unser zweiter Kontinent

Die Wettervorhersage hatte schon seit ein paar Tagen für Donnerstag unsere Abfahrt in Richtung Marokko möglich gemacht, und das hat sich diesmal auch stabilisiert. Selbst die Wellenhöhe für die Einfahrt bei Salé/Rabat hat gepasst und sich nicht erhöht. Eigentlich klang alles zu gut, um wahr zu sein. Die letzten kleinen Bedenken hatten wir (besonders ich) noch wegen der Temperaturen. Nachts ist es inzwischen doch ziemlich kühl und wir haben ja keine Heizung an Bord. Aber wir haben einfach alles an Decken und warmen Klamotten gesucht und bereit gelegt, so sollte das auch kein Problem sein. Und war es auch nicht! Es war sogar deutlich wärmer als erwartet!

ausfahrt_lagosVor Abfahrt haben wir noch eine letzte Abschiedsrunde durch die Marina gemacht, so ganz ohne Tschüß-Sagen wäre das nach 3 Monaten wohl blöde. Und man glaubt gar nicht, wie viele man in der Zeit kennen lernt. Das gehört eindeutig zu den Vorteilen des länger Verweilens 🙂 Der Nachteil daran ist, dass es den Abschied natürlich nicht einfacher macht! Wir haben die Zeit in Lagos auf jeden Fall sehr genossen! Für den Winter können wir die Marina nur empfehlen, man lernt viel andere kennen und es ist sehr kurzweilig.

endlich_segelnBei sehr ruhiger See sind wir losgefahren, vorhergesagt waren für fast die ganze Fahrt 10-20kn Wind, das auch noch aus segelbarer Richtung. Und diesmal hat sich das Wetter auch an die Vorhersage gehalten! Nur in der ersten Nacht wurde es etwas windiger, aber das war alles noch im Rahmen. Wir haben nur ein wenig zu spät unsere Genua (das große Vorsegel) geborgen, das war bei dem inzwischen stärkeren Wind dann nicht mehr so ganz einfach. Allerdings sind wir da dann auch mit dem Groß im ersten Reff so gut voran gekommen, dass wir vorerst unser kleines Vorsegel gar nicht gesetzt haben.

mittendurchVor dem Bergen der Genua hatten wir ein wenig mit Verkehr zu tun. Bisher hatten wir noch nirgends so viele kreuzende Frachtschiffe. Aber wir haben eben auch die Route gekreuzt, auf der alle Frachter aus dem Mittelmeer in Richtung Nordsee unterwegs sind. Und das sind eben ein paar. Dank AIS haben wir alle gut verfolgen können inklusive Angaben zu Kurs und Geschwindigkeit, somit war einfacher abzuschätzen, ob wir auf Kollisionskurs sind oder nicht. Zwischendurch haben wir auch das Radar zur Abstimmung von Sicht und AIS (manche sind erst später aufgetaucht) zuhilfe genommen. Da wir ja auch ein AIS-Signal senden, ist ein Frachter direkt von selbst ausgewichen, ein anderer hat nach Aufforderung sofort seinen Kurs geändert (Segelboote haben auf offener See Vorfahrt vor Motorbooten, also eben z.B. Frachtern, unabhängig von der jeweiligen Größe. Im Zweifel sollte man als kleiner Segler da aber wohl auch nicht unbedingt drauf bestehen…).

nachtsDer Wind hat weiter wunderbar angehalten, erst gestern Abend wurde es irgendwann so wenig, dass wir kurz ein wenig motoren mussten. Zuvor hatten wir einen wundervollen Segeltag. Passend zu Michls Geburtstag konnten wir unsere erste Schildkröte an uns vorbeischwimmen sehen (Kassiopeia ist ja unter anderem nach der Schildkröte aus Momo benannt), in der Nacht von gestern auf heute war es zwar dank Neumond stockdunkel aber äußerst sternreich und klar, zudem wurden wir fast die komplette Nacht von Delphinen begleitet. schwellUnd auch wenn man nur Schimmer von ihnen sieht, es ist einfach immer wieder beeindruckend, mit welcher Freude sie ums Boot herum tanzen und spielen. Wir könnten beide stundenlang dasitzen und zusehen. Dasselbe gilt übrigens auch für Wellen. Den ganzen Tag Wellen beobachten wird nicht langweilig. Ständig wechseln Form, Höhe, Farbe, Geschwindigkeit, jede ist anders.

Wir sind trotz reduzierter Segelfläche (irgendwann hatten wir aber bei nachlassendem Wind trotzdem unser kleines Vorsegel wieder gesetzt) sehr gut vorangekommen, so dass wir uns eher bremsen mussten. Wir wollten mittags in Salé/Rabat ankommen, da bei Hochwasser die Hafeneinfahrt am sichersten ist. Dank unserer „Bremsen“ haben wir das so auch geschafft. Die Einfahrt, vor der wir sehr viele Warnungen bekommen hatten, war kein Problem (wir hatten das entsprechende Glück, dass sich auch die Wellenhöhe an die Vorhersage gehalten hat ;-)). Etwas zu frühzeitig haben wir das Pilot-Boot der Marina angerufen, das uns sicher hereingeführt hat. Das gehört hier zum Service dazu, bei schwierigeren Bedingungen kämen sie sogar an Bord für die Einfahrt.

Das anschließende Einklarieren ging völlig völlig problemlos. Wir hatten insgesamt (nicht auf einmal) sechs Personen an Bord: Customs, Polizei, Marina und einen Drogensuchhund. Der Hund war riesig, ist aber überall durch (inklusive unserer Heckkabine, die nicht wirklich besucherfreundlich eingerichtet ist im Moment). Gefunden hat er nichts, es ist aber auch nichts an Bord, was er hätte finden können. Alle waren äußerst freundlich, alle kamen auch erst nach Aufforderung von uns an Bord und haben sich über die paar Brocken französisch gefreut, die ich aus meinem Hirn hervorgekramt hatte.

Da wir doch etwas müde und geschafft von der Fahrt sind, haben wir nur einen kurzen Spaziergang durch die Umgebung gemacht. Unser erster Eindruck: es ist ganz anders als in Portugal, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten. Es ist lebhaft, freundlich, interessant – wir freuen uns darauf, noch mehr zu erkunden!

Noch ein ganz kurzes Fazit zum länger gewordenen Text: der Törn hierher gehört sicher zu unseren schönsten auf der bisherigen Tour. Vermutlich auch deswegen,weil wir beide richtig entspannt losgefahren sind und eben einfach lange genug auf passendes Wetter gewartet haben. Und das war wunderbar so 🙂

Seenotsignalmitteltest

Am Strand hat heute vormittag von der Marina organisiert eine Übung zu Seenotsignalmitteln stattgefunden. Gestern kam die Mail dazu, da hatten wir uns natürlich gleich angemeldet. Und es war richtig interessant! Ich habe zwar in Deutschland noch den sogenannten Knallschein (Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel) gemacht, aber das ist alles doch eher theoretisch gewesen. Jetzt konnten wir also beide richtig knallen. So war es auch möglich, etliche abgelaufenen Signalmittel loszuwerden, die man ja sonst offiziell entsorgen muss, hier bei der Polizei. Das ganze wurde übrigens von der Policia Maritima beobachtet und überwacht.

Was den Gebrauch der Signalmittel besonders macht, weshalb man auch tatsächlich entsprechend vorsichtig sein sollte, ist, dass sie unter allen äußerlichen Umständen brennen. Sie brauchen dazu keinen Sauerstoff, sie brennen somit auch unter Wasser oder in Kleidung, wenn sie sich darin verfangen. Auch deswegen fanden wir es gut, die Teile mal entspannt anzuwenden. Wir hoffen ja, dass wir unsere Ausstattung wieder original verpackt wieder mit nach Hause bringen!

fire-worker-groupWir waren beeindruckt, dass doch relativ viele Blindgänger dabei waren, aber das kann auch daran liegen, dass manche, gerade die Rauchsignale, schon sehr alt waren (teilweise seit fast 30 Jahren abgelaufen). Manche sind auch in der Handhabung nicht so ganz einfach, bei einem Modell mit Fallschirmrakete musste man doch sehr darauf achten, dass die Zündung beim Start einem nicht die Hand verbrennt. Auch, dass die komplette Farbe an der Hülse vor Hitze schmilzt hätten wir nicht erwartet! Die Teile werden doch gut heiß.

 

ein halbes Jahr

Gestern war es ein halbes Jahr, dass wir unterwegs sind. Bzw. ein halbes Jahr seit dem letzten Ablegen aus Hooksiel. Sehr viel ist passiert in diesem halben Jahr, sehr viel hat sich für uns geändert. Aber eigentlich war das vor einem halben Jahr gar nicht der Anfang der Reise, das war mehr ein schleichender Übergang zwischen Plan fassen, erste Schritte zur Umsetzung, ernstere Schritte zur Umsetzung, immer mehr Stress in der Umsetzung, Ablegen und schließlich vorerst hier bis Lagos kommen. Zu unserer Abfahrt wussten wir nicht immer, wo uns der Kopf steht vor lauter Stress. Kassiopeia stand schon ein gutes Jahr in Hooksiel, also 700km entfernt von zuhause und wir sind jedes zweite Wochenende nach Norden gefahren. Nebenbei haben wir natürlich noch Geld verdienen müssen, die Jobs durften möglichst nicht darunter leiden. Langer Rede kurzer Sinn: wir waren nicht wirklich entspannt, als es los ging.

Anfangs dachten wir, wir MÜSSEN weiter, wir müssen doch durch die Biskaya, wir können uns keine Zeit lassen. Wir mussten uns regelrecht zur Entspannung zwingen, Danke nochmal für die Mails und Kommentare dazu, die Unterstützung war sehr wichtig für uns!!!! Schritt für Schritt haben wir uns entschleunigt und uns immer mehr auf das Wetter eingelassen. Das Wetter hat es uns allerdings nicht einfach gemacht, irgendwie war wohl dieses Jahr der Wurm drin (was übrigens auch andere mit mehr Erfahrung übereinstimmend festgestellt haben ;-)). Andererseits hat uns gerade das Wetter somit dazu „gezwungen“, Geduld zu lernen und entspannt zu bleiben, auch wenn es mal nicht so vorwärts geht, wie wir das gerne hätten. Und es tut gut, diesen Lernprozess durchzumachen!

Wir sind inzwischen deutlich entspannter als zur Abfahrt (wäre ja wohl auch tragisch, wenn das anders wäre) und können einfach genießen. Früher, schon vor all den Vorbereitungen, war immer zuviel Stress und einfach zu wenig Zeit und Muse für uns, zum Lesen, zum Socializing (gibt´s da auch ein deutsches Wort?), zum Kochen, zum Genießen, ganz einfach: zum Leben! Wir danken allen, die geholfen haben (es auch immer noch tun!), uns diese Reise jetzt zu ermöglichen! Wir hätten es allein nicht geschafft. Ein großer Teil von euch fährt mit uns mit, wir haben beide Bilder aufgehängt und immer im Sichtfeld 😉

Wir freuen uns auch immer noch über alle Unterstützung, sei es ein unerwarteter Film von uns, Postkarten oder Pakete von zuhause, der Kontakt mit Bloglesern per Mail oder auch mit neuen und alten Freunden über die Welt verstreut über Skype, Mail oder fb, der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Bisher können wir nur sagen: das alles war den Stress vorher wert!

Die Bilder können nur einen geringen Teil unserer Eindrücke wiedergeben, trotzdem hier ein kleiner Überblick über das bisher unterwegs erlebte.

endlich Fado

Ein Vorteil an meiner Erkältung, bzw. dass wir nicht losgefahren sind, ist, dass wir so gestern Abend noch ein Fado-Konzert besuchen konnten. Im Restaurante A Barrigada findet alle zwei Wochen ein Fado-Abend statt mit Essen und Live-Musik. Wir haben das aber erst vor kurzem genau herausgefunden und zwar exakt einen Tag nach dem letzten Konzert… Gestern war dann das nächste und das haben wir uns nicht entgehen lassen. Zusammen mit Julie und Rod haben wir lecker gegessen, Wein getrunken und weiter dem Pfeifen des Windes zugehört. Nach dem Essen fing dann das Konzert an. Die Fadista (Fado-Sänger bzw. Sängerin) war Argentina Freire, hier eines ihrer Lieder. Begleitet wurde sie von zwei klasse Gitarristen. Es gab sogar zwei Gastauftritte: ein Fadista sass im Publikum und einer der Gitarristen hatte auch eine tolle Stimme.

Wir dachten alle vier, dass Fado deutlich trauriger und schwerer ist, aber zumindest das, was wir gestern hören durften, war sehr lebendig und rhythmisch. Nicht fröhlich, aber doch auch nicht so getragen wie erwartet. Alle zusammen waren wir sehr begeistert und konnten einen wunderbaren Abend mit toller Musik genießen!

Ach ja, noch eine kleine Sturmnachlese: wir haben glücklicherweise keinerlei wirklichen Schaden, auch in der Marina bleib anscheinend alles heil. Zwei Vorsegel wurden zwischendurch vom Wind aufgeflattert, aber beide konnten wohl ohne größere Probleme und Folgen wieder eingerollt werden. Unser wirklich kleiner Schaden, der wohl auch nicht nur sturmbedingt ist: unser Radarreflektor ist auf´s Deck gefallen, ist aber ganz geblieben. Wir müssen ihn nur wieder befestigen. Lose war er wohl, weil wir ihn vor immerhin eineinhalb Jahren mit Kabelbindern befestigt haben. Und die sind ja nunmal nicht wirklich uv-beständig… Dafür hat er also dann doch recht lang gehalten 😉

Stürmisch!

Letzte Nacht schon sind wir im drei Uhr vom Sturm geweckt worden, jetzt kurz vor fünf Uhr abends weht es immer noch kräftig. Wir können uns beide nicht erinnern, jemals so einen langen Sturm erlebt zu haben. Wir hoffen, dass uns das auf offener See erspart bleibt! Letzte Nacht waren wir noch von den gemessenen 42kn (~78km/h) Windgeschwindigkeit beeindruckt, heute haben wir zwischendurch teilweise deutlich höhere Werte, bis 59,9kn (109km/h), gemessen. Wir sind sehr froh, dass uns hier in der Marina Schwell erspart bleibt, wir somit zwar Bewegung um Schiff haben, aber nur, wenn uns eine Bö auf die Seite drückt.

Vorhin haben wir einen Spaziergang zum Strand gemacht, wir wollten uns das Wetter auch mal da ansehen. Nachdem wir Nordwind haben, der Wind somit gegen die Brandung pustet, sind die Wellen nicht soooo riesig, toll anzusehen ist allerdings, wie die Gischt vom Ufer weggeweht wird 🙂 Das Wetter wechselt rasend schnell, so hatten wir auf unserem etwa einstündigen Spaziergang alles vom blauen Himmel über leichten Hagel waagerecht von hinten über dunkle bedrohliche Wolken, aber auch beeindruckende weiße Wolkenberge.

Die Bilder unterwegs sind übrigens alle im Zeitraum von etwa einer dreiviertel Stunde gemacht.

Drei Tage

Die letzten drei Tage haben wir so ein wenig vor uns hingebröddelt und uns in kleinen Schritten auf die Weiterfahrt vorbereitet. So haben wir z.B. auch angefangen, unsere Vorräte wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen. Wir wollen alles, was wir hier günstig bekommen, auch in ausreichender Menge mitnehmen. Allerdings sieht es immer noch nicht so aus, als ob wir hier die nächsten Tage weiter kommen. Es kam zwar gestern und heute wieder Wind, aber der war schon zu viel des Guten. Bis zu 30kn aus Ost waren vorhergesagt, bisher hatten wir fast immer mehr, als die Vorhersage angekündigt hatte. Zudem macht Ostwind die Hafenausfahrt hier sehr sportlich und das hat uns bei der Einfahrt eigentlich gereicht… Die nächsten Tage ist dann wieder Windstille angekündigt.

  • unsere Heckkabine ist neu eingeräumt, jetzt wissen wir wieder, was wo ist und alles ist sauber verstaut.
  • dadurch sind wir an die Schubstange unserer Hydraulik gekommen, die Führung hatte sich gelockert. Wir haben längere Schrauben bekommen und sie neu festgeschraubt, hoffentlich hält das jetzt ein wenig länger.

Heute haben wir uns mal angesehen, wie die Einfahrt von innen bei Ost-Wind aussieht (wie schon geschrieben – recht sportlich!) und haben gleich die Gelegenheit genutzt, uns das Fort Ponta da Bandeira anzusehen. Seit dem 17. Jahrhundert steht es schon da und hat somit anscheinend auch den Tsunami nach dem Erdbeben in Lissabon 1755 überstanden. Zumindest haben wir nichts darüber gefunden, dass es wiederaufgebaut worden wäre. Lagos wurde laut Wikipedia damals von einer elf Meter hohen Flutwelle verwüstet. Sehr gut gefallen haben uns die ausgestellten Skulpturen von José Maria S. Pereira auf der Terrasse des Forts.

 

Ach ja, und eins haben wir heut erfahren dürfen: manchmal ist die Post recht langsam, manchmal richtig schnell! Wir haben heute zwei Karten bekommen, die eine wurde am 12.12. abgeschickt, die andere am 2.1.. Da waren wohl tatsächlich die Feiertage als Bremse dazwischen… Danke, Gabriele und Roland, wir haben uns über beide sehr gefreut!

Weihnachten mal anders

Bob, der Weihnachtshund

Bob, der Weihnachtshund

Zumindest für uns war es ganz anders als bisher! Aber es war auch eine sehr schöne Zeit, mal mit deutlich weniger Stress aber durchaus auch Weihnachtsstimmung, trotz des ungewohnten Wetters. Dazu beigetragen hat vielleicht auch die Musikauswahl unseres Radiosenders: es kamen ausschließlich Weihnachtslieder, und das gestern und vorgestern. Keine Ausnahme! Aber es waren auch durch die Bank schöne Lieder mit sehr wenigen Wiederholungen. Hätten wir vorher nicht gedacht, dass uns das gefällt 🙂

Ursprünglich dachten wir ja, wir bekommen mehr vom landestypischen Weihnachten mit, aber das ist in einer Marina wohl eher generell schwierig. Portugiesen sind hier nunmal keine vertreten, dafür umso mehr Engländer und Holländer. Was wir rausgefunden haben, ist, dass der 25. Dezember der eigentliche Feiertag ist, da sind auch alle Geschäfte geschlossen (von wenigen Bars abgesehen), heute, am 26. ist wieder alles normal. Nur die Post hat noch frei (logisch, wir warten ja nur noch auf ein Paket und der Wind wird so langsam besser…).

4. Advent

An dem Tag standen zwei Ereignisse an: vormittags waren wir zu einer original holländischen Appeltaart eingeladen. Yvonne hatte Geburtstag und wir somit einen holländischen Vormittag (wir waren die einzigen nicht-holländischen Gäste). Nachdem wir ja doch eine Weile in Stellendam waren und holländisch zumindest ein wenig ähnlich ist wie deutsch, haben wir doch das ein oder andere verstanden! Wir sind beide immer wieder beeindruckt, wie man sich doch in andere Sprachen „reinhören“ kann und zumindest mit der Zeit Brocken versteht. Danke für den schönen Vormittag und auch die leckere Appeltaart!

weihnachtsbaum_ohne_rudolfNachmittags war es sprachlich etwas einfacher: die Crews der deutschen Boote (leider nicht alle) haben sich auf der malwieder zum Adventskaffee getroffen. Ein schöner, lustiger Nachmittag mit leckeren Plätzchen 🙂

Abends haben wir noch unseren Baum geschmückt. Ging irgendwie schneller als bisher immer. Ob das an der Größe liegt? Auf jeden Fall ist er bunter als unsere früheren Bäume!

Heilig Abend

weihnachtssnackVormittag haben wir noch schnell die letzten Sachen besorgt und Geschenke eingepackt. Der Tag war insgesamt sehr gemütlich. Wir hatten viel weniger zu tun als bisher immer und so konnten wir uns die Zeit auch gemütlich machen. Welch ein Luxus! Nachmittags haben wir uns gemütlich etwas zu Essen gemacht, wir wollten nicht hungrig zum Weihnachtssingen (wir hörten, dass vorher die Stimme kräftig geölt wird…). Nachdem wir dann mit meiner Familie und Michl´s Tochter telefoniert hatten, konnte es zum Singen gehen.

Ein Glas Glühwein (lecker! nicht so süß wie daheim) zum Ölen und die ersten Lieder haben wir gleich in der Bar gesungen. Dann sind wir weiter gezogen. Erst über alle Stege, was schon sehr besonders war. Wir waren etwa 14 Erwachsene, und wenn die alle zusammen über die Stege gehen, kommt da ganz schön was ins Schwanken. Glücklicherweise hatten wir noch nicht wirklich viel Glühwein! Anschließend in die geöffneten Bars in der Marina und zum Schluss wieder in die erste. Überall haben wir zwei/drei Lieder zum Besten gegeben und alle, die wir erwischt hatten, „durften“ auch spenden. Es sind immerhin über €350,- für das Kinderheim zusammengekommen. Ein tolles Ergebnis eines sehr schönen Abends! Danke an alle, die ihn vorbereitet und daran teilgenommen haben!

 

weihnachtstischWir haben uns dann nicht mehr soooo lang aufgehalten, unsere Geschenke haben noch auf uns gewartet! Die Engländer packen erst am 1. Feiertag aus, die Holländer bereits am 5. Dezember. Und dafür, dass wir uns ein sehr enges Budget vorgegeben hatten, waren es zwar keine riesigen, aber sehr schöne Geschenke. Mit zwei warmen Strickpullies hatten wir uns schon vor ein paar Tagen beschenkt, die sind richtig kuschelig.

1. Weihnachtsfeiertag

Früh stand der nicht so angenehme Part an: Weihnachtsschwimmen! Bei 17°C Wassertemperatur (freundlich geschätzt). Aber der Glühwein danach will ja verdient sein! Also haben sich früh um kurz nach 10Uhr etliche Unerschrockene und ihre nicht ganz so unerschrockenen Begleiter (das waren die, die nur zugeschaut haben) auf den Weg zum Strand gemacht. Also noch schnell sich gegenseitig gut zureden bzw. überreden, Klamotten runter und rein ins äußerst kühle Nass. Zuerst war es gar nicht soooo kalt, aber nach nicht so sehr langer Zeit hatte zumindest ich Frostbeulen an den Füßen und bin wieder raus gesprintet. Andere (z.B. Michl) waren mutiger und sind tatsächlich ein wenig länger drin geblieben. Anschließend gab es den wohlverdienten „Mulled Wine“ (Glühwein) und Plätzchen. Danach noch schnell zum Duschen, wir waren mittags zum Christmas-Lunch angemeldet.

Den haben wir zusammen mit Julie und Rod genossen, draußen in der Sonne sitzend! Glücklicherweise hatte das Wetter ein Erbarmen und es war wirklich herrlich. Das Essen war gut und wir haben viel gelacht und wichtige 😉 Vokabeln in deutsch und englisch gelernt (leider wissen wir nicht mehr alle, wir hätten sie aufschreiben sollen). Auf jeden Fall haben wir sehr viel gelacht. 🙂

Lunch_with_julieandrod weihnachtsmenü waiting_for_dinner

Abends wollten wir uns eigentlich einen gemütlichen Film-Abend machen, haben aber zusammen mit noch zwei weiteren Crews einen Zwischenstopp auf der Rojo eingelegt. Zu einem gemütlichen Plausch mit Champagner, Knabbereien und weiteren Stories segelnder Engländer konnten wir nicht nein sagen! Unseren Film-Abend haben wir ganz einfach auf danach verschoben, es war noch genug Zeit.

Backstube Kassiopeia

Schon seit einer Weile haben wir ein Rezept für Pasteis Nata, die Puddingtörtchen, die es zum Espresso gibt, herumliegen und heute haben wir es endlich einmal ausprobiert. Die letzten Male, die wir im Supermarkt unser Menu genossen haben, haben wir die Aluförmchen aufgehoben, zusammen mit unseren Muffinförmchen hatten wir genug Behältnisse. Und die Teile sind sehr lecker geworden! Die restliche Füllung haben wir uns mit frischen Croissants schmecken lassen. Wir haben schon überlegt, das nächste mal das Backen weg zu lassen…

Da beim dem Rezept etliche Eiweiß übrig bleiben, haben wir gleich auch eine Ration Kokosmakronen gebacken. Michl, der Held, hat das Eiweiß nur mit dem Schneebesen perfekt hinbekommen! Und auch mit unserem Backofen haben wir uns inzwischen anscheinend angefreundet, das Backergebnis ist klasse geworden. Toll, wenn es im Boot so lecker duftet 🙂

Nach der ganzen Backerei und einem deutlichen Zuckerüberschuss vom Probieren haben wir uns nochmal auf den Weg zum Weihnachtsmarkt gemacht. Gestern waren wir schon mit Ralf und Inge dort, heute wollten wir uns die Füße vertreten und dachten, da schaun wir einfach gleich nochmal vorbei. Und haben uns gleich zu Beginn als Kontrast zu dem ganzen Zucker heute einen Monster-Hotdog genehmigt! Sehr lecker, allerdings etwas schwierig zu essen. In einer Ebene einer Tiefgarage war die „Feira de Artesanato“ mit bestimmt 100 Ständen aufgebaut. Das Angebot war ganz vielfältig: Kuchen, sonstiges Gebäck oder ähnliche Süßwaren, Likör, sehr viel unterschiedlichen Schmuck, Taschen, Schuhe, usw., sehr viel davon Handarbeiten. Wir haben sogar jeder eine Kleinigkeit zu Weihnachten für den anderen gefunden. Zum Abschluss gab es noch eine richtig gute Folklore-Tanzvorführung, dann ging es wieder heim.

Cabo São Vicente

Da herrliches Wetter vorhergesagt war, haben wir heute einen Ausflug zum Cabo de São Vicente unternommen. Das ist der südwestlichste Punkt des europäischen Festlandes und wir wollten ihn, nachdem wir ja schon daran vorbei gesegelt sind, jetzt auch von Land aus besichtigen. Wir sind mit dem Bus gefahren – eine knappe Stunde Busfahrt durch interessante Landschaft für €4,10, das ist OK, dachten wir. Die Landschaft hat uns besonders zum Schluss hin ein wenig an Australien erinnert: flach, karg, zwischndurch ein Busch und roter Sand.

Das Wetter heute war tatsächlich besser als Anfang November – wir hatten strahlenden Sonnenschein, blauen Himmel und ein leichtes Lüftchen wehte. Am Kap selbst gibt es außer dem Leuchtturm (der leider zu hatte) und der äußerst grandiosen Küste nicht sooo viel zu sehen. Naja, vielleicht ist die „letzte Bratwurst vor Amerika“ noch erwähnenswert. Zum Leuchtturm muss allerdings noch erwähnt werden, dass dies (laut Wikipedia) der mit der höchsten Reichweite in Europa ist, 32 Seemeilen also knapp 60km weit sieht man das Licht. Und den haben wir tatsächlich schon sehr bald gesehen, als wir um das Kap gefahren sind (wir hatten uns nachts angenähert).

Nach dem Kap sind wir noch nach Sagres, das ist der nächstgelegene Ort. Da wir schon einmal in der Nähe waren, wäre es doof gewesen, nicht noch einen Zwischenstopp einzulegen. Sagres ist im Sommer sicher proppenvoll mit Touristen, heute waren die Strassen ruhig und leer. Wir sind zum Fischerhafen marschiert und dann in Richtung Festung. Laut einer Sage (behauptet zumindest der Steinverkäufer am Kap) kann man das Jüngste Gericht leichter passieren, wenn man einen Stein aus Sagres dabei hat. Da ja nunmal demnächst der Maya-Kalender endet und man nie wissen kann, wollten wir zumindest auf Nummer sicher gehen und haben ein paar Steine eingesammelt. 🙂

Jetzt abends waren wir beim Singen. Wir haben zwar nicht jeden Ton getroffen, hat aber richtig Spaß gemacht 🙂 Es war eine lustige Mischung aus Schweden, Franzosen, Holländern, etlichen Briten und zwei Deutschen. Irgendwann um den Heilig Abend herum soll das ganze in verschiedenen Lokalitäten vorgeführt und dabei Geld für das Kinderheim vor Ort gesammelt werden. Wir finden das eine richtig gute Idee! Mal sehn, ob wir dann da noch da sind und das unterstützen können.

Strandspaziergang

Jetzt sind wir schon über zwei Wochen hier und waren noch nicht am Strand! Zumindest nicht an dem langen, berühmten Meia Praia mit dem feinen Sand. Das haben wir heute nachgeholt. Das Wetter war gemischt: durch den Südwind der letzten Tage zwar warm, aber bewölkt und klamm. Für einen Strandspaziergang aber durchaus passend! Der Strand war schön, aber irgendwie sind wir nicht die Fans von langen Sandpisten. Für einen Spaziergang jedoch durchaus sehr gut geeignet!

Zum kulinarischen Teil des Tages gibt es zu berichten: Lecker Kaffee und Kuchen auf der malwieder, abends unseren ersten eigenen Versuch mit Bacalhau. Wir haben nicht das Rezept aus dem Kochkurs gemacht sondern mit Bohneneintopf – auch sehr schmackhaft!

Sonntagsausflug

Da heute ja Sonntag ist, wollten wir nicht unbedingt mit unserer ToDo-Liste anfangen, das steht für morgen auf dem Plan. Heute sind wir ein Stück weit in Richtung Leuchtturm vor Lagos  an der Küste entlang gelaufen. Die Küste ist wunderschön, das Wasser klar und wir haben etliche geschützte Buchten gesehen. Für den ein oder anderen hat das Wasser noch Badetemperatur, uns war´s dann doch ein wenig kühl.

Zurück sind wir durch die Altstadt gelaufen und haben schöne Gassen gefunden. Auch in der Fußgängerzone war es heute schöner, durch zu laufen: die Geschäfte hatten geschlossen und es waren nicht so viele Menschen unterwegs wie sonst.

unterwegs in Cascais

Der ursprüngliche Plan für heute war der Besuch des wöchentlichen Bio-Markts in Cascais. Nachdem für heute Regen vorhergesagt war, hatten wir uns auch nicht viel mehr vorgenommen. Aber oft kommt es ja anders als geplant, so auch heute. Erfreulicherweise hat sich das Wetter nicht an die Vorhersage gehalten – es war warm, trocken und zwischendurch sogar sonnig! Auf unserer Suche nach dem Markt waren wir zuerst im Leuchtturm-Museum gleich neben der Marina. Das war schonmal sehr interessant! Weiter ging es in Richtung Boca do Inferno – auch sehr schade, wenn wir das nicht gesehen hätten.

Dann ging es weiter in Richtung Markt, dazu mussten wir aber durch den Botanischen Garten „Jardim Marechal Carmona“. Und der war so schön, da wollten wir nicht durchhetzen! Zuvor haben wir noch das Museu Condes De Castro Guimarães entdeckt und angesehen. Allein das Gebäude war herrlich, wir waren beide sehr begeistert! Und die Terrasse… ein Traum! Leider war der Zugang nicht möglich. Dann endlich sind wir durch den Park geschlendert. Sehr schön gepflegt und mit unterschiedlichsten Pflanzen wie Strelitzien, verschiedenen Palmen oder Kakteen. Auf der Wiese waren Pfaue unterwegs und im Teich sind Schildkröten geschwommen, richtig paradiesisch.

Den Bio-Markt haben wir dann zwar auch noch gefunden, aber der war schon gar nicht mehr so das Highlight. Außerdem war er mit 4 Ständen doch auch sehr übersichtlich 😉

Lisboa die zweite

Heute früh ging es zum zweiten Besuch nach Lissabon, da war ja noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit, die wir beim ersten mal nicht besichtigt hatten. Diesmal sind wir ein paar Stationen früher ausgestiegen, wir wollten zum Entdeckerdenkmal und zum Torre de Belem. Das Entdeckerdenkmal, Padrão dos Descobrimentos, wurde vor gut 50 Jahren zum 500. Tod Heinrichs des Seefahrers erbaut und zeigt in Richtung Tejo. Es soll an das Zeitalter der Entdeckungen erinnern, weswegen auch unterschiedliche Entdecker abgebildet sind, nicht nur Seefahrer. Passend zu den Entdeckern steht in der Nähe ein Nachbau eines Fliegers, mit dem 1922 die erste Überquerung des Südatlantik in der Luft stattgefunden hat. Der Flieger ist nur ein kleines bisschen länger als Kassiopeia – sehr beeindruckend und mutig, wie wir finden!

Mit dem großen Touristenstrom  zusammen sind wir anschließend in Richtung Torre de Belem marschiert. Der hat auf uns jetzt eher klein gewirkt. Faszinierend allerdings, wie ein Turm, der so nah am Wasser steht (früher war noch nicht soviel Land aufgeschüttet, da war er sogar noch weiter im Tejo), das schwere Erdbeben 1755 so gut überstanden hat.

Anschließend sind wir noch in Richtung Belem marschiert, ein wenig geschlendert und mit der Straßenbahn weiter ins Zentrum gefahren. Von dort aus ging es zum Castelo de S. Jorge. Unterwegs haben wir noch in die Igreja de São Domingos einen kurzen Abstecher gemacht – die war das komplette Gegenprogramm zur Igreja de Sao Roque von vorgestern. Hat uns aber von der Wirkung her sehr beeindruckt. Vor etwa 50 Jahren wurde sie innen durch ein Feuer massiv zerstört und die Spuren davon wurden nur teilweise beseitigt. Weiter ging es zum Castelo! Die Aussicht belohnt auf jeden Fall für den Aufstieg, es geht schon gut steil den Berg hoch… Die Innenbesichtigung haben wir uns gespart, wir waren beide schon recht voll mit Kultur für heute.

Dann hat es zu regnen begonnen… Wir haben uns an den Abstieg und so langsam auf den Heimweg gemacht. Nachdem es inzwischen dunkel wurde, immer noch alles voller Menschen war (sind wir einfach nicht mehr gewohnt) und sich eingeregnet hat, wollten wir zurück nach Hause ins Boot.

Lisboa die erste

Heute nach dem Frühstück sind wir direkt nach Lissabon aufgebrochen. Das ist von hier aus tatsächlich sehr einfach und schnell mit dem Zug! Die Verbindung ist gut und nach einer Fahrt entlang der Küste kommt man auch ziemlich zentral an. Wir haben uns erstmal auf die Suche nach einer Touri-Info gemacht und mit Stadtplänen ausgestattet, dann ging es los zum Bummel durch die Stadt. Zuerst sind wir durch die Baixa geschlendert, durch die Fußgängerzone vorbei an großen und kleinen Geschäften. Einen Mittagssnack haben wir uns an für uns völlig ungewohnter Stelle gegönnt: wir waren im Hardrock-Cafe. Aufgrund der Preise da drin wird das wohl auch eine einmalige Angelegenheit gewesen sein…

Nach dem Essen sind wir weiter durch die Straßen geschlendert, mit der Straßenbahn ins Barrio Alto gefahren und dort weiter gebummelt. An der von außen völlig unscheinbaren Igreja de Sao Roque von 1566 wären wir fast vorbei gelaufen, sind dann aber doch rein. Und das war beeindruckend! Beim Erdbeben 1755 wurde sie nicht wie der Großteil von Lissabon zerstört, somit ist all die Pracht noch erhalten (laut Wikipedia eine der prächtigsten Kirchen der Welt). Unbeschreiblich, welch ein Reichtum in dieser Kirche steckt.

Danach sind wir eigentlich nur noch weiter geschlendert und haben die Stadt auf uns wirken lassen. Wir haben den sehr beeindruckenden Hauptbahnhof entdeckt, den Aufzug „Elevador de Santa Justa“, eine sehr nette Bäckerei, verschiedene Straßen und Plätze und zum Schluss noch einen Bootsausstatter! Bei dem werden wir bei unserem nächsten Besuch einen Stopp einlegen, Freitag wollen wir nochmal nach Lissabon. Es gibt da doch noch das ein oder andere, was wir heute nicht gesehen oder erlebt haben.

Cabo Mondego

Heute haben wir das schöne Wetter genutzt und einen Spaziergang (teilweise mit Busunterstützung) zum Cabo Mondego gemacht. Das ist das letzte Kap, an dem wir vorbei gefahren sind. Direkt am Kap ist es wunderschön. Allerdings darf man, wenn man so am Strand entlang schlendert, nicht zu sehr in Richtung Land sehen, da stehen doch etliche Wohnbunker für die Touristen, die hier wohl im Sommer einfallen. Auf alle Fälle haben wir die Sonne, die heutige Wärme, den Sand zwischen den Zehen und den leeren Strand genossen.