zicken. Und praktisch jeder Weg, der hier rausführt, geht bergauf. Und so 100% sind wir wohl vielleicht auch noch nicht an die Höhenluft angepasst. Auf alle Fälle haben wir die geplante Route nach Pucará Tambo relativ schnell auf eine deutlich kürzere Strecke abgekürzt. Nachdem wir schon ziemlich steil den Berg auf einem Nebenweg hochgekeucht sind und dann gesehen haben, wie viel wir noch nach oben müssen (noch weitere etwa 5km bergauf), fiel auf meine Initiative hin der gemeinsame Entschluss, dass wir da auch ein anderes Mal hinkönnen. 

Also haben wir nach einem Abstieg gesucht. Der ging wieder ziemlich querfeldein, aber irgendwann haben wir uns wieder ausgekannt. Verlaufen wäre hier auch schwierig gewesen, da nunmal alle Wege ins Tal irgendwie nach Yaruquíes führen. Zumindest von unserem Ausgangspunkt aus. 

Es war dann auch ganz gut, dass wir nicht die komplette Strecke gelaufen sind, sonst wären wir wohl noch in das Gewitter geraten, dass drei Stunden, nachdem wir zurück waren, genau aus Richtung Pucará Tambo kam. Vorher konnten wir noch ein wenig Wärme ins Apartamento lassen und auf unserem Balkon die Aussicht genießen.

Marktbesuch

Wir sind ja große Liebhaber von Märkten. Seit einer ganzen Weile kam diese Vorliebe ziemlich zu kurz, in den USA gibt es da einfach nicht so wirklich viel. Also mussten wir natürlich heute, am Markttag, nach Riobamba, „in die Stadt“. Und wir wurden nicht enttäuscht. Wir haben verschiedene Märkte gefunden, noch dazu etliche kleine Läden, in denen es alles gibt, was man so zum täglichen Leben braucht. Und es gibt eine herrliche Fülle an Obst und Gemüse in toller Qualität und beeindruckender Auswahl.

Zuerst sind wir nur durch die Straßen flaniert und haben mal hier und mal da reingeguckt, nebenbei haben wir uns eine Telefonkarte besorgt (zum bisher unschlagbar günstigen Preis von $5 inkl. $3 Guthaben) und uns schon Appetit geholt, wenn wir demnächst mal auf dem Markt essen gehen. Die Essensstände haben uns schon ein gutes Stück an Bolivien und Peru erinnert – da hatten wir ja auch sehr gute Erfahrungen gemacht!

Wir bekommen unter der Woche Mittagessen in der Schule und brauchen somit eigentlich nur ein wenig Kleinigkeiten für abends. Doch bei dem vielen Gemüse (es gibt alles, was das Herz begehrt), leckeren unterschiedlichen Kartoffeln und auch dem sehr verführerischen Obst (Mango, Papaya, Brombeeren, Äpfel, Rambutan, und noch vieles mehr) fällt es uns sehr schwer, uns zu beherrschen. Letzte Woche haben wir alles aufgegessen, mal sehen, ob wir das wieder schaffen 🙂

das erste Wochenende

Da waren wir etwas ausgebremst, weil mich Freitag Montezumas Rache erwischt hat, begleitet von einem Fieberschub. Somit sind wir erst gestern aus dem Haus gegangen, haben uns aber am Stand von „El Molino“ in Riobamba gleich ein paar Vitamine besorgt. Endlich haben wir wieder Zugang zu gutem, frischem Gemüse, das auch noch günstig und nicht übermäßig in Plastik verpackt ist! Als Zugabe gab es noch einen netten Plausch, Annette und Thomas von El Molino sind sehr nette Schweizer, die ihre Finca mit viel Leidenschaft betreiben. Wir freuen uns darauf, sie auch irgendwann mal dort zu besuchen!

Den Ausflug in die Stadt haben wir gleich dazu genutzt, unsere Grundausstattung im Apartamento etwas aufzufüllen – Gewürze, Ají (eine Chili-Sorte) in Soßenform, Küchentücher und weiteres Kleinzeug. Für den Weg nach Riobamba und zurück haben wir uns ein Taxi gegönnt, mit $2 ist das durchaus bezahlbar (in Ecuador gilt der US-$). Es fährt auch ein Bus (25ct), aber so fit war ich dann doch noch nicht…

Heute haben wir uns noch einen ruhigen Tag gegönnt und sind ein wenig durch Yaruquíes spaziert – wir wurden überall freundlich gegrüßt und auch gleich ein wenig neugierig ausgefragt, wann wir denn angekommen sind und wie lange wir bleiben 😉 Das Klima ist durchaus angenehm, tagsüber knapp über 20°C, je nach Sonne, nachts kühlt es ab. Vormittags braucht es ein wenig, bis unser Apartamento richtig warm ist, jetzt wissen wir auch, warum wir unsere warmen Jacken dabei haben. Gelegentlich regnet es, dann aber bisher in Gewitterform: kräftig, aber nicht zu sehr ausdauernd. Damit können wir gut leben 🙂

in Yaruquíes

Gestern früh wurden wir in Quito von unserem Sammeltaxi abgeholt und gut drei Stunden später am Colegio Adolfo Kolping abgeliefert. Nachdem wir unsere Sachen in unserem neuen Zuhause (zumindest für die nächsten knapp drei Monate) abgelegt hatten, bekamen wir eine ausführliche Führung durch alle Räume und Werkstätten. Es sind etwa 300 Kinder in der Schule. Das mit der Schulpflicht in Ecuador ist folgendermaßen: mit 4 Jahren beginnt sie mit der Vorschule, der „Inicial“ (gibt es nicht an der Kolping-Schule), von 5 Jahren an beginnt die „Básica“, 1. bis 10. Klasse, anschließend müssen alle ins „Bachillerato“ 11. bis 13. Klasse. Also definitiv sogar 14 Jahre Schulpflicht. Wer nach der „Básica“ mit etwa 15 Jahren keine Lust mehr auf Schule hat – hat Pech: er MUSS weitermachen, weil auch keinerlei Chance auf einen legalen Arbeitsplatz besteht. Eine berufliche Ausbildung ist laut ecuadorianischem Schulgesetz erst NACH der 13. Klasse vorgesehen und zwar nicht so wie bei uns in Betrieben, sondern nur und ausschließlich an den polytechnischen Hochschulen und Universitäten.

Das Colegio Adolfo Kolping ist weit und breit die Ausnahme, weil sie bereits ab der 8. Klasse eine zusätzliche Ausbildung in den drei Berufsfeldern anbieten. Das bedeutet für die Jugendlichen eine Doppelbelastung – eröffnet ihnen dann aber nach der 13. Klasse sofort die Chance auf einen Arbeitsplatz. Die Schüler kommen aus indigenen Familien und sollen durch die Ausbildung mehr Chancen im Leben bekommen. Die Schule ist ein Projekt des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“ und finanziert sich ausschließlich durch Spenden.

Willkommensgruß

Wir wurden von allen Maestros sehr herzlich empfangen und hoffen, uns auch bald die Namen merken zu können… Ein erstes Mittagessen bekamen wir noch, dann wurden wir ins Wochenende entlassen. Diese Woche sind Ferien, ernst wird es dann am Montag. Für mich mit englisch, Michl wird in den Werkstätten eingespannt. Und  wir müssen uns an frühes Aufstehen gewöhnen – um zehn nach sieben geht es für alle los.

Blick aus dem Fenster auf den Chimborazo

Yaruquíes ist ein Vorort von Riobamba, das knapp 200km südlich von Quito in den Anden liegt. Riobamba liegt auf etwa 2750m Höhe und ist von sechs, teilweise aktiven, Vulkanen umgeben. Aus unserem Zimmer sehen wir den Chimborazo, den mit gut 6.000m höchsten Berg Ecuadors und gleichzeitig der Gipfel der Erde, der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernt ist. Dadurch, dass die Erde am Äqutor dicker ist, sind das laut wikipedia sogar ganze 2km mehr als der Mount Everest.

Museumstag

Wir wollten heute ein wenig weniger in der Sonne herumspazieren (obwohl wir uns diesmal eingecremt haben!), also haben wir uns zwei Museen gleich in der Nähe rausgesucht. Zuerst das Museo Antropológico Amazónico. Ein nicht sehr großes Museum, aber wie wir fanden durchaus interessant. Es waren etliche Stücke aus der Zeit von deutlich vor unserer Zeitrechnung ausgestellt, auch Informationen zu Stämmen, die aktuell noch im Amazonas-Gebiet leben, ihre Lebensweise, Sprache und Kultur und auch wie bedroht ihr Lebensraum ist. Leider aufgrund von vorhandenen Bodeschätzen ziemlich gefährdet für die meisten!

Eigentlich wollten wir danach ins nächste Museum weitergehen, wurden aber in einem wunderschönen Laden aufgehalten: Casa Mariscal, voll mit wunderschönem Kunsthandwerk – Schmuck, Webwaren, Figuren, Kleidung und noch mehr. Das alles von verschiedenen Künstlern zu sehr fairen Preisen. Noch dazu wird man äußerst herzlich beraten von Maria und Jenny. Bevor wir wieder in die USA fliegen, werden wir wohl nochmal ein wenig einkaufen müssen (die zusätzliche Tasche Reisegepäck ist gedanklich schon eingeplant)…

Nach einem sehr feinen und auch sehr herzlich begleiteten Essen im Puerto Manabí sind wir dann endlich ins Mindalae Museo Etnohistorico de Artesanias del Ecuador. Wir haben eine ausführliche Erklärung bekommen, was in welcher Etage ist, wie wir am besten durch die einzelnen Ausstellungen gehen und sind losmarschiert. Sehr interessante Ausstellungsstücke haben wir gesehen, aus verschiedenen Epochen, nach Materialien wie Keramik, Stoffe, Holz, usw. gruppiert. 

erster Tag in Quito

Der Flug gestern verlief völlig problemlos, wir sind sogar eine dreiviertel Stunde zu früh in Quito gelandet. Immigration und Zoll waren schnell erledigt, wir haben uns dann sehr gefreut, dass unser Taxifahrer, den wir im Vorfeld organisiert hatten, wohl mit einer früheren Landung gerechnet hat. Mit allem Drum und Dran sind wir trotzdem erst kurz vor zwei nachts ins Bett gekommen, wir haben tief und gut geschlafen.

Heute stand dann die Altstadt von Quito auf dem Plan. Wir waren uns im Vorfeld leicht unsicher, wie wir mit der Höhe zurechtkommen (immerhin liegt Quito auf etwa 2800m ü. NN und ist somit höchstgelegene Hauptstadt der Welt). Außer ein wenig Kurzatmigkeit die Hügel hoch haben wir bisher keine Probleme (könnte aber auch an unserem allgemeinen Trainingslevel liegen…).

Unser erster Eindruck ist gut. Es ist Leben auf den Straßen, der Verkehr ist wild (verglichen mit den USA), es gibt viele kleine Stände mit Essen und Snacks, viel Gewusel ist unterwegs – wir mögen es! Es gibt unheimlich viele Kirchen (zwei haben wir von innen gesehen), wir haben extrem leckeren Cacao getrunken, sind durch das Centro Cultural Metropolitano  mit einer tollen Fotoausstellung geschlendert, haben aus der Ferne den Panecillo mit seiner (laut Reiseführer hässlichen) Madonna aus Aluminium betrachtet, uns ein wenig das Gesicht verbrannt (man sollte gekaufte Sonnencreme auch nutzen) und uns den ganzen Tag über gefragt, warum wir so viele warme Jacken im Gepäck haben. Die Sonne hat geschienen und es war bestes T-Shirt-Wetter.

Jetzt aber!

Gestern gab es keinen GinTonic, keinen Grillabend, wir haben nichts dringendes mehr zu besichtigen, also geht es weiter. Wir haben ausklariert, die Weinvorräte aufgestockt (Duty free ist hier wirklich günstig!) und im Boot verteilt. Wir müssen uns noch verabschieden und die letzten Handgriffe bei Kassiopeia anlegen, Schorsch liegt schon an Deck.

Die nächsten Tage wird hier nichts neues stehen, wir liefern nach, wenn wir angekommen sind. Fünf bis wohl eher sechs Tage sind wir aller Voraussicht nach unterwegs, mal sehen wie Wind und Vorhersage übereinstimmen.

Kampf mit dem GPS

Heute haben wir einen Kampf verloren. Oder besser gesagt, vorübergehend aufgegeben. Wir hatten es ja endlich in Las Palmas auf den Kanaren geschafft, unser UKW-Funkgerät mit mit den Positionsdaten aus dem GPS (Furuno GP32) zu versorgen. Dazu hatten wir zuerst eine Verbindung mit dem NAVTEX hergestellt (hat den Vorteil, dass wir dann auch am Navitisch Position und Kurs sehen) und dieselben Daten dann ans Funkgerät weitergeschleust. Das hat seit Las Palmas ohne Aussetzer funktioniert. Aber irgendwie sind die Daten zwischen Franz. Guyana und Trinidad auf der Strecke geblieben. Da gab es nämlich erst ein paar Aussetzer, dann war die Verbindung plötzlich ganz weg.

Unterwegs hatten wir noch die Anschlüsse neu und sauber gemacht – hat nichts gebracht. Das haben wir dann hier ohne Wackeln wiederholt, mit dem gleichen Effekt. Jetzt dachten wir heute, wir müssen das Problem wohl mal ernster angehen und haben geprüft, ob die Kabel (die von außen astrein aussehen) denn auch durchgängig sind. Sind sie. Und zwar alle so, wie sie es sein sollen. Auch die Klemmen an den Kabelschnittstellen sind durchgängig, Daten kommen trotzdem keine an. Ob das GPS die Daten auch tatsächlich noch sendet, wissen wir nicht (falls jemand eine Idee hat, wie wir das testen können, wäre ein Tipp sehr willkommen!). Beim Fishfinder kommen nämlich auch keine Daten mehr an…

Nachdem wir jetzt keinen Plan mehr haben, wo das Problem liegen könnte, so dass wir es auch beheben könnten, haben wir beschlossen, eben ohne GPS-Daten am Funkgerät zu fahren. Ging ja bis Las Palmas auch.