Fahrt durch die Prärie nach Red Deer

Schon in Manitoba waren wir ja in der Ebene angekommen, nach Saskatoon hat sich das weiter fortgesetzt. Es ist wahnsinnig beeindruckend, stundenlang durch flaches Land zu fahren. Vielleicht kann man auch nur so die Weite „erfahren“. Der Himmel ist unglaublich abwechslungsreich und der Spruch „soweit das Auge reicht“, meint tatsächlich SEHR weit damit. Zwischendurch kommt mal ein Hügel, nicht sehr hoch, aber das reicht, dass man das Gefühl hat, noch ein wenig weiter sehen zu können. Währenddessen spielen sich am Himmel wahre Aufführungen der Wolken ab, durch den Wind, der hier ungebremst durchpfeift, ändert sich das Bild ständig. Regen sieht man schon von Weitem, man hat so genug Zeit, sich gegebenenfalls darauf vorzubereiten.

Inzwischen sind wir in der Provinz Alberta angekommen, der vorletzten auf unserem Weg nach Westen. Die Landschaft wurde so langsam ein wenig hügeliger, anfangs einfach nur grün geschwungen, von ihrer Weite hat sie dadurch nichts eingebüsst. Etliche Kilometer im Voraus sind die geraden Straßen zu erkennen, wie es immer auf und nieder geht, aber streckenweise auf über 50km keine Kurve kommt. Das letzte Stück bis Red Deer, wo wir aktuell sind, kamen zu den Hügeln wieder Wälder dazu, das macht gleich einen deutlichen Unterschied – die Weite ist plötzlich nicht mehr ganz so präsent. Der Himmel ist jedoch weiterhin grandios!

Saskatoon

Im Garten meines Elternhauses steht eine Felsenbirne. Diese war immer etwas besonderes, sie wurde gut umsorgt (z.B. ein durch einen Sturm abgerissener Ast wurde fachmännisch wieder angebunden und konnte wieder anwachsen) und war Jahr für Jahr zu unterschiedlichen Jahreszeiten, besonders im Frühjahr zur Blüte, ein beliebtes Fotomotiv. Ich hab keine Ahnung, wie viele Bilder es von ihr gibt, es müssen über die Jahre hinweg sehr viele geworden sein. Noch heute ist sie der Mittelpunkt des Gartens, und das ist sehr schön so. Aber warum erzähle ich das? Das Wort der Cree, einem Indianervolk Nordamerikas, für die Felsenbirne ist Saskatoon. Und das ist dann wohl auch mit ein Grund, weshalb wir uns für diese Route entschieden haben und nicht über Regina weiter im Süden gefahren sind.

Und wir würden sagen, das war eine gute Entscheidung! Saskatoon gefällt uns gut. Es ist eine lebendige, freundliche Stadt, die jedoch weit von Hektik entfernt ist. Wir haben hier ein paar ruhige Tage verbracht, noch ein wenig Liegengebliebenes aufgearbeitet und auch einfach mal durchgeschnauft.

Gestern waren wir im Wanuskewin Heritage Park. Es ist ein non-profit Park der First Nations, genauer der Cree. Erläutert wird, wie das Gelände früher genutzt wurde, wo die Stämme die Winter verbracht haben, und das alles wird einleuchtend und anschaulich erklärt – vieles erschließt sich auch, wenn man die Wege über das wunderschöne Gelände begeht (wobei man übrigens an etlichen wilden Felsenbirnen vorbei kommt). Wanuskewin bedeutet so viel wie „in Frieden mit sich selbst sein“ – wir können uns gut vorstellen, dass die First Nations das in dieser grandiosen Landschaft auch waren.

Anschließend sind wir noch ein wenig durch die Stadt geschlendert, es gibt etliche Brücken, einen Park entlang des Saskatchewan-River und eine sehr schöne Innenstadt. Abends haben wir uns mit dem Freund einer Freundin getroffen – die Welt ist ein Dorf, dass wir jemand kennen, die hier jemanden kennt, hätten wir nicht erwartet (ein wenig offtopic: unsere Freundin Elke hat das Unternehmen Manager für Menschen gegründet – wer mal nach einer sinnvollen beruflichen Auszeit sucht, ist bei ihr bestens aufgehoben!). Danke Fergus, für den tollen Abend!

Durch das Gebiet rund um den Broadway, in dem wir uns abends getroffen hatten, sind wir heute nocheinmal ausführlicher geschlendert, zuvor waren wir allerdings im Western Development Museum. Da geht es um die Geschichte der Siedler, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und die Entwicklung der Arbeit auf den Farmen. In der Haupthalle wird auf das Leben um 1900 eingegangen – ein ganzer Straßenzug mit allen zu dieser Zeit üblichen Geschäften und Einrichtungen wurde nachgebaut. Toll gemacht! Als Ergänzung gibt es eine Fahrzeugausstellung mit Oldtimern und ein paar besonderen Gefährten.

Abgeschleppt

So ganz eigentlich wollten wir ja gestern zu dem netten, kleinen Badesee, unser Auto hatte allerdings andere Pläne. Durch einen der Orte an der Straße wollten wir durchfahren (wir wollen nicht immer nur vorbeirauschen, wir haben ja Zeit), an einer Rechtskurve hat es schon komisch geklungen, ab der nächsten Linkskurve ging dann gar nichts mehr. Beim Gang einlegen kam ein fürchterliches Krachen, an eine Weiterfahrt war nicht zu denken. Glücklicherweise waren wir an einem Ort mit Handyempfang und noch glücklicher waren wir darüber, dass wir vor Abfahrt eine AAA-Premium-Mitgliedschaft abgeschlossen haben. Das ist das Pendant zum ADAC, das auch in Kanada funktioniert. 

Was uns sehr beeindruckt hat: während der Wartezeit auf den Abschleppwagen hat jedes Auto, das an uns vorbei gefahren ist, angehalten und es wurde von allen Hilfe angeboten. Da ist keiner einfach so vorbei gefahren! 

Somit sind wir etwas früher als geplant in Saskatoon gelandet, die gut 200km Abschleppstrecke sind in der Mitgliedschaft enthalten. Puh! Das Gleichlaufgelenk zur Übertragung von Antrieb auf Vorderachse war einseitig gebrochen – Bernhards (der Abschleppdienst) erste Diagnose war absolut korrekt. Canadian Tire hatte das Teil vorrätig und wir haben heute früh den erstmöglichen Termin für die Reparatur bekommen. Die Nacht haben wir auf deren Parkplatz verbracht, wir konnten ja nicht weg… Nach einer guten Stunde Wartezeit konnten wir unser mobiles Zuhause wieder in Empfang nehmen und sind inzwischen auf einen Campingplatz in Saskatoon weitergefahren. 

Das Abschleppen selbst war eine eigene Geschichte, die uns zwischendurch ein wenig skurril vorkam, aber irgendwie auch gut war. Das Abschleppunternehmen ist ein Familienunternehmen, von Bernhard und seiner Frau betrieben. Bernhard spricht ein wenig deutsch, seine Mutter kommt aus Deutschland und er war hier auf einer deutschen Schule. Natürlich kamen wir unterwegs ein wenig ins Gespräch, und so saßen wir dann irgendwann in der Provinz von Kanada in einem Abschleppwagen, haben uns mit einem Typen, der optisch eine Mischung aus Vin Diesel (Kopf) und Bud Spencer zu seiner besten Zeit (Körper) mit großflächigen Tätowierungen ist, über deutsche Musik wie Heino und Heintje (ja, wissen wir, kommt aus Holland, aber sein Hit MAMA ist einfach unvergessen!) unterhalten und über samstägliche Polkaabende mit Tante Erika gefachsimpelt. Herrlich!

Riding Mountain National Park

Ein weiteres Highlight auf dem Weg nach Westen liegt nördlich von Brandon, der Riding Mountain National Park. Da wir auch noch ein paar andere Nationalparks vor uns haben, haben wir uns gleich eine Jahreskarte gegönnt. damit können wir uns solange wir wollen innerhalb der Parks aufhalten (lohnt sich bereits ab 6 Tagen). Am südlichen Eingang befindet sich der Ort Wasagaming, ein paar Menschen leben tatsächlich hier, ansonsten gibt es Lebensmittel, Souvenirs, Restaurants und sonstiges. Und natürlich neben einer Info auch einen Campingplatz! Der ist riesig, wir hatten schon Bedenken, ob das eine Massenabfertigung wird, war es aber nicht – der Stellplatz war toll!

Wasagaming ist wunderschön gelegen, direkt am Clear Lake, der seinem Namen alle Ehre macht. Donnerstag sind wir nur noch ein wenig spazieren gegangen, durch die Läden gebummelt und haben überlegt, was wir Freitag ansehen. Das war aber eigentlich sehr schnell beschlossen: im Nationalpark gibt es ein riesiges Gehege, in dem eine Bisonherde lebt. Die Fahrt führt über eine Schotterpiste durch den Wald, der immer wieder durch kleine Seen und Bäche aufgelockert wird – wir können uns nicht sattsehen! Die Bisons haben wir dann auch gefunden, sie lagen faul in der Mittagshitze und haben nebenbei ein wenig gefressen. Trotzdem wahnsinnig beeindruckende Tiere, die sehr viel Würde ausstrahlen.

Auf dem Rückweg haben wir die kleinen Nebenstraßen genommen, auf einer hat vor uns dann noch eine Elchkuh mit Kalb die Straße überquert. Da waren wir leider nicht schnell genug mit der Kamera, aber ins Hirn hat sie sich eingebrannt. Vielleicht sehen wir ja irgendwann noch mehr.

Heute hatten wir überlegt, noch eine Nacht auf einem anderen Campingplatz im Park zu bleiben, aber schon mittags bei unserem Stopp wurden wir von Moskitos überfallen (naja, mehr ich…). Zudem hat sich ein Gewitter angekündigt, also sind wir eben weiter nach Yorkton in der Provinz Saskatchewan gefahren. Schade, so ein wenig Park wollten wir noch genießen, aber da müssten auch noch welche ohne Blutsauger kommen. Morgen geht es weiter, auf dem Übernachtungsparkplatz haben wir noch einen Tipp für einen kleinen Salz-Bade-See bekommen, der liegt eh auf dem Weg!

Zwischenstopp in Brandon

Zwischen Winnipeg und Calgary liegen zwar auf direktem Weg gut 1300km, aber nicht so sehr viele Attraktionen. Das Beeindruckende ist die Landschaft. Wir nehmen zusätzlich mit, was uns auffällt und reizt. So zum Beispiel eine Restaurantempfehlung aus unserem Reiseführer in Brandon. Wir waren beide schon sehr lange nicht mehr gut indisch essen, da kam uns The Chilli Chutney gerade recht. Wir sind gemütlich in Winnipeg aufgebrochen und auch ebenso gemütlich nach Westen gefahren. Gelegentlich kam eine Kurve, da muss man dann schon aufpassen, dass man keine verpasst… Ansonsten war die Strecke ziemlich gerade. 

In Brandon gibt es alles, was man so braucht, ist auch die zweitgrößte Stadt der Provinz Manitoba. Ansonsten steppt jetzt nicht gerade der Bär. Der Umweg hat sich dennoch gelohnt – das Essen war fantastisch und Brandon ist einfach nett. Nach einem kleinen Stadtbummel haben wir uns ein wenig im Park herumgetrieben und uns mit einer unheimlich freundlichen Dame unterhalten. Im Hintergrund sind währenddessen ein paar Biber umhergeschwommen.

Überhaupt haben wir bisher sehr viele sehr nette Kanadier kennengelernt. Auf den Campingplätzen kommt man schnell und einfach ins Gespräch, die wichtigsten Fragen sind immer „woher“ und „wohin“. Also nicht viel anders als am Ankerplatz oder in einer Marina. Sobald wir erzählen, dass nur unser Auto aus den USA kommt, geht natürlich die Fragerei los, wie wir denn dann hierher kommen. Bisher wurden wir immer interessiert nach unserer Route gefragt und unheimlich viele kennen Europa, waren schon dort (nicht mit der Army!) oder haben Eltern/Ehepartner (die Dame in Park) oder sonstige Verwandte, die dort geboren sind, die Mehrheit bisher hat deutsche Wurzeln. So haben wir z.B. auch von einer Familientrennungsgeschichte zwischen Weltkrieg und Mauerbau gehört – wohl eine typisch deutsche Geschichte, so der Sohn des nach Kanada ausgestoßenen Familienmitglieds. Der dadurch der einzige war, der außerhalb der Mauer sein Leben leben konnte.

Da sehr viele den Sommer nutzen, Kanada zu durchqueren, läuft man sich gelegentlich über den Weg und kann Infos austauschen, auch ein wenig ähnlich wie beim Segeln 😉 Wir sind schon gespannt, wenn wir unterwegs noch alles wiedersehen, zumindest eine Verabredung kurz vor Calgary haben wir jetzt schon für Anfang Juli.

Winnipeg

Die größte Stadt der Provinz Manitoba ist Winnipeg. Unser Campingplatz liegt ein wenig außerhalb, aber man ist recht schnell in der Stadt. Uns gefällt sie sehr gut, sie ist grün, wirkt offen und freundlich. Einzig die vielen Baustellen nerven ein wenig (sind aber nötig, wenn man sich manch Straße so anschaut…). Heute sind wir ein wenig durch die Straßen gelaufen, ein buntes Gemisch an alten und neuen Gebäuden, hoch und weniger hoch, mit den üblichen Ladenketten aber auch mit etlichen kleineren und individuellen Läden. 

Unser geplantes und auch tatsächliches Highlight der Stadt haben wir gestern schon besucht: das Kanadische Museum für Menschenrechte (hier der offizielle Internetauftritt). Wir waren begeistert (und sind es auch immer noch)! Neben den Ausstellungen beeindruckt es durch die Architektur, sehr modern und offen. 

Begonnen haben wir mit einer temporären Ausstellung über die Geschichte Nelson Mandelas, die sehr anschaulich sein Leben und natürlich auch die Entwicklung der Apartheid in Südafrika dargestellt hat. Dann ging es in die Dauerausstellung. In unterschiedlichen Etagen werden unterschiedliche Aspekte der Menschenrechte erläutert. Natürlich aus der Sicht Kanadas, aber auch ganz allgemein und aus unterschiedlichen Perspektiven (Frauen, Indigene, Behinderte, Kinder, Einwanderer, …). So geht es um verschiedene geschichtliche Ereignisse zum Thema, wie sie geschützt werden (können / sollten), „natürlich“ darf der Holocaust nicht fehlen, Menschrechte heute und auch verschiedene Aktionen zur Verbesserung. Beeindruckend und insbesondere erschreckend finden wir bei Ausstellungen zum Holocaust und seiner Entstehung, wie viele Parallelen zu Methoden der AfD zu erkennen sind. Und wie viele auch heute noch auf deren Lügen, Hetze und Propaganda hereinfallen und daran glauben.

Die unterschiedlichen Themen wurden alle hervorragend aufbereitet, mit tollen Erklärungen, Möglichkeiten zum Ausprobieren und auch selbst aktiv zu werden. Es waren etliche Schulklassen unterwegs, wir hoffen, dass die Kinder viel mitnehmen aus dem Museum! Uns hat es nachhaltig beeindruckt. Es gibt weltweit noch viel zu tun zum Thema – jeder kann was beitragen, im Kleinen angefangen mit gegenseitigem Respekt ohne Einschränkungen!

Anschließend haben wir etwas leichtere Kost gebraucht, im wahrsten Sinne des Wortes: in The Forks gleich um die Ecke, einem Park mit angeschlossenen Essensständen haben wir die beste Pizza seit langem gefunden. Und sind noch ein wenig durch die Läden geschlendert.

durch Wald und Seenland

Seit Thunder Bay sind wir weiter durch Wäler gefahren, haben unzählige Seen zwischen den Bäumen durchblitzen sehen und uns immer wieder an unterschiedlichen Aussichten erfreut. Der erste Stopp allerdings war an den Kakabeka Falls, kurz nach Thunder Bay. Wunderschön gelegen, ein kleines Schmuckstück knapp neben der Straße. Übernachtet haben wir in Fort Frances, einem kleinen Grenzort, von dem wir mal wieder in die USA gucken konnten. Prompt haben wir uns mit einer Kanada-Flagge als Aufkleber für´s Auto ausgestattet – US-Amerikaner sind nicht die allerbeliebtesten im Land, und wir fahren nunmal mit US-Kennzeichen durch die Gegend… Vielleicht hilft das ja! Der Lage am Rainy River hat der Ort Folge geleistet, nachts gab es ein Gewitter, das uns mit seinen heftigen Blitzen und Donnern nicht so sehr viel schlafen lassen hat.

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich eine Begräbnisstätte ansehen, leider war aber genau an dem Tag geschlossen. Wir konnten uns ein wenig am Gelände umsehen, aber gerade das Museum, das wir sehen wollten, war nicht zugänglich. Dann eben weiter, bis zum Rushing River Provincial Park. Ein wunderschön, mitten im Wald gelegener Park mit großem, weitläufigem Campinggelände. Wir hatten einen herrlichen, ruhigen Platz und uns spontan entschlossen, noch eine zweite Nacht zu bleiben. Gestern sind wir dann einen Wanderweg gegangen und haben ansonsten einfach nur die Natur genossen. 

Heute hat sich diese nämlich für uns ziemlich verändert – wir sind in der Provinz Manitoba angekommen. Hier beginnt die Prärie, es wird flach, weit und Getreidefelder überwiegen. Straßen sind mit dem Lineal gezogen und Kurven somit rechtwinklig. Ein neues Fahrgefühl!

Thunder Bay

Das klingt ziemlich dramatisch, ist es aber nicht. Thunder Bay ist nach North Bay die letzte größere Stadt im Westen Ontarios. Auf dem Weg zu unserem Campingplatz haben wir an einem Aussichtspunkt angehalten und erstmal einen wunderbaren Blick über die Bucht und den Lake Superior genossen. Am Aussichtspunkt stand auch eine Statue von Terry Fox, einem Volkshelden Kanadas. Fast überall haben wir schon Statuen von ihm gesehen oder Inschriften. In seinem Namen werden immer noch Spendengelder für die Krebsforschung gesammelt.

Vorgestern sind wir hier schon angekommen, gestern haben wir einen kurzen Ausflug in die Stadt unternommen. Der erste Eindruck war nicht sehr schön, etwas trist kam uns alles vor. Das kann aber auch am grauen, leicht regnerischen Wetter gelegen haben. Im sehr netten Museum wurden wir äußerst freundlich und ausführlich zu weiteren interessanten Plätzen in der Gegend aufgeklärt (so sehr viele sind es nicht), weiter sind wir zum Hafen mit Aussicht auf den Sleeping Giant und ein wenig durch die Läden gebummelt. Das war dann noch ein deutliches Stück netter als der erste Eindruck. Sehr deutlich zu sehen an den Läden ist der finnische Einfluss. In Thunder Bay befindet sich die größte Gemeinschaft an Finnen außerhalb ihres Heimatlandes. Es gibt finnische Andenken, Lokale und Spezialitäten. Und einen deutschen Bäcker – seit gestern gibt es Brotzeit bei uns 🙂

Heute sind wir hier im Fort William geblieben, wir haben einen netten Stellplatz und mussten auch mal ein wenig das Auto aufräumen. Und ein Tag Pause tut auch mal gut. Bisher gefällt uns Kanada sehr gut! Landschaftlich wunderschön und beeindruckend in der Größe und Weite! Auch mit den Kanadiern gab es bisher nur gute Erfahrungen (umso besser, wenn sie mitbekommen, dass wir nicht dieselbe Nationalität haben wie unser Auto…), gestern gab es von unseren Nachbarn Marlene und Paul sogar eine große Flasche selbstgemachten Wein geschenkt. Gewöhnungsbedürftig sind aktuell die langen Abende für uns, hier weiter im Norden wird es einfach deutlich später dunkel als in Deltaville (jetzt um 22:30Uhr ist immer noch ein wenig Tageslicht).

Algonquin und weiter westwärts

Donnerstag nach dem Museum sind wir noch ein Stück gefahren, vorgestern wollten wir den Algonquin Provincial Park durchqueren und auch ein wenig wandern gehen. Wir sind früh von unserem Campingplatz aufgebrochen, Moskitoschwärme haben uns verscheucht. Da wussten wir noch nicht, dass das erst die Ouvertüre war…

Der Park ist teilweise von der Fernstraße 60 aus zugänglich, man könnte einfach durchfahren, dann benötigt man kein Parkticket. Wenn man allerdings zwischendurch anhalten will, sei es zum wandern, picknicken oder um das Infozentrum zu besuchen, dann kostet es pro Auto CA$17 (~11€). Wir haben zwei kürzere Wanderungen gemacht und zwischendurch an einem See zu Mittag gegessen. Die Landschaft ist wunderschön, immer wieder kommt man an Seen vorbei, gesäumt von Wäldern, jeder sieht ein wenig anders aus! Die Wege sind gut beschildert und offensichtlich auch bei den angesiedelten Moskitos bestens bekannt. Wir wurden regelrecht überfallen und ausgesaugt, wenn wir mehr als eine gefühlte Millisekunde ruhig standen. Leider kann man so die schöne Aussicht nicht so sehr genießen… Wir haben fleißig Antimückenschutz gesprüht und gecremt, unzählige der Mistbiester draußen und im Auto erschlagen und uns dennoch am Park erfreut!

Gestern und heute war dann das Hauptthema „Fahren“. Zum Einen wollten wir ein wenig Strecke zurücklegen, zum Anderen gibt es unterwegs außer Landschaft tatsächlich nicht viel anzusehen. Es wechseln sich Bäume mit Seen und Flüssen ab, zwischendurch sahen wir auch unglaublich weiter Flächen an Feldern mit ein paar Kühen dazwischen. Durch ein paar Ortschaften kamen wir auch, die waren aber sehr verstreut. Die Strecke heute war noch ein wenig weniger besiedelt als gestern – zwischen Hearst und Longlac lagen einfach „nur“ gut 200km Wald mit ein paar Seen. Ohne weitere Ortschaft dazwischen. Sehr beeindruckend! Falls es jemanden genauer interessiert: zwischen North Bay und Thunder Bay haben wir uns für die Nordroute auf der 11 entschieden. Das ganze ist Teil des Trans-Canada-Highway, der drittlängsten Straßenverbindung der Welt.

Ottawa

Die Hauptstadt Kanadas, Ottawa, wollten wir natürlich nicht auslassen. Für zwei Nächte haben wir uns einen Walmarkt-Parkplatz gegönnt (normalerweise wird erlaubt, dass man dort im Camper/Auto übernachtet und das Klo nutzt) – alle Campingplätze waren uns zu weit außerhalb der Stadt. Ins Zentrum war es am Mittwoch nicht mehr weit und wir haben eine neue Erfahrung in einem Parkhaus gemacht: wenn es voll ist, kann man da durchaus auch in der Fahrgasse stehen. Ein Mitarbeiter hat die Schlüssel eingesammelt und bei Bedarf im Weg stehende Autos zur Seite gefahren. Sehr pragmatisch, gefällt uns 🙂

Wir hatten keinen so sehr festen Plan für den ersten Tag, nur ein paar Anlaufstellen. Erstes Ziel war der Rideau-Kanal, bzw. seine Schleusenanlage zum Ottawa-River. Der Kanal ist die älteste ununterbrochen genutzte künstliche Wasserstraße Nordamerikas und die Schleusen sind wohl noch ziemlich original – sie werden mit der Hand betrieben. Leider konnten wir sie nicht in Aktion erleben, es war kein Verkehr. Die Anlage ist auf jeden Fall äußerst sehenswert! Weiter sind wir zum Parlamentshügel, der gleich nebenan liegt. Grundsätzlich sind auch gratis Führungen durch´s Parlament möglich, nur hatten wir einen schlechten Zeitpunkt, es gab gerade Staatsbesuch aus Frankreich (und in dem Fall gar keine Führungen). Abschließend sind wir noch ein wenig durch die Straßen geschlendert, haben uns im „Bierhaus“ eine Palette mit Probebieren gegönnt (was sonst?) und sind zu unserem Parkplatz zurückgefahren.

Für Donnerstag hatten wir einen Plan: das Kanadische Museum für Geschichte. Laut Reiseführer unbedingt sehenswert – und das unterschreiben wir sofort! Durch die gerade laufende Ausstellung zum Mittelalter in Europa (Nürnberg ist auch erwähnt) sind wir recht flott durch, die andere temporäre Ausstellung zur Erkundung der Nordwestpassage hat uns spontan dann doch mehr gefesselt. Die Ausstellung war sehr aussagekräftig und interessant aufgebaut. Viele Erläuterungen, Interviews zum Nachhören und anschauliche Videos und Exponate. Toll!

Anschließend ging es zur Dauerausstellung um die kanadische Geschichte. Und zwar nicht des Staates Kanada (das wäre bei 151 Jahren schnell erzählt), sondern der Geschichte auf der Landfläche der aktuellen Staatsfläche. Angefangen ein paar tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung bis in die Gegenwart. Und auch diese Ausstellung war fantastisch aufgemacht. Umheimlich abwechslungsreich mit vielen Exponaten, Erläuterungen, Karten und interaktiven Beispielen. Sehr ausführlich und äußerst informativ war die Frühgeschichte dargestellt, dieser Teil hat uns auch am meisten interessiert. Die Einwanderung der Europäer und insbesondere der Umgang mit Indigenen (auch in jüngerer Vergangenheit) wurde durchaus kritisch betrachtet. Im Nachbarland haben wir das bisher im Ansatz vergleichsweise nur in einem der Smithsonian Museen gesehen…. Insgesamt war das für uns wohl das am bisher besten aufgemachte Museum, das wir besucht haben!

Regen und sattes Grün um uns

Wie vom Wetterbericht angekündigt, hat es in der Nacht auf Montag zu regnen begonnen. Das ganze kombiniert mit einem Temperatursturz auf knapp über 10°C. Nicht so doll, aber das wird schon auch wieder besser werden. Wir haben uns auf den Weg gen Westen gemacht, gelandet sind wir im Parc National de Plaisance, irgendwo zwischen Montréal und Ottawa auf einer Insel. Da wohl auch aufgrund des Wetters grad nict so viel los ist, haben wir den besten Stellplatz zugewiesen bekommen. Und der war tatsächlich grandios!

Der Regen hat abends eine Pause gemacht, und so konnten wir uns für bestimmt zwei Stunden ans Wasser setzen und die Aussicht genießen. Garniert wurde sie durch einen regelrechten Zoo, der sich u.a. um uns herum gezeigt hat: Biber, Buntspechte, Streifenhörnchen, Schildkröten, Blauhäher, Rehe, Murmeltiere und ein wildes Vogelgezwitscher um uns herum. Der Platz war nicht billig, aber ein echtes Highlight!

Jetzt vormittag regnet es weiter, also schwingen wir uns wieder ins Auto.

Montréal

Unsere Überdosis Stadt haben wir überwunden und uns heute früh nach Montréal bewegt (gestern hatten wir tatsächlich noch kurz mit uns gekämpft). Vom Campingplatz aus mussten wir ein Stück mit dem Auto bis zur Metro fahren, leider sind wir hier etwas in der Pampa. Dafür liegt der Platz sehr ruhig.

Montréal hat uns sehr gut gefallen! Es wirkt ein wenig wie in Frankreich (kein Wunder, man hört ja auch überall Französisch), die Altstadt ist sehr malerisch und man bekommt endlich wieder richtig guten Espresso. Wir sind ein wenig durch die Straßen geschlendert, haben uns am Hafen herumgetrieben, Skyline bewundert und dann wieder zurück zum Campingplatz. Nachdem es heute Nacht zu regnen beginnen soll, wollten wir noch ein wenig das schöne Wetter in aller Ruhe bei einem Glas Wein genießen.

zweimal Manhattan

Wir hatten uns die Tage perfekt eingeteilt, das Wetter hat genau so mitgespielt, wie wir es gebraucht haben. Gestern sind wir High Line Park entlang gelaufen. Es ist eine alte Bahntrasse, die über den Straßen Manhattans verläuft und inzwischen wunderschön begrünt ist. Man kann entlang des Weges viel Zeit verbringen, sich immer wieder mal hinsetzen, den Ausblick auf die Straßenschluchten von ein wenig weiter oben genießen und muss dabei weder auf Ampeln noch auf Autos aufpassen. War ein sehr schöner Spaziergang! Anschließend sind wir durch Chelsea Market geschlendert – hauptsächlich gibt es bunt gemischte Essensstände oder kleinere Lokale für Snacks und ein ganz buntes Treiben. Wir haben uns eine (taiwanesische? koreanische? auf jeden Fall asiatische) Suppe gegönnt, die durchaus an die im Markt in Saint-Laurent-du-Maroni rankam! Zumindest geschmacklich, preislich lag ein Eck dazwischen… Zum Abschluss des Tages sind wir noch kurz zum Central Park gefahren, wir wollten ein paar Sonnenstrahlen einfangen.

Heute hatten wir nicht so viel Programm geplant, das Wetter war auch sehr unfreundlich: Nebel (der sich nicht wie gestern aufgelöst hat), Nieselregen und ein Stück kühler. Hauptpunkt heute: das National Museum of the American Indian. Es ist ein Smithsonian, was für Qualität spricht. Außerdem kosten die Smithsonian-Museen keinen Eintritt, kann man also nicht viel falsch machen. Und wir fanden es richtig gut! Das zum gleichen Thema in Washington DC hatten wir ja schon gesehen (sehr empfehlenswert!), das hier in Manhattan ist eine gute Ergänzung dazu. Es gibt hauptsächlich Exponate aus ganz Amerika, also vom kompletten Kontinent, die zeigen, welch unterschiedliches und beeindruckendes Kunsthandwerk gefertigt wurde.

Von Wolkenkratzern mit viel Verkehr drumherum haben wir erstmal genug. Morgen geht es dann also weiter, wir wissen noch nicht, wo wir landen. Wie es die nächste Zeit mit Berichten und insbesondere Bildern dazu klappt, wissen wir auch noch nicht. Wenn wir keinen Übernachtungsplatz mit Strom haben, können wir die Computer nur unterwegs laden und da werden wir sehen, wie weit die Akkus reichen. Wir sind auch darauf gespannt!

Unterwegs

Gestern haben wir wie geplant den Absprung geschafft, heute sind wir schon auf Long Island. Wir hatten uns für die Route entlang der Küste entschieden, es ging also erstmal gen Süden und dann ab dem Chesapeake-Bay-Bridge-Tunnel nach Norden. Gefahren sind wir bis Lewes in Delaware, haben dort nach der ersten Nacht im Auto (man liegt echt bequem) die Fähre nach Cape May genommen. Von dort sind wir, teilweise über Nebenstraßen und auch ein Stück Küstenstrasse mit Kurzausflug an den Strand bis New York weiter. Die Fahrt war angenehm – bis wir über die Verrazano-Brücke kamen. Ab da haben wir für die letzten 19 Meilen noch ganze 3 Stunden gebraucht. Es ist uns völlig unverständlich, wie sich jemand so einen Verkehr jeden Tag antun kann…

Die Route war schön, die Gegend entlang der Küste hatten wir noch nicht gesehen! Und morgen geht´s nach Manhattan – aber nicht mit dem Auto!

Natur pur

Wir stehen mit dem Heck in Richtung eines Streifens Wald. Direkt dahinter sieht man den Creek durchschimmern, aber das Grüne dazwischen platzt vor Leben. Wir können am Heck sitzend einem bunten Treiben zusehen: Krähen, Kardinäle, Grauhörnchen, Libellen und noch allerlei mehr. Die Grauhörnchen stehen dabei natürlich unter besonderer Beobachtung (das von letzter Woche haben wir inzwischen gefangen und weit, weit weg wieder ausgesetzt), es hat sich aber keines mehr Kassiopeia genähert. Und wir hoffen, dass sie sich auch weiterhin von ihr fernhalten!

Und da wir ja auch schon eine Weile hier sind, sammeln sich mit der Zeit Bilder, die wir bisher nicht in Artikeln untergebracht haben. Wie zum Beispiel die, die wir von etlichen Häusern hier in der Umgebung gemacht haben. Deltaville ist im Prinzip ein kleines Dorf am Ende der Welt und hat mit Hurd`s auch sowas wie einen Ortskern – die Häuser sind aber alle weit verteilt. Die Häuser und Grundstücke sind mehr oder weniger verfallen, manche auch sehr schön gepflegt.

Inzwischen haben wir unser Auto fast komplett bestückt, der Stauraum unter dem Bett ist Gold wert! Wir haben (vermutlich) alles dabei, was wir so brauchen, auch die Verpflegung zwischendurch ist gesichert. Und für alles andere gibt es sicherlich auch in Kanada Geschäfte, in denen man einkaufen kann.